Hoffnung

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„Denkst du, dass Orion Lennox und Siska dort hingebracht hat, wo auch Thea ist?", fragte Alea nach einer Weile, in der sie sich an das wunderbare Gefühl geklammert hatte, dass Lennox nicht für immer Orion gehorchen musste.

„Schon möglich", erwiderte Ben. „Auf Korsika wird er sie bestimmt nicht gebracht haben und auch nicht nach Island, aber er hat bestimmt noch ein Dutzend andere Stützpunkte und Labore, in denen er forschen kann und gleichzeitig seine Leute in See stechen lassen könnte."

„Bestimmt hat er meine Schwester schon zurückverwandelt", murmelte Alea. Orion hatte vorgehabt, auch Thea den DNA-Wandler zu spritzen, damit sie keine Gefahr mehr darstellte. Durch die Prophezeiung des Tasfaren wusste er, dass sie der Elvarion helfen würde, und das wollte er dringendst vermeiden. Oder war es bereits geschehen? Hatte Thea ihre ‚Aufgabe' schon erfüllt, als sie ihr Blut in den Rückverwandler gab? Oder würde sie insgeheim noch eine größere Rolle spielen? Wenn ihre Schwester gegen alle Wahrscheinlichkeit wieder zu ihr kommen würde, könnte Nelani dann eventuell noch ein Gegenmittel herstellen, das sie wieder zur Walwanderin machen ließe?

Ben schien dasselbe gedacht zu haben. „Nelani könnte jeden Moment kommen. Jetzt wird dieses Tribunal mit der Lafora wohl nicht mehr stattfinden, aber vielleicht kann sie uns helfen, Lennox, Siska und Thea zu finden."

Wenn wir das überhaupt wollen, dachte Alea bei sich. Orion könnte Lennox schon längst befohlen haben, dass er sie sofort tötet, wenn er Alea sieht. Wäre es dann wirklich klug zu ihm zu kommen? Ihr fiel Bens Einwand ein. Obwohl ihr Verstand bei dieser Frage ein klares Nein!! ausspuckte, wollte ihr Herz sofort zu Lennox, egal wie gefährlich das sein könnte. Aber da fiel ihr noch etwas ein.

„Siska ist bestimmt längst an Orion gebunden", brachte sie hervor und eine Welle von Schuldgefühlen übermannte Alea. „Und wenn das so ist, dann wird sie sich seinen Worten niemals widersetzen können! Wie die anderen Darkoner..." Es war so falsch. Siska war noch nicht einmal erwachsen und sollte noch zur Schule gehen! Stattdessen sollte sie für den Rest ihres Lebens für einen Gangsterboss arbeiten? Alea wurde übel bei diesem Gedanken.

„Immerhin kann sie nun richtig ihren Vater kennenlernen", sagte Ben traurig. „Auch wenn es so ziemlich die schlimmsten Voraussetzungen dafür sind."

„Zum Glück weiß Orion nicht, dass Zeirus ihr Vater ist", murmelte Alea, „sonst würde er die beiden auch noch auseinander halten." Sie fielen in bedrücktes Schweigen und der Funke Optimismus, den Alea zuvor verspürt hatte, erlosch jäh, als wäre er unter einer Decke erstickt worden. Wie sollten sie Orion nur besiegen, wenn er es sogar fertigbrachte, ihre Freunde an sich zu binden? Gar nicht!, flüsterte etwas in ihr und Alea verdrängte es sofort. Seit sie mit Ben redete, fühlte sie sich besser, und nicht nur weil sie einsah, was Ben sagte, und es auch richtig war, sondern auch weil er so felsenfest daran glaubte, dass sie Lennox wieder zurückbringen konnten. Vielleicht sogar mit ihrer Schwester! Sie wollte nicht mehr der sture Roboter sein, der sie in den letzten Tagen war. Es war Zeit, wieder in die Elvarion-Rolle zu schlüpfen.

„Ich werde die Silberfäden nehmen", entschied Alea bestimmt. „Möglicherweise erfahren wir etwas über Lennox' und Siskas Aufenthalt." Ben nickte und lächelte.

„Stimmt, die eine Vision mit der Zerstörung des Silberumhangs hat sich ja nun erfüllt..."

Alea stockte im Gehen. Nur ganz kurz, sodass er es bestimmt nicht bemerkt hatte. Nicht nur diese Vision hatte sich erfüllt. Ben wusste nichts von ihr, weil Alea es nur Lennox erzählt hatte, aber auch eine zweite Vision war in Erfüllung gegangen. Zwar war sie unendlich froh, dass Lennox es nicht wirklich so gemeint hatte. Aber sie wusste nun auch, dass das, was er ihr schwor, nicht immer eingehalten werden konnte. Denn immer pfuschte Doktor Orion dazwischen, und es war fast so, als würde eher alles, was er wollte, in Erfüllung gehen.

Mein Alea Aquarius 8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt