• Chapter Three•

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"I came in like a wrecking ball
I never hit so hard in love
All I wanted was to break your walls
All you ever did was wreck me
Yeah, you, you wreck me", schrien Ryan und ich den Song "Wrecking Ball" von Skandalnudel Miley Cyrus eher, als dass wir sangen. Wie eine Bekloppte tanzte ich sitzend auf dem Beifahrersitz und brachte Sam so zum Lachen, dass der sich mit Lachtränen in den Augen auf dem Rücksitz kugelte.

"Also, eins muss man dir lassen, Darling, an dir ist definitiv ein Klassenclown verloren gegangen!", grinste Ryan schadenfroh und schlug mir leicht auf den Oberschenkel.
"Einer muss hier ja für Stimmung sorgen!", gab ich schmunzelnd zurück.
"Wenigstens ist mit ihr immer etwas geboten", warf Sam atemlos ein.
"Siehste!? So wird's bei uns nie langweilig!"
"Ich weiß wir drei sind einfach die besten! Sagt mal, wollen wir uns Freitag treffen und den Plan für nächstes Jahr durchgehen? Wir müssen ja noch auslosen, wer wann mit Steiner mitfährt und wie wir unsere Turniere organisieren." Ryan warf mir einen kurzen Seitenblick zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. Schulterzuckend drehte ich mich zu Sam um.

"Von mir aus gerne. Wir sollten uns auch mit diesem komischen Regisseur in Verbindung setzen."
"Ich dachte, der wollte auf uns zukommen. Oder hab ich was falsch verstanden?"
"Ne, hast du nicht Sam. Aber vielleicht sollten wir auf ihn zu gehen, um ihm zu zeigen, dass wir die Idee mit dem Videodreh unterstützen. Außerdem will ich wissen, was die so geplant haben", schmollte ich vor mich hin. Die beiden Männer mussten lachen.

"Seit wann so ungeduldig, Darling?", fragte mein bester Freund.
"Ich bin nicht ungeduldig! Schau mal Sam, du bist zuhause! Wir sehen uns morgen."
Ich weiß, ich weiß! Verdammt schlechtes Ablenkungsmanöver! Aber hey, irgendwie musste ich aus dieser dämlichen Situation rauskommen. Da war mir jedes Mittel recht!
"Ich bin ja schon weg", lachte Sam, "bis wann bist du morgen im Stall?"
"Wenn ich aus dem Bett komme, gegen 6 Uhr morgens. Nachdem heute ja keine Zeit war, muss ich morgen alle drei machen. Und gegen Zwei Uhr Nachmittags sollte ich in der Uni sein."
"Okay, dann sehen wir uns morgen Vormittag. Ich wünsch euch noch einen schönen Abend. Und fahr vorsichtig, der Schnee wird irgendwie nicht weniger!"
"Mach ich, wir sehen uns Morgen." Sam klopfte Ryan auf die Schulter und wuschelte mir durch die Haare.
"Du A*schkrapfen!", schrie ich entsetzt und bückte mich nach vorne weg. "Verzieh dich oder ich dreh dir höchstpersönlich den Hals um!" Sam lachte noch einmal herzhaft und stieg aus dem Wagen aus und in die kalte Dezembernacht mit Schneefall. War ja klar, dass er meine Drohung wieder nicht ernst nahm.

"Na dann, auf nach Hause, Darling."
"Halt die Klappe und fahr zu!" Ja, was meine Haare angeht, kann ich richtig bissig werden und diese zwei Idioten wissen das eigentlich auch ganz genau. Aber ich liebe sie trotzdem! Immerhin sind es meine zwei Idioten. Versteht mich nicht falsch, die beiden, Ryan und Sam, sind so etwas wie Brüder für mich.

Während Ryan mit meinem Stiefbruder liiert ist, ist Sam so etwas wie mein großer Bruder, mit dem ich über alles sprechen kann. Manchmal glaube ich, da ist mehr zwischen uns. Wenn wir zusammen unterwegs sind, egal ob alleine oder mit anderen herrscht zwischen uns eine Spannung, die ich mir nicht erklären kann und auch nicht erklären möchte. Mir schossen einige Bilder von September durch den Kopf. Bilder, die ich am liebsten...

"Soph? Alles okay?", unterbrach Ryan meine wirren Gedanken. Dankbar, mit heißen Wangen und einem pochendem Herzen drehte ich mich zu ihm.
"Ja", log ich mit zitternder Stimme, "Alles bestens. Meinst du Mark hat einen ordentlichen Film ausgesucht?" Prüfend sah er mich an und überging meine offensichtliche Lüge.
"Du kennst ihn doch, er hat mit Sicherheit wieder eine Schnulze ausgeliehen."
"Ach komm, nur weil du der Mann in der Beziehung bist."
"Dir gehört wirklich der Mund verboten!"
"Warum? Nur weil ich das Offensichtliche benenne?"
"Nein, weil du unglaublich vorlaut bist."
"Tja Ryan, du wusstest worauf du dich einlässt, als du mit Mark angebandelt hast!", lachte ich meinem besten Freund dreckig ins Gesicht.
"Angebandelt?", fragte der gebürtige Schotte entsetzt.
"Das ist dein einziges Problem?"
"Darling, du weißt genau, dass ich deinen Bruder heiraten will. Da passt dieses Wort nicht wirklich!"
"Schlimm die heutige Jugend. Einfach nur schlimm." Amüsiert über seine Antwort, schüttelte ich den Kopf.
"Blöde Kuh!", grummelte Ryan gespielt sauer.
"Ich liebe die auch, du Rockträger."
"Steig aus, bevor ich dich noch erschlage!" Hämisch grinsend sprang ich aus seinem schwarzen SUV und flüchtete durch das dichte Schneetreiben zur Eingangstür.

Schnell öffnete ich die Tür zu dem Mehrfamilienhaus, in dem sich meine kleine süße Zweizimmerwohnung befand. Kaum war ich im Hausflur erschrak ich fürchterlich, als plötzlich etwas an meinen Beinen entlangstrich. Ein kurzer Blick nach unten verriet mir, dass mein Kater Lilienkopf auch nach Hause ins Warme wollte.
"Na Li, mal wieder den halben Tag im Keller gepennt?", fragte ich belustigt und bückte mich zu ihm runter, um ihn auf den Arm zu nehmen. Die einzige Anwort, die ich von dem Zwerg bekam, war ein treudoofer Blick aus seinen moosgrünen Augen und ein herzerweichendes Maunzen. Lachend kraulte ich ihn hinter dem Ohr und sah Ryan entgegen, der noch das Auto geparkt hatte.
"Bist du mal wieder über deine Katze gefallen?"
"Nö, Lili hat mich gefunden. Mark hat ihn entweder vergessen oder ihn wieder mal aus der Wohnung geschmissen."
"Zweiteres klingt definitiv nach meinem Freund. Komm, lass uns mal hochgehen."

"Sag mal, kommt es mir nur so vor oder riecht es nach angekokelter Pizza?" Irritiert roch ich in der Luft.
"Spinnst jetzt völlig? Das Einzige was hier komisch riecht, sind die Lavendel-Beutel von Frau Kriesch aus dem Ersten Stock", gab ich über meine Schulter zurück, als ich die Treppe hochstieg. Leider lag meine Wohnung im dritten Stock, in einem Altbau ohne Aufzug.

"Einen wunderschönen guten Abend an meinen lieblichen Hausgeist, der meinen süßen Kater ausgesperrt hat!", rief ich einmal quer durch meine Bude, nachdem ich die Tür aufgeschlossen hatte. Wie erhofft streckte mein Bruder den Kopf durch die Küchentür, welche rechts im Gang lag.
"Selbst Schuld, wenn er versucht sich in der Tomatensoße zu ertränken", fuhr Mark mich sauer und mit hochrotem Kopf an. Hinter mir brach Ryan beinahe zusammen vor Lachen, während ich einfach nur perplex da stand. In der einen Hand den Wohnungsschlüssel, auf dem anderen Arm den tiefschwarzen Kater und über der Schulter meine Tasche gab ich wohl einen sehr lustigen Anblick ab mit meinem verdatterten Blick, denn jetzt fing auch noch mein Bruder an zu lachen. Verwirrt sah ich zwischen den beiden Männern hin und her. Peinlich berührt schoss mir das Blut in die Wangen und mein Gesicht fühlte sich völlig überhitzt an.

Verkniffen zog ich meine Nase kraus und schmiss beleidigt meinen Schlüssel in die dafür vorgesehene Schale auf der Kommode links der Tür, pfefferte meine Schuhe an die Garderobe und stolzierte mit Li an Mark vorbei in mein Schlafzimmer. Ja, es war nicht gerade die feine Englische einfach abzurauschen. Aber hey, auch ich hab mal einen schlechten Tag. Ich bin schließlich auch nur ein Mensch, der sein Leben lebt. Und nachdem was an diesem Tag alles passiert ist, brauchte ich nur noch ein leckeres Essen, 'nen guten Film und verdammt viel Schlaf.

Apropos Essen. Meine ganze Wohnung roch lecker nach Marks berühmter Napoli-Sauce. Ich schätze, wenn ich noch was davon möchte, sollte ich mich bei ihm entschuldigen. Außerdem hasse ich es, wenn Mark und ich streiten. Er ist mein großer Bruder, wenn auch nur mein Stiefbruder und damit eingeheiratet in meine bescheuerte Familie.

Vorsichtig setzte ich Li auf meinem Doppelbett ab, nahm mir meine Gammeljogginghose und ein weites Shirt aus meinem Kleiderschrank und zog mich um.
"Ich hab ganz schön Mist gebaut, was Li?", fragte ich den jungen Kater, der mich nur mit schräg gelegtem Kopf ansah.
"Manchmal ist das echt furchtbar, dass du mir nicht antworten kannst. Na komm, lass uns in de Küche gehen." ich zog mir noch einen bequemen Jumper über und ging dann zurück in die Küche.

"Es...tut mir Leid, Hase!", flüsterte ich und umarmte meinen Bruder von hinten.
Ryan saß an meinem kleinen Esstisch und lachte leise in sein Wasserglas. Mark stand am Herd und musste kichern.
"Ach Kleines." Grinsend drehte er sich um und schlang seine Arme fest um mich. "Uni lief heute wohl nicht besonders, was?"
"Die war sogar noch das kleinere Übel!", nuschelte ich so leise in Marks T-Shirt, dass ich schon dachte, er hätte mich nicht verstanden.
"Wer ist dir denn quer gekommen?"
"Dreimal darfst du raten!"
"Hat dir Elena schon wieder an den Kopf geworfen, du wärst nicht fähig einen Mann an deiner Seite zu halten?", fragte Ryan entsetzt.
"Kennst sie doch. Immer schön auf andere einschlagen, nur um das eigene Versagen zu vertuschen."
"Lass mich raten, Kleines, genau das hast du ihr auch ins Gesicht gesagt", kombinierte Mark schmunzelnd.
"Kennst mich doch. Klappe halten ist nicht so meine Stärke."
"Oh ja, Ruhe geben können andere, aber nicht du."
"Geh mir nicht auf den Zeiger!", pampte ich ihn gereizt an.
"Okay, okay. Bevor ihr euch jetzt an die Gurgel springt und etwas zu Bruch geht, schnappt sich jetzt jeder einen Teller mit Essen und setzt sich dann auf die Couch. Die Karibik und Jack Sparrow warten auf uns!", ging Ryan lachend dazwischen.
"Captain Jack Sparrow bitte!" Augenverdrehend drückte mir der Schotte einen Teller in die Hand und schob mich zum Herd.
"Beeil dich, Weib! Ich hab Hunger!"
"Ist ja gut, du elendiger Macho!"

Ich hab doch eindeutig die besten Freunde dieser Welt!

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