Zitternd in meine Winterjacke und meinen Schal gekuschelt, öffnete ich die Tür zu unserer Lieblingskneipe "Sokrates". Ja, dieses Pub wurde wirklich nach dem griechischen Philosophen benannt. Schließlich wird jeder von uns nach ein paar Bier selbst zum Philosophen; und wenn es nur das philosophieren über das Leben ist.
Aber Joe, der Besitzer der Kneipe, war Steiners Cousin und wir drei, Sam, Ryan und ich, hatten uns genug eingeschleimt, um jetzt alle unsere Getränke zum halben Preis zu bekommen. Seitdem war das "Sokrates" unser Lieblingstreffpunkt am Wochenende.
Deshalb bin ich auch jetzt, Freitagabend um halb Neun, hier und treffe mich mit meinen beiden Lieblingsidioten.Ich hatte gerade einen Fuß durch die Tür gesetzt, schon schwang mir die stickige Luft aus dem Pub entgegen. Meine Jacke aufmachend sah ich mich im Raum um und konnte Sam an dem hinteren Teil des Tresens ausmachen. Nachdenklich blickte er mit einem traurigen Ausdruck auf dem Gesicht in sein halbvolles Glas.
Was war denn mit dem los? So kannte ich den Hünen gar nicht.
Plötzlich zog es hinter mir wieder kalt rein und ich drehte mich überrascht um.
"Hey Darling", lächelte mein bester Freund mich an.
"Ich dachte du kommst später?!", stellte ich überrascht fest und wickelte meinen Schal von meinem Hals.
"Ich bin doch früher losgekommen als gedacht. Der schaut aber nicht sehr glücklich aus. Was hat er denn?"
"Frag mich was Leichteres. Lass uns rüber gehen." Gefolgt von Ryan schlängelte ich mich durch die Tische hindurch und lief direkt auf den Dritten im Bunde zu."Hey Sam. Alles klar bei dir?", fragte ich den Lockenkopf, der an der Bar saß.
"Hey, Kleines. Bei mir ist alles gut", gab Sam ziemlich unglaubwürdig zurück.
"Lüg mich bloß nicht an! Also, was ist los?" Man konnte sehen, dass ihm das Nachhaken unangenehm war. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl herum und drehte sein Glas nervös zwischen den Fingern. Selbst der Schotte bemerkte die angespannte Stimmung, als er mit unseren Getränken zurückkam.
"So, dann lasst uns mal über das nächste Jahr reden!", griff Ryan ein und stellte mir ein Bier vor die Nase.
"Gute Idee!", stimmte ich lächelnd zu und ließ das heikle Thema erst einmal ruhen.** 2h später **
Stöhnend massierte ich mir die schmerzenden Schläfen und sah auf unsere Notizen.
"Haben wir jetzt alles bedacht? Außer unseren Sonderschichten und den Packlisten", fragte ich die anderen beiden, die genauso begeistert auf die Blätter vor mir sahen.
"Ich glaube schon", antwortete Ryan mit müder Stimme.
"Sagt mal, täusch ich mich oder müssen wir nächstes Jahr noch mehr beachten als Letztes?", fragte Sam frustriert und spielte mit meinen Haaren. Erschrocken quietschte ich leise und schlug nach seiner Hand.
"Vergiss nicht, wir haben den Kontrollfreak im Team", gab mein bester Freund amüsiert und kopfschüttelnd zurück.
"Hey!", rief ich angesäuert, "Ich bin kein Kontrollfreak! Ich hab nur keine Lust, dass uns kurz vor knapp wieder mal einfällt: 'Oh nein. Wir haben was vergessen!' " schließlich wird dann in spätestens drei Monaten wieder rumgeheult, dass wir etwas nicht haben und dann, meine Lieben, ist das Geschrei wieder groß. Und zwar nicht von mir!
"Gar nicht wahr!", verteidigte sich Sam und kitzelte mich mit meinen Haarspitzen am Ohr. Finster dreinblickend drehte ich mich zu ihm und gab ihm so die Möglichkeit an meine Nase ranzukommen. Schwerer Fehler meinerseits. Verdammt schwerer Fehler.Kaum hatte ich meine eigenen Haare in der Nase, musste ich ein Niesen unterdrücken. Und verdammt noch mal, so einfach wie man denkt ist das gar nicht! Vor allem dann nicht, wenn der Arsch vor mir nicht damit aufhört mich zu ärgern. Ich wollte gerade wieder nach seiner Hand schlagen, als es passierte.
Ich musste niesen!
Und die Idioten lachten mich eiskalt aus.
Ihr kennt es bestimmt alle: Man hasst es vor anderen Niesen zu müssen. Immerhin schaut nicht jeder dabei aus wie aus dem Ei gepellt, und ich schon gleich dreimal nicht!
Man könnte sagen mein Gesichtsausdruck kommt einem Panda mit Verdauungsstörungen dabei ziemlich nahe.
Verdammt, jetzt diss ich mich auch noch selbst. Wobei, es ist eigentlich nur die Wahrheit. Aber wer will sich die schon eingestehen?"Ach du liebes bisschen, Darling! Dich kann man einfach zu gut ärgern!", lachte Ryan und schlug auf die Theke ein.
"Was ist denn bei euch los?", fragte Joe und trocknete in Ruhe ein Glas ab.
"Ich werd' hier wieder verarscht!", rief ich schmollend. Beleidigt schob ich meine Unterlippe vor, verschränkte meine Arme vor der Brust und warf sowohl meinem besten Freund als auch dem Lockenkopf einen vernichtenden Blick zu."Ich glaube, wir losen mal die Sonderschichten aus, bevor Sophia beleidigt abzieht."
"Ihr wisst aber hoffentlich, dass ich erst ab August auch unter der Woche wegfahren kann?", fragte ich die beiden.
"Schreib einfach mal alle Turniere auf. Wir sortieren dann nach Monaten. Du setzt einfach April bis Juli aus und ziehst August bis Oktober einfach öfter", schlug Ryan vor.
"Klar, ist ja nur meine Hand, die zu Tode geschrieben wird. Ich hab 'ne bessere Idee. Wir nummerieren alle Turniere durch und gehen von Monat zu Monat."
"Gut, dann auf! Wir haben bereits halb 11 und ich will jetzt endlich ins Wochenende starten!", meckerte Sam und kitzelte mich wieder am Ohr. Entnervt schlug ich zum dritten Mal nach seiner Hand und traf mich dabei selbst am Kinn. Großartige Aktion.
"Okay, dann lost ihr die vier Turniere von April bis Juli aus und ich übernehme die drei Turniere von August bis Oktober. Dann wär es einigermaßen fair verteilt!", schlug ich den beiden Männern auf meiner linken und rechten Seite vor. Während die zwei nachdachten, schnappte ich mir eine kleine Schüssel von der Ablagefläche hinter der Theke. Schnell faltete ich die Zettel mit den Zahlen 1-4 und legte sie rein. Vorsichtig rührte ich mit dem Stift einmal um.
"Sam fängt an", erklärte der Schotte und lehnte sich zurück. Also schob ich dem Lockenkopf zu meiner Linken die Zettel rüber.** 10 Minuten später **
"Shit man, ich darf jetzt wirklich mit nach Frankreich?", fragte Sam entsetzt.
"Kopf hoch, Lockenkopf, ich hab gehört, die französischen Frauen sind nicht nur wunderschön, sondern auch sehr heißblütig.""Ja, das hab ich auch schon gehört!" Ouch! Das war ein Schlag in den Magen. Verdammt, was war nur los mit mir? Sonst machte mir der Gedanke, dass Sam was mit einer anderen hat, auch nichts aus.
"Dann solltest du es vielleicht mal ausprobieren!" Okay, das kam jetzt ein wenig eifersüchtig rüber. Und meine Klappe war auch mal wieder schneller als mein Hirn. War ja klar, sowas kann auch nur mir passieren. Aber vielleicht hat mir die Geschichte an Halloween doch mehr bedeutet. Nein, das kann nicht sein. Als ob ich Gefühle für meinen Team...!"Hey Soph! Du kannst nicht einfach so einen Satz raushauen und dann in Gedanken versinken!", regte sich Sam auf.
"Lass stecken!", zischte ich zurück, schmiss einen Zehn-Euro-Schein auf den Tresen, schnappte mir meine Sachen und verschwand.
Shit, von wegen keine Gefühle! Ich steckte doch schon mittendrin. Mein Herz raste noch immer und wenn ich daran dachte, dass etwas Sam mit einer anderen am Laufen hatte, trieb es mir die Tränen in die Augen. Schnell wischte ich mir über's Gesicht und zog mir beim Laufen meinen Schal und meine Jacke an. Ich rannte schon fast aus dem 'Sokrates'. Tja, und wie sollte es anders sein? Kaum war ich um die Ecke verschwunden, rauschte ich mit vollem Karacho gegen etwas hartes und wäre beinahe hingefallen, hätte mich mein Gegenüber nicht geistesgegenwärtig an den Oberarmen festgehalten."Nicht so schnell junge Dame", sprach mich eine rauchige, verdammt tiefe Stimme an, die mich zum Aufsehen brachte. Und was ich da sah. Puh, heiliges Kanonenrohr! Wie atmet man doch gleich wieder? Dieses mal raste mein Herz aus einem ganz anderen Grund.
Mir blickten die wunderschönsten blaugrauen Augen entgegen, die ich in meinen 23 Jahren je gesehen habe. Sie schienen mir schon fast in meine geschundene Seele zu blicken.
Jetzt war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich wirklich in meinen Teamkollegen verliebt war.
Immerhin stand gerade Adonis persönlich vor mir.Manchmal frage ich mich, was Fortuna noch so alles mit mir vor hat!
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Love Passion and Heartbeat
Narrativa generaleEine junge Frau Eine Liebe Zwei Pferde Drei Herzen Eine Leidenschaft und Ein Herzschlag. Sophia ist eine 23-jährige tollpatschige, großmaulige, rebellische und komplett durch geknallte Dramaqueen. Ihr Leben hatte ziemlich oft unerwartete Wendungen...