🍋 Albedo x Reader 🍋

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Es war jetzt schon seit einigen Stunden stockfinster und mein Gesicht fühlte sich taub an vor Kälte. Viel konnte man nicht sehen, nur den Sternenhimmel, der prächtig über die schneebedeckten Steinberge hing. Ich konnte ein paar Sternzeichen ausmachen, die gerade heller wurden. Richtung Süden, Nähe Horizont befand sich der Schwan und direkt daneben leuchtete die Leier. Aber das sollte jetzt eigentlich nichts zur Sache tun, denn ich sollte mich lieber meiner Arbeit widmen. Aber die momentane Temperatur und der Fakt, dass ich umhüllt von Ästen und dickem Schnee in einem Busch sitze, macht das ganze nicht gerade einfach. Meine Gelenke schmerzten aufgrund der ungesunden starren Körperhaltung, die ich schon eine ganze Zeit so beibehielt. Ich war zwar echt warm angezogen, doch die Kälte kroch durch meine mit Schafswolle gefütterte Jacke und Stiefel und raubte mir so die letzte verbliebene Wärme. Meine Augen beobachteten seit meiner Ankunft in diesem Busch das Flussufer, welches um die 20 Meter entfernt vor mir lag. Ich hatte eine unglaubliche Geduld, was mir bei meiner Arbeit eine große Hilfe war. Denn ich wartete auf ganz bestimmte Lebewesen, die sich hier, am Flussufer des Drachgrades, häufiger zeigten als woanderst in Teyvat. Nur heute war meine Jagd nach ihnen noch nicht gut ausgefallen. Vielleicht wussten sie, dass sich hier ein Jäger rumtrieb, der auf sie lauerte? Na ja, was soll's. Ich warte einfach noch eine halbe Stunde und mache mich dann zurück, wenn nichts kommt. Es vergingen 15 Minuten, bevor ich ein konstantes Platschen hörte. Sie sind da!, rief ich in Gedanken. Fünf dicke Cryo-Schleime hüpften über das Wasser und tummelten sich Rand des Flusses. So viele aufeinmal hatte ich noch nie gesehen. Das Warten hatte sich mal wieder gelohnt. Wird Zeit mir ihren Schleim zu holen, bevor sie mir noch entwischen. Ich packte meinen Bogen aus und zielte direkt auf die Mitte der Gruppe der Schleime. Mithilfe meiner Pyro-Vision sollten sie eigentlich mit einem gezieltem Pfeilschuss sofort besiegt sein. Ich legte den Pfeil an meinen Bogen an und konzentrierte mich. Es sammelte sich Feuer an der scharfen Pfeilspitze und er entzündete sich mit glühenden Funken. Ich habe nur einen Versuch, wenn der daneben geht, gehe ich mit leeren Händen aus. Egal, das ist jetzt nicht so wichtig, konzentriere dich lieber und denk optimistisch. Ich verlangsamte mein Atem und kontrollierte nocheinmal die Position des Pfeils, um mir Sicherheit zu verschaffen. Dann lies ich die Sehne des Bogens los und der Pfeil schoss mit flatternden Flammen gerade nach vorne. Das Ganze ging so schnell, dass die Cryo-Schleime die herannahende hitzige Gefahr nicht einmal erfassen konnten. Der Feuerpfeil schlug mittig ein und traf mit seiner kleinen Explosion die Schleime in seinem Umfeld. Auf einen Streich waren sie alle erledigt. Ich sprang aus meinem Versteck und rannte durch den dicken Schnee zum Flussufer. Jetzt musste zügig gehandelt werden, denn das fließende Wasser würde bald das gesammte Schleimkondensat davonspülen. Ich knipste den kleinen länglichen Holzbehälter an meinem Hosengürtel ab und sammelte flink den Schleim aus den Wasser. Für heute war meine Arbeit getan und ich konnte endlich nach vier Stunden, draußen in der Eiseskälte, zurück in die Wärme kehren.

Ich hatte bereits einen Fußmarsch von zehn Minuten hinter mir bis es wieder zu schneien anfing und der klare Himmel von vorhin sich rasant zu zog. Mir soll es recht sein. Lieber auf dem nach Hauseweg als bei der Jagd, dachte ich.

Vor mir gähnte ein großer Höhleneingang aus dem, für mich so sehr ersehnte, Wärme strömte. Ich klopfte meine Schuhe ab, um keinen Schnee mitreinzubringen.
"Schön, dass du wieder zurück bist, y/n. Häng deine Sachen über's Feuer, ich habe extra Holz nachgelegt, damit es nicht ausgeht", sagte ein hellblonder junger Mann, dessen Kopf knapp über die Platte eines Schreibtisches schaute. Er lächelte mich an und schien sich wirklich zu freuen.
"Ja es lief heute wirklich gut, Meister Albedo. Ich konnte den ganzen Holzbehälter füllen. So viel hatten wir noch nie", entgegnete ich ihm und begann meine dicken Sachen auszuziehen. Ich streifte die Winterhose von mir und hing sie auf den Metallständer, der dicht am Feuer stand. Die Strumpfhose, die ich darunter anhatte, war zum Glück noch trocken. Meine dicke Felljacke hing ich auch zu der Hose auf dem Metallständer. Dann enthakte ich den Holzbehälter vom Gürtel und trug ihn rüber zu Meister Albedo. Dieser kramte immernoch unter dem Schreibtisch in seinen Schubladen und schien nach etwas zu suchen.
"Ich habe Ihnen das Schleimkondensat mitgebracht. Wo soll ich es Ihnen hintun?" sprach ich ihn an. Meister Albedo schaut gar nicht auf, so vertieft war er in seiner Suche. "Ja, y/n tu es einfach auf den Tisch. Ich kümmere mich gleich darum." Ich stellte das Gefäß auf seinen Tisch und war im Begriff zu gehen, um mich für das Bett fertigzumachen, bevor sich der Meister umdrehte und mich ansprach: "Ach so y/n, bevor du schlafen gehst, kannst mir noch behilflich sein den Nektar von den Vaniloquas vorzubereiten?"
Eigentlich hatte ich gar keine Lust und Energie mehr für ihn noch irgendwas vorzubereiten, da ich für den Heimweg durch den Schnee schon meine letzten Kraftreserven gegeben hatte, aber da ich schließlich sein Gehilfe bin und auch dementsprechend durch großzügiges Mora, welches ich auch echt nötig hatte, belohnt wurde, konnte ich die Arbeit ihm gegenüber nicht verweigern. Tatsächlich arbeitete er öfters Mal Nächte durch, um seine Projekte umzusetzen und zu verwirklichen. Die Alchemie ist aber auch seine Leidenschaft und er gibt sich ihr völlig hin. Für mich ist Meister Albedo ein großes Vorbild und ich habe seit meinen zwei Wochen, die ich schon hier bin, einiges über die diversesten Sachen von den Teilgebiete in der Alchemie gelernt. Ich respektiere ihn für seine Klugheit und seinen präzisen Fertigkeiten in der Forschung.
"Ja natürlich Meister. Ich werde ihnen dabei zur Hand gehen", entgegnete ich ihm. Er lächelte und nickte. Sein Blick ging zu meinen Pullover und er zeigte bei sich auf die Brust und meinte zeitgleich: "Schau mal, der Schnee ist scheinbar durch deine Jacke gegangen und hat deinen Pullover etwas nass gemacht. Du solltest ihn lieber ausziehen bevor du dich erkältest, in der Höhle sind wir nicht ganz geschützt vor Kälte, y/n." Ich schaute hinab und es war tatsächlich ein nasser Fleck zu sehen. "Danke für den Hinweis, Meister Albedo. Ich habe so viele Schichten Klamotten an, da bemerke ich das nicht so schnell, wenn etwas nass ist", sagte ich darauf. Ich drehte mich um und lief wieder zum Feuer zurück, um meinen Pullover zu den anderen Sachen zu hängen. Ich überkreuzte meine Arme und zog das nasse Kleidungsstück über meinen Kopf. Dabei rutschten meine Unterhemden etwas mit nach oben und legte meinen Oberkörper frei. Hoffentlich hat Meister Albedo das jetzt nicht gesehen. Es war mir irgendwie etwas peinlich. Warum eigentlich? Ist doch ganz normal, das kann ihm doch eigentlich egal sein. Na ja was soll's. Ich stülpte den Pullover richtig rum und hang ihn auf. So jetzt musste ich mich um den Vaniloqua-Nektar kümmern. Den Nektar bewahrte Meister Albedo immer in Glasphiolen auf, die in einem Schrank weiterhinten in der Hölhe einsortiert waren. Während meines Weges dahin schaute ich nocheinmal zu Meister Albedo, um zu schauen, was dieser tat. Allerdings trafen sich unsere Blicke genau. Hatte er mir jetzt doch zu geschaut? Nein glaube ich nicht, Meister Albedo hatte bis eben doch noch was gesucht, sicherlich hatte er seine Sache jetzt gefunden. Hör auf zu interpretieren, dachte ich flüchtig. Ich öffnete den Schrank und nahm einen Karton mit feinsäuberlich geordneten Phiolen heraus. In ihnen glänzte ein goldener zähflüssiger Nektar. Der Anblick gefiel mir. Es legte sich eine Hand auf meine Schulter und ich drehte mich um.
"Komm lass mich den Karton nehmen und du nimmst zwei Pipetten aus dem Fach da oben", sagte Meister Albedo und deutete auf ein Ausziehfach über meinen Augen. Ich überreichte ihn die Phiolen mit Nektar und zog das Fach heraus und entnahm seine Pipetten. Meister Albedo hatte bereits alles auf seinen Forschertisch ausgelegt, was wir für die Vermischung von Schleimkondensat und Vaniloqua-Nektar brauchten.
"Y/n nimm dir eine Pipette und komm zu mir" meinte Albedo und hielt bereits eine Phiole mit Nektar in der Hand.
"Ja" erwiderte ich und ging um den Tisch zu der Seite von Meister Albedo. Er nahm meine Hand mit der Pipette und führte sie zu dem Nektar.
"Pass gut auf, y/n. Ich zeige dir einmal wie das Ganze geht, damit du es gleich selbst machen kannst." Er rückte ein gutes Stück näher an mich ran, um mir über die Schulter zu schauen. Seine doch etwas längeren Haare kitzelten an meinem Ohr und ich konnte seinen Atem spüren. So kann sich doch keiner konzentrieren, wenn der so nah an einem ist, dachte ich mir. Aber ich musste, denn ich wollte Meister Albedo nicht enttäuschen. Zusammen tunkten wir das kleine Pipettenröhrchen in den Nektar und zogen ihn hoch.
"Jetzt kannst du den Nektar wieder verschließen und tust ihn bei Seite. Als nächstes nehmen wir dann den Schleim. Ich habe vorhin schon angefangen ihn in ein paar Reagenzgläser zu füllen, da können wir die Menge besser bestimmen" erklärte Meister Albedo.
"Und das musst du dir jetzt brav merken: Man gibt nur 4 Tropfen Vaniloqua-Nektar hinzu. Wenn du einen zu wenig oder zu viel dazu tröpfelst ist die ganze Mischung nutzlos." So schwer war das ganze ja nicht, das werde ich, denke ich, ohne große Probleme hinbekommen. Meister Albedo hatte meine Hand losgelassen und widmete sich wieder dem Umfüllen des Schleims in die Reagenzgläser.
Wir standen nun schon seit einigen Minuten schweigend da und die Atmosphäre war mit einer komischen Spannung erfüllt. Ich fühlte mir irgendwie unwohl, obwohl eigentlich nichts war.

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