Daimonentochter

Prolog

«Renn! Cassie!» Ich hörte ihre Schreie hinter mir. Ich jagte den unebenen Waldweg entlang, Äste schlugen mir ins Gesicht, ich fühlte das lauwarme Blut an meiner Wange. Ich konnte schon seinen heißen Atem in meinem Nacken spüren. Meine Lungen brannten von der eisigen Luft, ich spürte meine Finger nicht mehr. Doch die Angst vor ihm beflügelte mich, zwang mich weiterzulaufen. Immer wieder warf ich einen Blick zurück. Nebel kroch über den Boden. Mühsam atmete ich ein und aus, obwohl ich vor Müdigkeit am Liebsten auf der Stelle tot umfallen wollte. Vor mir sah ich plötzlich eine Nebelbank; das konnte meine Rettung sein. Meine Überlebensinstinkte waren geweckt, mit letzter Kraft rannte ich in den Nebel, der weiße Dunst umfing mich augenblicklich. Ich verlangsamte meine Schritte, bis ich schließlich stehen blieb. Ich versuchte so ruhig wie möglich zu atmen, denn er durfte mich nicht hören. Ich drehte mich um mich selbst, egal wo ich hin blickte, alles war weiß, selbst die Vögel hatten aufgehört zu singen.Totenstille. Ich konnte das weiche Moos unter meinen Fußsohlen spüren. Meine nackten Zehen fühlten das nasse Gras.

Plötzlich flammten zwei eisblaue Augen vor mir auf! Er hatte mich gefunden! Ich war unfähig mich fortzubewegen, mein Schrei erstickte in meinem Hals. Der Nebel lichtete sich, ich konnte die Umrisse seines geschmeidigen, raubtierhaften Körpers erkennen. Langsam schlich er um mich herum, wie ein hungriger Löwe, der darauf wartet seine Beute in kleine Stücke zu zerreisen. Ich sah das gierige Glitzern in seinen Augen. Sein Fell war schwarz und matt und seine Klauen furchterregend. Ich sah wie er mit seine Hinterbeinen zum Sprung ansetzte, wie er mit seiner Zunge genüsslich über die Lippen leckte. Ein eisiger Schauer fuhr mir über die Brust und dann sprang er.

«Nyx!» Ich hörte noch meinen eigenen Schrei, bevor er mir mit seinen goldenen Klauen die Kehle durchschnitt.