Daheim

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Unser lieber Mark hatte ja am Dienstag Geburtstag und da hab ich einen kleinen OS geschrieben. Auch dieser OS gehört zum "Bauch und Kopf" - Universum.

Happy Birthday Mark Forster ☺️

Und euch viel Spaß mit diesem kleinen OS.

Eure Reniawen

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Inspiration : Marks Geburtstag, 11.01.2022

»What, you're not home on your birthday? Are you kidding me?«
»Ach komm schon, Paddy, es ist bloß der 39., es ist ein Dienstag, Jamila geht eh in die Schule... ist doch egal, ob ich da zuhause bin.«
Mark seufzte laut. Es war doch wirklich nur einer von vielen Geburtstagen, wieso machte Paddy dieses Jahr so ein Drama daraus? Er verstand es nicht, dabei hatte er Paddy doch schon vor Weihnachten gesagt, dass er Anfang Januar in Berlin sein würde. Es war selbstverständlich, dass er die Anfrage seines Kumpels Joko für dessen Wer stiehlt mir die Show-Sendung angenommen hatte, Paddy hatte es ja auch abgenickt. Und eigentlich hatte Mark ja noch etwas ganz anderes vor, aber Paddy ließ ihn ja überhaupt nicht zu Wort kommen.

»Ob du an deinem Geburtstag zuhause bist, ist also egal? Aber es ist nicht egal, dass du in... some ridiculous game show bist?«, schoss Paddy zurück, und Mark schüttelte kurz den Kopf.
»Du weißt ganz genau, dass das ein Gefallen war, und du weißt, wie lang ich Joko schon kenne«, erwiderte Mark, aber er kannte Paddy gut genug, um zu wissen, was er über diese Art Fernsehshows dachte.
»Ja? War diese ARD-Quizshow dann auch ein Gefallen für deinen engen Freund Pflaume?«, fauchte Paddy. »Which show's going to be next, der Dschungel? Oder Promi Big Brother?«
Mark wusste sehr genau, dass jetzt jedes Argument und jede Antwort falsch sein würde, dass dieses Gespräch in eine völlig falsche Richtung lief als er geplant hatte. Aber er hatte auch seinen Stolz. »Ach komm, Paddy, du weißt genau, dass ich so etwas nie machen würde«, sagte er, jetzt selbst ein wenig verletzt. »Du hast dir die Shows ja nicht mal angesehen.«
»I don't need to«, winkte Paddy ab. »I don't need any more stupid TV shows where they laugh about every detail of your private life!«
»Es sind Spielshows, keine Reality...«, begann Mark, aber Paddy schnitt ihm mit einer harschen Handbewegung das Wort ab.
»I don't care!« Seine Stimme war so schneidend, dass Mark einen Stich im Herzen fühlte. Er war nur froh, dass Jamila, die noch Weihnachtsferien hatte, bei einer Freundin war. »You do your TV-game-shows, whatever... but maybe someday you'll remember you've got a family here.«

Das Klingeln an der Haustür ließ sie beide zusammenfahren. »Who's that now?«, fauchte Paddy, stapfte in den Flur und riss die Eingangstür auf. Mark folgte ihm; er wollte Paddys Gesicht sehen und musste beinahe grinsen, als dieser völlig überrascht zurück fuhr. »Joelle?«, fragte er verdattert. »What are you doing here?«
»Hi«, grüßte Joelle fröhlich, kam ins Haus und hängte ihren Wintermantel an den Kleiderhaken. »Amelie ist sofort mit eurem Hund in den Garten, ich hoffe, das ist okay. Hat Mark dir noch nichts erzählt?«
Sichtlich unsicher flackerte Paddys Blick in Marks Richtung. Mark stand am Türrahmen zum Wohnzimmer, die Hände in die Hosentaschen geschoben. »Ähm... kam noch gar nicht dazu«, gab er halb verletzt, halb belustigt, zu und erntete jetzt einen völlig verwirrten Blick von Paddy.
»Kamst noch nicht... wozu?«, fragte er, plötzlich sehr beschämt.
Joelle schaute belustigt zwischen ihnen hin und her und griff wieder nach ihrem Mantel. »Ich gehe mal nach Amelie schauen. Ihr beide habt ja offensichtlich noch etwas zu klären.«

»Wovon redet sie denn bitte?«, fragte Paddy.
Mark deutete hinter sich. »Kommste vielleicht erst wieder ins Wohnzimmer?«, fragte er.
Paddy öffnete den Mund, wollte etwas sagen, dann jedoch schien auch der Rest Wut in ihm so weit verraucht zu sein, dass er nur »Sure«, erwiderte und Mark folgte.
Mark atmete tief durch, während Paddy zur Terrassentür trat und, die Arme vor der Brust verschränkt, hinaus in den Garten schaute, wo Joelle und ihre Tochter Amelie im Schnee spielten. Mark trat zu ihm, legte seine Hände an Paddys Arme und strich nach vorne, bis zu Paddys Händen. »Ich... ähm, hatte nicht vor, meinen Geburtstag allein zu feiern«, sagte er und Paddy schnaubte leise.
»Sondern mit deinen Freunden in Berlin?«, fragte er säuerlich und entzog sich Marks Nähe.
»Mit dir. Alleine. Ich hab Joelle angerufen, ob sie mit Amelie hier bei Jamila bleiben kann. Amelie geht in den Kindergarten, da ist wurscht, ob sie gleich nach den Ferien wieder hingeht. Ich dachte, wir... besuchen Lena und Nitti, Kaddafeld... haben ne geile Zeit, nur du und ich. Du musst mal wieder hier raus, Paddy. Mal was anderes sehen, nicht nur immer diesen Hof. Andere Leute treffen.«

Er sah Paddys Augenlider flattern, sah ihn schlucken, dann drehte Paddy sich um. »That was your plan?«, fragte er leise. »Just... you and me?«
Mark legte den Kopf schief und schwieg, ließ das Gesagte einen Moment wirken. Paddy schaute zwischen seinen Augen hin und her, wusste offenbar nicht, was er sagen sollte. Mark nahm die verschränkten Hände seines Mannes in die seinen, Paddy löste sich ein wenig aus der abwehrenden Haltung. »Ich weiß, wo ich daheim bin, Paddy«, sagte er ernst. »Aber du weißt, dass ich das andere auch brauch. Die Abwechslung. Unsere Freunde. Du warst die letzte Zeit gar nicht mehr draußen. Also, weg von hier. Von deiner Bibel, deinen Büchern, deinen Songtexten, die du doch nur wieder in den Papierkorb schmeißt. Das wird dir, uns guttun.«

Mark sah, wie Paddys Blick an ihm vorbei zum Kaminsims wanderte, wo die Familienfotos, eines in einem schwarzen Rahmen, eine Kerze und ein Kruzifix standen. Er holte tief Luft, legte beide Hände an Paddys Wangen und drehte das in letzter Zeit schmal gewordene Gesicht zu sich. »I know«, murmelte Paddy, jetzt mit schwerer Stimme. »Ich wollte doch nur... I'm sorry. I'm the one who should have planned this for you, but instead... I was being an asshole and...«
»Schatz, es ist okay«, erwiderte Mark, jetzt sanft. Wusste er doch, woher Paddys Reaktion kam. Seine Zerrissenheit, zuletzt nicht mehr unter Leute zu gehen, sich beinahe abzuschotten. Seine Ablehnung gegenüber den Shows, die weder etwas mit Joko noch mit Kai oder den Shows an sich zu tun hatte.

»Nein, ist es nicht«, sagte Paddy. »I'm sorry. I'm just... lingering in the past and in my memories, but... she's gone, and she wouldn't have wanted...« Seine Stimme brach und Mark überbrückte rasch den Abstand zwischen ihnen und legte seine Lippen auf Paddys.
»Es ist okay«, murmelte er, während Paddy in ihren Kuss seufzte. »Ich hab's sogar schon Jamila erzählt. Sie hat gesagt, wir solln ja nicht nach Haus kommen ohne Joko die Show gestohlen zu haben.«
Paddy musste unwillkürlich lachen. »I'm such an idiot«, schüttelte er dann über sich selbst den Kopf. »I didn't mean to...«
»Biste«, nickte Mark. »Aber deshalb lieb ich dich ja, ne. Na komm, hol'n wa se mal rein, bevor se uns erfrieren.«

Eine Woche später, am Wochenende nach Marks Geburtstag

»Happy Birthday to you, happy Birthday to you, happy Birthday, lieber Mark, happy Birthday to you
»Kann ich jetzt die Augen aufmachen?«, kicherte Mark. Er saß auf dem Rand des Sofas ihres Wohnzimmers in München, Jamila hielt ihm die Augen zu, während Paddy um ihn herum wuselte.
»Neiiiin, gleich, ich muss noch die Kerzen...«, hörte er Jamila hinter sich lachen, Wärme durchflutete Mark und er schob sich Jamilas Hände von den Augen.
»Och, wie schön«, lobte er den Kuchen, den Joelle wohl gebacken hatte, mit den Dekozahlen 3 und 9 und den Wunderkerzen darauf, lachte dann, weil Jamila sich auf ihn stürzte. Er fiel hinten über auf ihre breite Couch, kitzelte sie durch, bis ihnen vor Lachen die Tränen kamen, dann irgendwann ließ Paddy sich neben ihn sinken. »Danke, Paddychen. Danke, ihr beiden.«

»Hab ja versprochen, dass wir hier nochmal nachfeiern«, lachte Paddy und Mark stellte zufrieden fest, wie gelöst Paddy wirkte. Der Ausflug nach Berlin hatte ihnen beiden gutgetan.
»Ja, und Papi Mark hat Joko die Show gestohlen«, jubelte Jamila.
»Dein Papi ist auch schlau«, grinste Mark. Aber ja, ein bisschen stolz war er immer noch auf sich.
»Du und deine... game shows«, konnte Paddy neben ihm nicht anders als den Kopf zu schütteln.
»Aber wisst ihr was?« Mark gab Paddy einen Kuss, wuselte Jamila durch die langen lockigen Haare und atmete tief durch. »Es ist auch echt gut, wieder hier zu sein.« Er lächelte Paddy zu, der sein Lächeln erwiderte. »Daheim.«

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»Doch das hier sind neue Zeiten
Ein neues Buch mit neuen Seiten
Bye bye meine Suche, ich bleib
Denn ich bin daheim«

Mark Forster, Musketiere, 2021

"Bauch Und Kopf"-OneShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt