Kapitel 6

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Ich war total kaputt. "Gwendolyn ist meine Schwester.", dieser Satz ging mir die ganze Zeit im Kopf rum. Ich meine, Hallo! Ich hab letzte Woche erfahren, wer meine Eltern sind, direkt dadrauf, dass ich ein Geschwisterchen bekomme und jetzt sehe ich dieses Geschwisterchen als Jugendliche wieder.

"Ich bring dich doch lieber nach Hause. Das war schließlich ein ganz schön anstrengender Tag und wir lassen das Zelten besser." "Nein, wir hatten das geplant und ziehen es jetzt auch durch!" "Gut, aber wenn es dir wieder schlechter geht, darf ich und nur ich dich trösten." Jetzt musste ich wieder lächeln. Wie schafft er das bloß immer wieder, mich nur mit ein Paar Worten oder einem Blick in meine Augen, etwas glücklicher zu machen? "Kommst du?" Er brachte mich gentlemanhaft zu der Beifahrertür des kleinen Autos und hielt sie mir auf. Ich gab ihm einen Kuss und stieg ein. Während der Autofahrt klingelte mein Handy pausenlos. Ob Grace, die wissen wollte ob ich mich auch mal wieder blicken lasse, oder Lesley die wissen wollte, ob mit mir alles in Ordnung sei, da ich mich kaum noch meldete, ich wollte nicht mit ihnen sprechen. In dem ganzen Trubel, hatte ich nämlich meine Verlobung mit Gideon, total verpennt und als es mir wieder einfiel, hatte ich keine Lust es beiden am Telephon zu sagen.
Als ich endlich zu Hause angekommen war, schmiss ich mich auf mein Bett und genoss diese Minuten voller Ruhe. Gideon war noch unten und sprach mit Grace über die anstehende Übernachtung. Sie hatte nichts dagegen, bat mich aber auf mich aufzupassen.
Noch hatte sie den Ring nicht bemerkt, aber ich wusste jetzt schon, dass dies noch in den nächsten drei Minuten geschehen würde. Ich wusste ebenfalls, dass ausflippen würde. Ich bin schließlich erst sechzehn. Nach einigen Minuten wird sie sich aber dennoch abregen und sich für mich freuen, dachte ich mir. So ist sie halt, echt cool. Und ich hatte Recht sie wünschte uns viel Spaß, bemerkte den Ring, flippte aus und beruhigte sich etwas, auch wenn sie eine gewisse Angespanntheit nicht verstecken konnte. Sie wünschte uns trotzdem viel Glück und zog mich dann noch schnell zu Seite und fragte ob ich auch an alles gedacht hätte wegen heute Nacht und so. Ich dachte ich hör nicht richtig, verdeutlichte ihr, dass sie sich keine Sorgen machen müsse und verabschiedete mich.

Wir kamen wieder an der Lichtung an. Sie war hübscher als am Nachmittag, denn jetzt sah man auch noch den lilanen Himmel dazu. "Gwenny, ich geh schnell Holz holen, dann machen wir das schönste Lagerfeuer der Welt. Du wirst es lieben.", und mit diesen Worten verschwand er auch schon.

Ich wartete schon eine Stunde auf Gideon, aber er kam nicht zurück. Am Anfang hatte ich noch gedacht, ich nutze die Zeit wo er nicht da ist und telefoniere mit Leslie. Normalerweise könnten wir ja Stunden telefonieren, aber diesmal ging es, nachdem ich ihr von der Verlobung erzählt hatte, nur noch um dieses eine Thema, welches mir irgendwann doch etwas auf die Nerven ging und außerdem fing ich langsam an mich zu fragen, wo Gideon wohl geblieben war. Dann schaute ich noch schnell nach, ob ich vielleicht eine Nachricht von Gid erhalten hatte, was aber nicht der Fall war. Also saß ich seid dem auf einer Stelle, fing an zu frieren und machte mir schreckliche Sorgen. Doch dann erschrak ich total.
Vor mir stand auf einmal Jill.
"Komm sofort mit Gwendlolyn! Stell keine Fragen!", aber genau diese wollte ich stellen. Sie zog mich hinter sich her, aber ich wehrte mich und wollte gerade meinen Mund öffnen um etwas zu sagen, aber dann blieb sie stehen: "Ich weiß, das überrumpelt dich jetzt, aber es ist wichtig, dass du genau das tust, was ich dir sage." sie zog mich weiter, wir rannten immer weiter hinein in den Wald, der garnicht mehr so schön und wunderbar war, wie ich ihn vorher gesehen hatte. wir liefen immer weiter und meine Beine wurden immer schwerer. Erst jetzt viel mir auf, dass Jill total altmodisch angezogen war. Nicht altmodisch nach dem Motto Siebziger oder Achtziger, sondern wirklich Ende 20 Jahrhundert, Anfang 21 Jahrhundert. Es muss wohl etwas wirklich wichtiges passiert sein, dachte ich mir, wobei mir auch gleich wieder Gideon einfiel und dass er jetzt sicher da sein und sich schreckliche Sorgen machen würde.

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