Kapitel 2 - Eingeforderter Gefallen

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Die Klingel ertönte. In der Turnhalle mischte sich ein Duft aus verschwitzten Sporttrikots und verschiedenartigen Deodorants in der Luft zusammen. Die Basketbälle wurden zu einer Pyramide im Geräteraum gestapelt und die Matten übereinander auf den Wagen geschichtet.

"Bis nächste Woche, Mädels", brülle Sensei Moegi ihren Schülerinnen hinterher und ließ einen schrillen Ton durch ihre Trillerpfeife erklingen. Sarada schnappte sich ihr mitgebrachtes Handtuch und das Shampoo aus ihrer Tasche. Erstmal duschen. Sie war die Einzige, die sich nach dem Sport ihre Haare wusch. Ihre Mitschülerinnen waren bereits fertig und saßen meistens schon beim Frühstück in der Mensa, wenn sie mit frisch nach Kokosnuss duftenden Haaren aus der Sporthallenumkleide kam.

Sie genoss die fehlende Anwesenheit von quatschenden Frauenstimmen und lauschte entspannt dem Geräusch des Wassers, das auf sie aus dem verkalkten Duschkopf herunter regnete. Als sie fertig war, wickelte sie ihre Haare zu einem Turban und ihr Handtuch um ihren schmalen Körper. Mit ihrer Shampooflasche in der Hand ging sie zurück zu ihren Sachen.

Was?! Mit großem Entsetzen stellte sie beim Aufmachen des Spinds fest, dass nur noch ihr Rucksack in ihm lag. Das kann doch nicht sein!

Ihre Klamotten weg.

Ihre Sportsachen weg.

Saradas Schuhe waren als einziges Kleidungsstück noch übrig geblieben. Sie überlegte, ob sie in den letzten Tagen jemanden verärgert haben könnte, der sich mit dieser Aktion an ihr rächen wollte. Spontan kam ihr nur ein nervtötender Typ mit blonden Haaren und blauen Augen in den Sinn.

Der hätte gar nicht den Mut dazu, verwarf sie ihren Gedanken schnell wieder. Niemanden von ihren Mitschülerinnen oder Mitschülern hätte sie so etwas zugetraut. Schnell kramte sie im übrig gebliebenen Rucksack nach ihrem Handy.

Erleichtert atmete sie auf, als sie es in ihrer Hand hielt. Zum Glück wurde das nicht geklaut! Im Handumdrehen hatte sie ihre Kontakte auf dem Telefon geöffnet. Drei Namen ploppten im Menü auf.

Mama
Papa
Sumire

Sie wählte Sumires Nummer. Ihre Eltern hätten ihr in diesem Moment nicht weiterhelfen können. Sakura, ihre Mutter, war zu dieser Zeit im OP, was ihr ein Blick auf die Uhr verriet. Ihr Vater hingegen war ein komplett anderes Thema, aber auch er konnte ihr in dieser misslichen Lage nicht weiterhelfen, selbst, wenn er dieses Mal an sein Handy gegangen wäre.

Sumires Handy vibrierte in ihrem Rucksack. Ihr Blick glitt zu ihrer Tasche und sie bemerkte den eingehenden Anruf, doch sie wandte sich von ihrem vibrierenden Handy wieder ab zum Tischgespräch hin.

"Das ist die Mailbox von Sumire Kakei", antwortete Sarada eine maschinelle Stimme am Telefon. Mist! Es gab noch einen Menschen, den Sarada anrufen konnte, um die im Schließfach gebunkerten Wechselsachen zu holen. Andernfalls hätte sie lediglich mit einem Handtuch bekleidet durch die Straßen bis hin zum Schulgebäude und durch die ganze Schule laufen müssen, nur um zu ihrem Schließfach zu gelangen. Das war keine Alternative.

Ich hasse es, das tun zu müssen, aber bitte nimm ab. Hoffnungsvoll kramte Sarada in ihrem Rucksack nach dem Papierschnipsel mit der Nummer, den sie glücklicherweise aus irgendeinem Grund aufgehoben hatte, und gab diese auf dem Ziffernblatt des Telefons ein. Komm schon! Nimm ab, nimm ab, nimm ab!

"Hallo?", erklang es am anderen Ende der Leitung.

Zum Glück! "Hi, hier ist Sarada."

"Du hast es dir also doch nochmal anders überlegt?" Zum Glück musste sie sein triumphierendes Grinsen nur hören und nicht auch noch sehen.

Boruto x Sarada - Ozean PerleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt