Kapitel 3

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Am nächsten Morgen wurde Jake vom Wecker seines Handys geweckt. Heute war sein erster Tag in der neuen Schule. Er zog sich schnell an, frühstückte etwas und verließ das Haus. Sein Vater hatte ihm den Schulweg gezeigt. Er musste zehn Minuten zu Fuß gehen.

Vor und in der Schule wimmelte es überall von Schülern. Jake sah alte Freunde sich umarmen und Mädchen Gruppen tuscheln. Er vermisste seine Freunde etwas. Hier auf dieser Schule kannte ihn niemand. Eine männliche Stimme riss ihn aus seinen Gedanken: "Du müsstest Jake sein, oder?", fragte ein junger Mann mit schwarzen schulterlangen Locken. "Ja.", antwortete Jake. "Willkommen hier in der High School von New Orleans. Ich bin Direktor Garry Smith. Ich bringe dich zu deiner Klasse!" Jake nickte und folgte dem Direktor. Nachdem sie ein paar Treppen nach oben gegangen waren, blieb der Direktor stehen und wies in einen Raum. "Das ist deine Klasse. Nach dir!" Jake lächelte, nickte und trat ein. Als er drinnen war konnte er seinen Augen nicht trauen. Der Raum war dreimal so groß wie sein letztes Klassenzimmer. Er ließ seinen Blick über die Schüler schweifen und hörte sofort auf zu lächeln. In dieser – in seiner – Klasse waren die Hälfte der Jungs Battle Guns. Alle mit dunkelgrüner Lederjacke. Der Direktor bemerkte Jakes geschockten Blick und fragte: "Jake? Alles okay? Passt etwas nicht?" Das riss Jake aus seinen Gedanken. "Nein, nein. Alles gut. Dankeschön!", bedankte sich Jake bei dem Direktor und suchte sich einen freien Platz. "Falls etwas sein sollte, mein Büro ist gleich um die Ecke links!", sagte der Direktor und ging. Jake nickte und ging auf den leeren Platz zu. Als er seine Sachen ausgepackt hatte, läutete es auch schon zur Stunde.

Endlich Mittagspause. Jake hatte genug von Mathematik. Er war nie besonders gut darin gewesen und jetzt hatte er zwei Stunden gehabt. Jetzt war aber Mittagspause, also machte er sich auf den Weg zur Cafeteria. Dann fiel ihm ein, dass er ja nicht einmal wusste, wo diese war. Also ging er zu dem nächstbesten Mädchen hin und fragte es: "Entschuldige, ich bin neu und suche die Cafeteria." Jake hatte die Richtige erwischt. Sie brachte ihn zur Cafeteria. "Danke vielmals!", bedankte sich Jake und stellte sich in die Warteschlange. "Kein Ding! Falls noch etwas ist, kannst du mich gerne fragen!", antwortete das Mädchen und verließ den Raum. Sobald sie den Raum verlassen hatte, kamen die Battle Guns aus seiner Klasse in die Cafeteria. Sie drängten sich vor und schubsten jeden weg, der ihnen nicht ausweichen konnte. Dazu gehörte auch Jake. Er fiel mit dem Kopf gegen eine Tischecke und fing an zu bluten. Er verzerrte sein Gesicht wegen des Schmerzes. "Oh, fängt der Neue jetzt etwa zu weinen an?", spottete einer der acht. Jake ignorierte ihn und stand auf. Der Junge ging auf ihn zu und nahm ihn am Kragen. "Wie kannst du es wagen, mich zu ignorieren?!", fragte er wutverzerrt. "Kann dir egal sein", sagte Jake und riss sich los. Der Junge ließ nicht locker und verstellte Jake den Weg. "Lass mich durch!", schrie ihn Jake schon fast an. "Ich habe dich etwas gefragt!" "Und ich habe dich weiter ignoriert!", warf Jake zurück. "Hör mal, Neuer, wir haben hier das Sagen, okay? Und wage es ja nicht nochmal ich zu ignorieren!", drohte der Junge. "Logan, jetzt ist aber genug!", schrie einer der Lehrer von der anderen Seite des Raumes. Der Junge sah nochmal verachtend zu Jake und ging. Jake sah ihm mit einem Todesblick hinterher. Dann suchte er das Mädchen von vorhin. Als er es gefunden hatte, sah es ihn geschockt an. "Was ist passiert?", fragte sie und sprang auf. "Naja dieser Logan hat mich gegen ne Tischecke in der Cafeteria geschubst. Ist nicht so schlimm. Eigentlich wollte ich dich nur fragen, wo ich einen Arzt finden kann", sagte Jake verlegen. "Ach so, ja, warte, ich zeige dir den Weg!" Sie eilte noch mal schnell in ihre Klasse und kam mit einem Tuch, das sie Jake reichte, hinaus. "Danke!", sagte er und folgte ihr. Angekommen beim Arzt bekam er einen Eisbeutel zum Kühlen und der Arzt sagte, er solle nachhause gehen. "Aber bei mir ist niemand daheim", sagte Jake. "Nachhause gehen kannst du ja alleine, frische Luft schadet nie, aber haben deine Eltern irgendwelche Freunde zu denen du gehen kannst?", fragte der Arzt. "Ja, sie wohnen nur die Straße hinunter, ich kann sie anrufen! Aber das ist nicht so schlimm, ich muss nicht nachhause!" "Oh doch, du gehst nachhause! Du rufst bitte auch die Freunde an! Taylor, könntest du bitte mit ihm mitgehen?", fragte der Arzt. "Natürlich, komm, wir holen deine Sachen!", sagte das Mädchen. Jake nickte und folgte ihr. Sie gingen schnell zu seiner Klasse, um seine Sachen zu holen. "Ah, da geht der kleine Hosenscheißer also nachhause zu Mami und Papi!" Jetzt platzte Jake der Kragen. Er ließ seinen Rucksack fallen und ging geradewegs auf Logan zu und verpasste ihm einen Kinnhaken. Das Mädchen, welches Jake heimbringen sollte, zog ihn von Logan weg und aus der Klasse. Sie gingen schweigend aus der Schule und als sie in die nächste Gasse abgebogen sind, hielt das Mädchen ihn fest, stärker, als er dachte. Sie sagte: "Bist du verrückt geworden? Du kannst doch Logan nicht schlagen! Das war für ihn eine Kriegserklärung!" Jake schaute zu Boden und antwortete ihr: "Wir sind schon längst im Krieg!" Dann riss er sich los und ging weiter. Das Mädchen blieb kurz stehen und lief ihm dann hinterher. "Was meinst du damit?", fragte er. "Das darf ich dir nicht sagen und wenn, ich kenn dich nicht einmal!", antwortete Jake. Mittlerweile hatten sie die Hauptstraße von New Orleans erreicht. Sie war mit Menschen überfüllt, sodass fast nicht einmal die Autos fahren konnten. Es war sehr laut, man hörte viel Musik und den alltäglichen Lärm. "Ich heiße Lara. Lara Taylor. Wie heißt du?", wollte das Mädchen wissen. "Mein Name ist Jackson Jones, meine Freunde nennen mich entweder Jake oder JJ!", sagte Jake. "Jackson ist ein sehr seltener Name. Und somit ein sehr Besonderer. Mir gefällt er!", sagte Lara. "Dankeschön. Du bist die erste, die das sagt. In welche Klasse gehst du?", fragte Jake. "Ich gehe in die sechste Klasse und du?" "Ich auch! Aber wieso haben wir uns in der Klasse noch nicht gesehen?", wollte Jake wissen. "Unsere Klasse hat nur gewisse Fächer gemeinsam, sonst sind wir aufgeteilt!", erklärte Lara. Jake nickte. Sie bogen wieder in eine Seitengasse ein. "Hier sind wir schon", sagte Jake und suchte den Hausschlüssel in seinem Rucksack. "Wow!", staunte Lara und starrte das Haus mit offenem Mund an. Jake hatte den Schlüssel gefunden, nahm Laras Kinn und schob ihren Mund zu. Sie schüttelte ihren Kopf und sah Jake an. "Entschuldigung!", sagte sie und ging einen Schritt zurück. "Kein Problem. Danke, dass du mich begleitet hast, aber das hätte nicht sein müssen!", bedankte sich Jake und lächelte. "Naja, unser Schularzt mag mich nicht so sehr und versucht mich immer wieder von der Schule zu kriegen." "Wieso?", wollte Jake wissen. "Das darf ich dir nicht sagen und wenn, ich kenne dich nicht!" Jake lächelte und musste anfangen zu lachen. Lara stimmte ins Lachen mit ein. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, sagte Jake: "Komm doch mit rein, ich rufe nur schnell jemanden aus der Nachbarschaft an, damit jemand daheim ist, und wir können reden!", schlug Jake vor. "Dieses Angebot kann ich nicht abschlagen!", sagte Lara und lächelte. Jake schloss die Tür auf und wies mit seiner Hand nach drinnen, was bedeutete, Lara solle eintreten. Lara ging an ihm vorbei ins Haus. Jake folgte ihr und zückte sein Handy. "Ich ruf nur schnell wen an. Sie heißt Mary und ist sehr nett!" Jake tippte am Handy herum und hielt es sich dann gegen das Ohr. "Hallo Mary... Ja, hatte ich... Ich hatte einen Unfall... Meine Eltern sind nicht daheim, kannst du mal vorbeischauen?... Gut, danke!... Ja, bis gleich!" Jake schaltete das Handy aus und wandte sich wieder Lara zu. "Möchtest du was trinken?", fragte er sie und ging in die Küche. "Ja bitte!", antwortete sie mit offenem Mund. Sie bewunderte die riesige und wunderschöne Küche in der sie gerade stand. Laras Familie war nicht sehr reich und in so einem Haus war sie zuvor noch nie. Tief in Gedanken versunken stand sie mitten in der sauberen Küche, als Jake sie plötzlich aus ihren Gedanken riss: "Erde an Lara, Erde an Lara! Hallo?" Lara schüttelte erneut den Kopf und sagte: "Tut mir leid, aber in solchen Häusern war ich noch nie." "Ich auch erst seit einem Tag", antwortete Jake und reichte Lara ein Glas Wasser. Sie nickte dankend als es klingelte. Jake lief zur Haustür und öffnete. Eine junge Dame mit braunen Haaren und blauen Augen stand vor ihm. Sie hatte sehr abgenutzte Sachen an. "Komm rein, Mary!", sagte Jake und begleitete Mary in die Küche. Lara stand immer noch in der Mitte dieses riesigen Raumes. "Ich werde mich wohl nie daran gewöhnen können, dass ihr jetzt in diesem Haus wohnt! Ich- Huch! Wer ist denn das?", fragte Mary und blieb stehen. Lara kam näher auf sie zu. "Ich bin Lara. Lara Taylor. Schön, Sie kennenzulernen!", sagte Lara höflich. "Ach, wir habens nicht so mit der Höflichkeit, Schätzchen! Nenn mich einfach Mary!", sagte Mary und Lara lächelte dankend. "Jetzt sag einmal, was ist denn mit dir passiert?", fragte Mary als sie sich zu Jake umdrehte. "Ach, nichts Schlimmes, nur ein Unfall!", sagte Jake. "Von wegen nicht schlimm, ein Junge aus der Schule hat ihn gegen die Tischecke geschubst, dann ist er zu mir gekommen, sein Hinterkopf war voller Blut, dann sind wir zum Schularzt und der hat gesagt, ich solle ihn heimbringen!", erzählte Lara an Mary gewandt. Jake warf ihr einen genervten Blick zu, den sie ignorierte. Mary war leicht geschockt. "Und dann hat Jake ihm aber einen Kinnhaken verpasst!", ergänzte Lara und Jake wäre am liebsten im Erdboden versunken. "Was?!", rief Mary und starrte Jake an. "Mary. Er hat mich-", fing Jake an, doch Mary unterbrach ihn: "Du bist genau wie dein Vater! Er musste den anderen auch immer alles zurückzahlen!", sagte sie freudig und ihre Augen glänzenden. Jake schaute verwirrt. "Also bist du nicht böse auf mich?", fragte Jake vorsichtig. "Wie sollte ich da böse sein? Gut gemacht!", sagte Mary. Lara beobachtete die beiden skeptisch. "Ehm Mary? Willst du dich nicht einmal hinsetzen und vielleicht einen Kaffee trinken? Lara und ich würden gerne in mein Zimmer gehen!", sagte Jake und schob Mary an den Tisch. "Oh, ich verstehe, natürlich!", sagte Mary und zwinkerte den beiden zu. "Mary! Das ist nicht so, wie du denkst!", rief Jake. Lara und Mary mussten lachen, dann stimmte auch er ein. Nachdem sie sich alle beruhigt hatten, verließen Lara und Jake die Küche und stiegen die Treppen hoch. Als sie im Zimmer angekommen sind, ließ Jake seine Sachen auf den Boden fallen und setzte sich auf sein Bett. Mit einem Klopfen auf der Bettdecke bedeutete er Lara, sie solle sich auch hinsetzten. Sie legte ihre Sachen ab und setzte sich gegenüber von Jake aufs Bett. "Jetzt erzähl mir mal von deinen Geheimnissen, Jake!", sagte Lara und ihre Augen wurden vor Aufregung spannender. "Du zuerst", sagte Jake. "Hmm, Na gut. Also wo soll ich da nur anfangen?", fragte sie sich selber und nach kurzem Überlegen sprach sie weiter: "Also meine Eltern sind Naja Sie sind Mitglieder irgendeiner Gruppe. Und sie machen schlimme Dinge, weshalb sie nie auf mich aufpassen oder für mich sorgen. Der Schularzt weiß das und macht mich dafür runter. Ich habe damit nichts zu tun und möchte auch nie dieser Gruppe beitreten, aber ich muss, meine Eltern zwingen mich", erzählte Lara. "Lara bei mir ist es genau gleich, nur dass sich meine Eltern um mich kümmern und ich dieser Gruppe beitreten will." "Aber wieso willst du das? Sie sind grausam und machen schlimme Dinge und-", fing Lara an, doch Jake unterbrach sie. "Meine Eltern machen nichts Grausames oder schlimme Dinge! Und ich will auch zu ihnen gehören!", sagte Jake ernst. "Woher willst du das wissen? Ich habe bis vor kurzem auch nicht gewusst, dass meine Eltern das tun. Ich habe es von einem Freund erfahren!", erzählte Lara. "Meine Eltern sind nicht grausam. Und was hat das alles jetzt mit den Jungs aus der Schule zu tun?", wollte Lara nach kurzem Schweigen wissen. "Das ist die Feindes Gruppe von uns. Die Battle Guns. Mein Vater sagte, ich sollte sie ignorieren, das Tat ich auch, doch dann war es mir genug. Ich glaub sie wissen nicht, wer ich bin, und das ist auch gut so", sagte Jake und stand von seinem Bett auf. "In welcher Gruppe bist denn du? Ich dachte es gibt nur zwei?", fragte Lara nachdenklich. "Dachte ich auch. Ich bin bei den Siblings of Destruction. Du?", fragte Jake. "Bei den Brüdern der Wildnis", antwortete Lara. Und die waren so gefährlich und grausam? Jake musste sich von ihnen fernhalten, aber nicht von Lara, sie würden ihm nie was tun, sie hatte ja selber gesagt, dass sie die Gruppe grausam findet und nicht beitreten will, aber es muss. "Frag doch nochmal deine Eltern!", sagte Lara und riss Jake somit aus seinen Gedanken. "Ja, werde ich. Wann wirst du 16?", wollte er dann wissen. "Im Mai, du?", fragte sie zurück. "Im Jänner", antwortete er und gab ihr einen Zettel in die Hand. "Hier, meine Nummer, wenn was ist, ruf mich an!", sagte er und reichte ihr den Zettel. Sie nickte dankbar und lächelte. "Ich werde jetzt nachhause gehen, wohne eh gleich um die Ecke. Schau, dass deine Wunde verheilt und gib mir Bescheid, ob du morgen in die Schule kommst. Wenn du kommst, kann ich dich dann hier abholen", schlug Lara vor. "Okay. Werde ich machen!", antwortete Jake und öffnete die Tür. Lara ging die Stufen hinunter und Jake folgte ihr. "Mary! Ich bringe Lara schnell nachhause!", rief Jake in die Küche und es kam: "Okay, aber bitte passt auf euch auf!", kam es von Mary zurück. Jake öffnete die Tür und ging nach draußen. Lara folgte ihm, schloss die Tür und ging voraus. Eine Weile schwiegen sie. Dann unterbrach Jake die Stille: "Wollen wir Freunde sein? Meine alten Freunde sind alle nicht hier, da ich ja umgezogen bin. Ich bezweifle, dass ich es ohne Freund durchs Jahr schaffen werde Ja, klar! Warum denn nicht? Nur...Ich warne dich vor, wenn wir gemeinsam in der Schule auftauchen werden sie denken, dass wir zusammen sind und etwas sagen wie: 'Ah hast du dir die magersüchtige, dreimalschlaue Schlampe' geklärt oder so etwas", warnte Lara. "Bist du magersüchtig?", fragte Jake ohne nachzudenken. "Nein?! Warum denkt das jeder?", schrie Lara.

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Nächstes Update: So, 23.1.2022

Es tut mir so leid... (Deutsch)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt