Oneshots II ♡

➳ Johannes Golla

Johannes Golla
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Ich saß noch einen Moment auf der Bank nach Abpfiff. Trank etwas und versuchte etwas runterzukommen. Mein Blick lag auf meiner besten Freundin. Wann war sie eine Frau geworden? Wann hatten wir aufgehört im Sandkasten mit Förmchen zu spielen und waren stattdessen auf Partys gegangen? Zumindest dann wenn es mir zwischen dem vielen Training und den Spielen möglich war. Ich hatte dieser nun jungen Frau ihre unbeschwerte Jugend genommen. Auf unzählige Partys hatte sie verzichtet, da ich am nächsten Morgen ein Spiel hatte und hatte stattdessen einen Film mit mir gemeinsam geschaut. Wenn all unsere Freunde in den Urlaub gefahren sind, dann musste ich ins Sommertrainingslager. Handballprofi das war mein Traum. Und ich hatte mir meinen Traum verwirklicht. Ich wusste für was ich auf die Partys und all das verzichtet hatte aber sie?

„Golla komm. Lass uns duschen gehen.", sagt einer meiner Mannschaftskollegen und legt seine Hand auf meine Schulter. Ich nicke und sehe nochmal zu ihr. Sie lächelt mich glücklich an.

„Und wen hast du da draußen beobachtet? Hast du jemanden heißen in der Menge ausfindig gemacht?", fragt mein Kollege während wir gemeinsam in die Kabine gehen.

„Nein, nur.. nur meine beste Freundin. Sie ist im Moment zu Besuch und hat sich das Spiel heute angeschaut."

„Und wo warst du dann mit deinen Gedanken?", fragt er und hält Johannes fest. Sie stehen einen Moment allein auf dem Flur zu den Kabinen und Johannes überlegt einen Moment, ob er sich ihm wirklich anvertrauen sollte.

„Ich habe nur gerade überlegt, dass ich weiß für was ich damals auf die ganzen Partys und Urlaube mit Freunden verzichtet habe. Für das hier. Um Handballprofi zu werden. Aber für was hat sie auf das alles verzichtet? Wenn ich abends nicht auf eine Party konnte, weil ich am nächsten Tag Training oder ein Spiel hatte, dann ist sie zur mir gekommen und wir haben einen Film geschaut. Wenn unsere Freunde in den Urlaub gefahren sind und ich eine Woche Training in den Ferien hatte, dann hat sie mich vom Training abgeholt und wir sind ins Schwimmbad gefahren oder bei uns zuhause in den Pool.. Ich war und bin der glückliche Mensch, dass sie das alles für mich getan hat aber ich habe ihr ihre unbeschwerte Jugend genommen."

„Ach Quatsch. Sie hat das für dich getan. Freiwillig. Weil sie einfach Zeit mit dir verbringen wollte."

Wir gehen duschen und ich ziehe mich schnell um, um endlich zu ihr zu können.

„Du hast super gespielt.", sagt sie und umarmt mich zur Begrüßung.

„Danke.", sage ich und halte sie noch einen Moment länger an mich gedrückt.

„Gehen wir etwas essen? Ich habe einen Bärenhunger.", sagt sie.

„Klar.", sage ich.

„Alles okay Johannes?", fragt sie ganz ernst. Das erkannte ich allein schon daran, dass sie mich Johannes nannte.

„Ja alles gut. Ich bin froh, dass du hier bist und wir mal wieder etwas mehr Zeit gemeinsam verbringen können.", sage ich. Sie nimmt nur meine Hand und wir gehen gemeinsam. Wir beschließen doch nicht essen zu gehen und gehen stattdessen zurück in meine Wohnung und bestellen etwas.

„Du sahst vorhin so nachdenklich nach dem Spiel aus.. Ist wirklich alles okay?", fragt sie und nimmt sich ein Stück Pizza aus meinem Karton.

„Ich hab nur an früher gedacht.. Die unzähligen Partys die wir verpasst haben. Die Sommerlager und später die Urlaube mit unseren Freunden. Ich weiß wieso ich das getan habe, um Handballprofi zu werden aber wieso hast du das getan? Wieso hast du samstags abends Filme mit mir geschaut statt auf Partys zu gehen? Wieso bist du in den Sommerferien zuhause geblieben und bist nach dem Training mit mir ins Schwimmbad statt ins Sommerlager oder in den Urlaub zu fahren?", sprudelt es aus mir raus.

„Ich dachte das wäre klar..", sagt sie leise.

Ich sehe sie nur an.

„Was sollte ich denn ohne dich auf diesen Partys? Außerdem wollte ich dich bei deinem Traum unterstützen und Zeit mit dir verbringen. Wenn ich auf die Partys gegangen und in die Ferienlager gefahren wäre, wann hätten wir dann noch Zeit gemeinsam verbracht?"

„Danke. Ich wollte dir aber nichts nehmen. Deine Jugend. Die Partys. Einen Kuss nachts um 2 Uhr auf einer Party, der nach Alkohol und Sommer schmeckt. Einen Urlaubsflirt."

„Jojo, ich hatte alles was ich brauche. Dich! Du hast mir nichts genommen. Mach dir nicht solche Gedanken. Das alles hat sich gelohnt, weil wir heute nach all den Jahren immer noch beste Freunde sind und du dir deinen Traum verwirklicht hast."

„Aber es hat sich etwas geändert.", sage ich und sie sieht mich erschrocken an. „Etwas ist anders geworden.."

„Was meinst du Johannes?"

Johannes. Da war es wieder.

„Ich habe dich heute angesehen und ich habe jemand anderen gesehen. Nicht meine beste Freundin aus dem Sandkasten sondern eine junge, hübsche Frau in die ich mich verliebt habe.", sage ich und sie schnappt nach Luft als ich mich langsam nähere und schüchtern mit meinen Fingern ihre berühre.

„Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, dann bin ich schon eine ganze Weile in dich verliebt.", sage ich und küsse sie endlich. Sie erwidert den Kuss und zieht mich mit ihrer Hand in meinem Nacken noch ein Stück enger an sich.

„Verstehst du jetzt wieso mir die Partys, Ferienlager und Urlaube egal waren?", fragt sie.