[3] Veni Vidi Vici

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Nachdenklich schlug ich ein Rad und begann mich zu dehnen. Nicht dass es nötig gewesen wäre, aber es half mir, mich zu entspannen. Heute würde ich offiziell mit dem König Bekanntschaft machen. Ich konnte nicht behaupten ich wäre nicht aufgeregt, aber mich zu beschäftigen half, mich davon abzulenken. Wegen dem "Segen" den ich dem König versprochen hatte, hatte ich mir gestern Abend noch etwas überlegt. Offensichtlich gab es hier keine Ninja in der Gegend. Ich konnte mir das möglicherweise zum Vorteil machen. Als königliche Leibgarde oder so was, würde ich bestimmt ein Gespräch mit dem Prinzen führen können. Ich rief Nanouk zu mir und ließ ein wenig Nebel um mich herum wabern.
"Na dann kann es jetzt ja losgehen."
Übermütig schlug ich einen Salto aus der Höhle und weil ich so viel Schwung hatte, schlug ich noch einen zweiten die Felswand hinunter, bis ich auf einer tiefer gelegenen Plattform landete. Nanouk rollte sich wie einen Schal über meine Schultern und störte sich nicht an meinem Herumgehoppse. Mit einem eleganten Satz sprang ich über die Schlossmauern und landete mit viel Dramatik im Schlosshof. Staunend starrten mich die Wachen an. Sie wussten natürlich sofort, wen sie da vor sich hatten. Eine der Wachen fing sich und rief laut Richtung Schloss:
"Die Heilige ist da!"
Sofort kamen Dienstmädchen, Gärtner, Köche, Soldaten, Stallmeister, Berater, noch mehr Wachen und schließlich der König selbst in den Hof. Die beiden Leibwächter des Königs standen dicht hinter ihm und beäugten mich aufmerksam, jedoch nicht feindselig. Der König lächelte nicht. Er schien - ganz im Gegensatz zu seinen Bediensteten - nicht wirklich erfreut mich zu sehen. Ich machte höflich einen Knicks vor dem König.
"Euer Ehren. Ich bin gekommen-"
Der König unterbrach mich.
"Ich weiß weshalb du hier bist-"
Nun unterbrach der Kleriker den König.
"Mit allem Respekt Euer Gnaden, aber Ihr sprecht mit einer Heiligen!"
Ich ging nicht davon aus, dass es mir besonders gut bekommen würde, wenn ich dem König jetzt die Zunge heraus streckte, also lies ich es bleiben. Der König murrte säuerlich und senkte dann langsam den Kopf vor mir.
"Ich weiß weshalb Ihr hier seid. Ihr verspracht mir einen Segen."
Ich nickte zufrieden.
"So ist es."
"Ich kann hier keine Parasiten-"
Der Kleriker unterbrach ihn empört.
"Majestät!"
Der König schnaubte frustriert, ehe er betont ruhig fortfuhr.
"Ich meine ja nur, dass Schmarotzer-"
Erneut fuhr ihm der Kleriker dazwischen.
"MAJESTÄT!"
Der König knirschte, sichtlich mit den Nerven am Ende, mit den Zähnen.
"Was für ein Segen soll das sein?"
Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, während ich mich auf meine nächste Lüge vorbereitete.
"Den Schutz der Götter."
Als er daraufhin nur eine Augenbraue in die Höhe zog, fügte ich noch hinzu:
"Ihr seid ein schwaches Land."
Ein entrüstetes Raunen ging durch die Umstehenden. Ich erhob meine Stimme.
"Befehlt all Euren Soldaten - nein, befehlt Eurem ganzen Land mich zu töten. Sollte bis Sonnenuntergang auch nur ein Tropfen meines Blutes diese Felsen berühren, habt ihr gewonnen und ich werde Euer Reich verlassen. Gewinne ich, müsst Ihr mich als Leibwache Eures Sohnes einstellen."
Erneut ging ein Murmeln durch die Reihen.
"Wo ist der Haken?"
Ich zog süffisant einen Mundwinkel in die Höhe.
"Ich bleibe für ein Jahr."

Nach meiner Ansage, hatte der König einen sofortigen Tötungsbefehl gegen mich aufgegeben. Es war amüsant. Sie versuchten es nicht einmal richtig. Ihre halbherzigen Versuche scheiterten allesamt kläglich. Es gefiel ihnen offensichtlich nicht, die Heilbringende anzugreifen. Ich seufzte, während ich einen der Soldaten von der Burgmauer kickte. So würde das nichts werden. Der König sollte schließlich sehen, zu was ich fähig war. Ich sprang ebenfalls zurück in den Schlosshof.
"Und ihr wollt die königliche Wache sein? Ihr seid erbärmlich!"
Mit ein paar Sprüngen ließ ich die Soldaten hinter mir und machte mich auf Richtung Thronsaal. Der Hauptmann sah mich unsicher an und lief mir nach.
"Was habt Ihr vor?"
"Na ich töte den König. Vielleicht wird sich sein Thronfolger besser um die Ausbildung seiner Soldaten kümmern."
Hoffentlich würde das reichen, um die Soldaten ein bisschen aufzurütteln. Ein kurzer Sprint durch die Gänge reichte, um den Hauptmann aus der Puste zu bringen. Ich war überrascht dass er überhaupt mithalten konnte.
"Das ist ein Scherz, oder?"
Ich warf ihm nur einen kurzen Blick über die Schulter zu und rannte weiter. Die Augen des Hauptmanns weiteten sich, doch ich schenkte ihm keine weitere Beachtung. Natürlich hatte ich nicht vor den König umzubringen, aber scheinbar nahmen sie ihre Aufgabe erst jetzt wirklich ernst. Im Thronsaal wurde ich von einer erstaunlich großen Armee überrascht. Scheinbar hatten sie jetzt erst begriffen, wie ernst ihre Lage war.
"Ihr werdet unserem König kein Haar krümmen!"
Na geht doch.
"Wir werden sehen!"
Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Es war schon fast Sonnenuntergang. Wir hatten so viel Zeit vertrödelt! Die Soldaten bildeten irgendwelche Formationen.

Als ich mich bis zum König durchgekämpft hatte, erstarrten alle Soldaten. Ein Kunai an der Kehle der Hoheit, war hier wohl nicht gern gesehen. Ich machte es mir übertrieben langsam auf der Armlehne des Thrones gemütlich und übte leichten Druck auf das Metall am Hals des Königs aus. Ein kurzer Blick aus dem Fenster verriet mir, was einer der Angestellten kurz darauf verkündete:
"Die Sonne ist untergegangen! Ich wiederhole: Die Sonne ist untergegangen! Die Frist ist abgelaufen!"
Der Blick des Mannes glitt über die Menge.
"Hat es irgendjemand geschafft das Mädchen zu verletzen?"
Alle Blicke wanderten zu mir. Ich saß immernoch auf der Armlehne des Thrones und drückte eine Waffe in die Kehle des Königs. Ich räusperte mich leise.
"Also, nicht das ich wüsste."
Der König rollte genervt mit den Augen und drehte schnaubend den Kopf zur Seite, ehe er mich von seinem Thron schubste. Der königliche Botschafter fing erneut an zu sprechen.
"Unser Land hat die Wette des Königs verloren. Zur Strafe werden wir nun, die heilige Kyra als unsere Beschützerin über unseren Prinzen wachen lassen müssen."
Der König warf mir nur einen verstimmten Blick zu, als seine Soldaten in allgemeinen Jubel ausbrachen.
"Die hast du ja regelrecht zersägt..."
Ich zwinkerte dem König belustigt zu.
"Tja, was soll ich sagen. Ich kam, ich sah, ich siegte."

Die Zukunft der Uzumakis - Der Prinz aus dem Land der KristalleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt