[8] Kaffeekränzchen im königlichen Kreis

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Prinz Fatum war... penetrant. Das war zwar nicht die einzige Bezeichnung die mir zu ihm eingefallen wäre, doch es war mit Abstand die netteste. Prinz Niall saß stocksteif auf seinem Stuhl und versuchte ein Gespräch mit den beiden Geschwistern über den nächsten Ball zu führen. Das erwies sich jedoch als recht schwierig, denn Prinz Fatum versuchte durchgehend mit ihm zu flirten. Er ging kaum auf das Thema ein und unterbrach Niall ständig um ihm von seinen Heldentaten auf dem Schlachtfeld zu berichten. Prinzessin Nocturna war da ein wenig umgänglicher. Sie tadelte ihren Bruder jedesmal und meinte, er solle sich nicht so wichtig machen. Allerdings warf sie mir ständig verträumte Blicke zu und bot Niall alle möglichen Sachen an, damit er mich ihr verkaufte. So war das also. Nein danke. Es war nicht so, dass ich Prinzessin Nocturna nicht hübsch fand... nur an allem anderen mangelte es ein wenig.

Erst versuchte sie es mit 10 reinrassigen, strahlend weißen, ausgebildeten Lipizzanern. Niall lehnte ihr Angebot höflich ab und verkündete, er habe bereits genügend Pferde. Ihr nächstes Angebot waren 100 junge Soldaten aus gutem Hause, doch auch das wurde von Niall abgelehnt. Seitdem redete keiner der drei königlichen Nachkommen noch vom selben Thema. Wärend Niall krampfhaft versuchte zurück auf den Ball zu kommen, erzählte Prinz Fatum irgendetwas von Vermählung und Prinzessin Nocturna versuchte es mit immer wertvolleren Angeboten. Ich hätte das ganze ja eigentlich ganz lustig gefunden, wenn ich mir nicht langsam Sorgen gemacht hätte, dass Niall es sich doch anders überlegte. Inzwischen bot Nocturna ihm 20 Friesen, 12 weiße Löwen, 7 Köche, 30 Bogenschützen, 2 Tibet Mastiff und 24 Pfauen. Ich merkte wie Niall zögerte.
"Prinz Niall?!"
Er zuckte zusammen.
"Ähm, nein. Tut mir leid Prinzessin Nocturna, aber ich kann sie nicht verkaufen. Sie ist meine stärkste Leibgardistin und außerdem auf Befehl des Königs hier."
Naja, eigentlich hatte ich den König erpresst, aber das tat hier nichts zur Sache. Die Prinzessin zog die Augenbrauen zusammen.
"Unsinn. Sie ist Eigentum der Königsfamilie. Natürlich kannst du sie verkaufen."
Niall seufzte.
"Kann ich nicht. Sie ist eine Göttin die uns gesandt wurde. Sie ist kein königliches Eigentum."
Die beiden Geschwister machten große Augen. Prinz Fatum vergaß sogar für einen Moment, zu erzählen wie toll er war.

"Wie jetzt?"
Sein Blick wanderte zu mir.
"Die da soll eine Göttin sein?"
Niall nickte. Die Prinzessin starrte mich überrascht an. Dann wandt sie sich wieder Niall zu.
"In dem Fall biete ich das Doppelte."
Der Prinz seufzte.
"Prinzessin-"
"Das Dreifache?"
"Nein ich-"
Sie schlug mit der flachem Hand auf den Tisch so dass die beiden Prinzen erschrocken zusammen zuckten.
"Nenne deinen Preis!"
Prinz Fatum sah seine Schwester vorsichtig an.
"Komm schon Noc, hör auf..."
Doch Niall war bereits wütend aufgestanden.
"Sie ist nicht verkäuflich!"
Oh je. Gespannt sah ich zu wie auch Nocturna sich aufrichtete.
10 Ryou und ein Mochi auf Nocturna.
Ich musste schmunzeln.
*"Leider kann ich nicht zulassen dass sie ihn fertig macht."*
Prinz Fatum hob beunruhigt die Hände.
"Wartet mal ihr zwei-"
Doch seine Schwester fiel ihm unwirsch ins Wort.
"Ihr wisst was das bedeutet, Prinz Niall!"
"Ich wünschte ich könnte es vermeiden, doch Ihr lasst mir keine Wahl!"
Die wollten doch jetzt nicht ernsthaft Krieg wegen so einem Unsinn führen?!

~~~

"Ich gebe die noch eine Chance dich zurück zu ziehen."
"In deinen Träumen!"
Die beiden Königskinder starrten sich wütend an. Nicht zu fassen.
"Feuer!"
Genervt folgte ich Nialls Befehl und zündete die kleine Kerze in der Mitte des Spielbretts an. Von wegen Krieg. Scheinbar spielte der Adel hier weder Shogi noch Schach. Das Spiel das sie spielten, nannte sich Chara. Fatum hatte mir die Regeln im Schnelldurchlauf erklärt. Die beiden hatten jeweils ein Instrument in der Hand - er eine Violine, sie eine Querflöte - auf welchem sie gleich gegeneinander spielen würden. Die Regel waren wohl recht kompliziert, doch die Grundregeln hatte ich verstanden. Auf dem Flügel wurde eine Melodie angespielt und beide mussten die Melodie erkennen und weiterspielen. Für jeder halbe Minute die sie korrekt spielten, gab es einen Punkt und sie durften eine Kerze auf ihrem Spielbrett bewegen. Ziel des Spiels war es, alle eigenen Kerzen anzuzünden bevor der Gegner es tat. Soweit hatte ich alles verstanden, doch dann hatte er mir erklärt, dass die Kerzen verschieden rochen und sie sich je nach Geruch anders bewegen durften. Es gab also verschiedene Figuren, wie beim Schach. Aber wenn man Fehler machte, oder bestimmte Tonabfolgen spielte, bekam man Karten mit verschiedenen Funktionen und es gab Sonderzüge und Fallen... an dieser Stelle hatte ich aufgehört das Spiel verstehen zu wollen. Allerdings war es scheinbar die moderne Art zwischen Adeligen, Streitigkeiten zu klären ohne dafür Leute in den Krieg zu schicken.

Während Prinz Fatum auf dem Flügel immer wieder Melodien anspielte, erklärte er mir weiterhin den Spielverlauf.
"Niall hat in sein Stück eine kleine Terz eingebaut, deswegen darf er eine rote Karte ziehen."
Ich nickte nur und tat so, als hätte ich wirklich verstanden was er damit meinte.
Eine kleine Terz ist ein Intervall das drei Halbtöne umfasst.
Mit Musik hatte ich mich nie wirklich auseinander gesetzt, daher war ich mir auch nicht ganz sicher was ein Intervall war, aber im Moment wollte ich auch nur wissen ob Niall gewinnen würde oder nicht.
"Mir ist aufgefallen, dass das Spiel ziemlich viele Aspekte beansprucht. Du musst was im Köpfchen haben um die Kerzenfiguren des Anderen außer Gefecht zu setzen. Du musst aber auch körperlich fit sein, um an manche Karten zu gelangen. Du musst die Töne am Klang unterscheiden können, das ist für die Ohren. Man muss die Kerzen am Geruch unterscheiden können, das geht auf die Nase. Die Karten haben verschiedene Farben, aber auch so werden die Augen viel beansprucht. Und das Musikinstrument ist für die Hände."
Fatum nickte, zum Zeichen dass bis dahin alles richtig war.
"Aber es gibt keine Station für den Geschmackssinn. Woran liegt das?"
Der Prinz spielte den Anfang von 'In Un'Altra Vita', dann antwortete er mir.
"Es gab auch mal was damit, aber die Getränke wurden immer vergiftet, deswegen hat man diese Regel abgeschafft."
Ich konnte mir gerade durchaus vorstellen dass Nocturna versuchen würde, Niall zu vergiften. Gut dass es diese Regelung nicht mehr gab.

Nach eine Weile weiterer merkwürdiger Vorgänge erlangte Niall schließlich knapp den Sieg über Nocturna. Fatum gratulierte ihm höflich und tätschelte seiner Zwillingsschwester tröstend den Kopf. Ich lächelte stolz.
"Es ist halt kein Glücksspiel."
Nocturna knurrte wütend. Niall warf mir einen tadelnden Blick zu, musste jedoch offensichtlich selbst ein Grinsen unterdrücken.

Die Zukunft der Uzumakis - Der Prinz aus dem Land der KristalleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt