Der warme Geruch von Würstchen, Kohl und Kartoffelbrei mischte sich mit dem Duft von Kürbissaft, als Neville die Große Halle betrat. Sein Magen gab ein Geräusch von sich, dass einen Hippogreif zum Angriff provoziert hätte.
Merlin sei Dank stand das Essen schon auf den Tischen, so dass er sich gleich einige Meter weiter auf eine Bank fallen ließ und sich tonnenweise Fleisch und Kartoffelbrei auf den Teller lud. Um ihn herum saßen viele Gryffindors, die schweigend ihr Mittagessen zu sich nahmen.
Doch auch wenn kaum einer redete, herrschte ein lauter Schwall von Geräuschen wie Geschirrklappern, Schmatzen oder Schritten im Saal. Auch heute war die Hallendecke nichts weiter als ein grauer, bewölkter Himmel - doch es störte Neville kein bisschen. Denn das Wetter passte zu seiner Stimmung.
Während er aß und dabei hin und wieder etwas Brei auf seinen Umhang fallen ließ, versuchte er, das Geschehene zu verarbeiten. In seiner letzten Doppelstunde Astronomie hatte er dazu keine Gelegenheit gehabt.
Neville schaufelte das Essen in sich hinein, doch je länger er drüber nachdachte, desto mehr verging ihm der Appetit. Anstatt weiter aus Frust Nahrung in sich zu stopfen, schob er nun angewidert den Teller von sich weg. Ihm war übel geworden.
Doch als er seinen Kopf in die Armbeuge legen wollte, um weit weg von der Welt das Gesicht zu verziehen, spürte er plötzlich einen spitzen Finger, der ihn an der Schulter berührte. Neville brummte zur Antwort und nahm dann wahr, wie sich zwei Menschen rechts und links von ihm setzten. Er ahnte bereits, um wen es sich handelte.
„Ist alles in Ordnung, Neville?", wollte Luna wissen. In ihrer Stimme klang leichte Sorge, die er sonst nicht von ihr gewohnt war. Mit einem Seufzen richtete er sich auf und sah beide nacheinander an.
„Nein, nichts ist in Ordnung. Absolut gar nichts", sagte er und biss sich auf die Lippe.
„Was ist passiert?", fragte Ginny.
Neville lachte auf. „Verdammt, wo soll ich anfangen? Bei dem Cruciatusfluch heute morgen oder lieber Verteidigung vorhin bei dem Carrow?"Die beiden Mädchen guckten irritiert, vermutlich wegen seines harschen Tonfalls. Sofort spürte Neville sein schlechtes Gewissen aufkommen - erschöpft oder nicht, dass hatten sie nicht verdient.
„Tut mir leid, Leute. Heute war einfach ein wirklich beschissener Tag"Während Ginny nachdenklich auf ihrer Unterlippe rumkaute, zeigte Luna sofort Mitgefühl. Etwas plump legte sie die Hand auf seine Schulter und Neville sah sie gespannt an.
„Du kannst mit uns drüber reden", sagte sie mit leiser Stimme. „Was auch immer es sein mag, ich stehe zu dir. Und Ginny sicher auch"Die Gryffindor nickte kräftig. „Wir sind ein Team, verstehst du?", sagte sie.
Plötzlich spürte Neville eine Wärme in sich aufkommen. Bei diesen Worten würde er den beiden am liebsten in den Arm fallen, doch das ließ ihre Sitzposition nicht zu. Außerdem empfand er es als etwas unangenehm, mitten in der Großen Halle Zuneigung zu zeigen.
Gleichzeitig waren seine Sorgen immer noch nicht beseitigt.„Danke. Echt, ihr seid - die besten Freunde, die ich je hatte"
Ein seltenes Lächeln erschien auf Ginnys Lippen, während Lunas Augen groß wurden. Neville spürte eine Hitze auf seinen Wangen und vermutete, wieder rot zu sein. Bald könnte er dem Wappen Gryffindors Konkurrenz machen.„Magst du jetzt erzählen, was passiert ist?", fragte Ginny, die ihre Neugier nur schwer zügeln konnte. Doch Neville nahm es ihr nicht übel. In knappen Sätzen erzählte er von diesen Morgen, wie er mit Trevor losgegangen war, wie Pansy Parkinson und Gregory Goyle ihn angegriffen hatten und Trevor verwundeten, bis zu dem Moment, wo Hagrid ihm half. Bei Letzterem senkte er seine Stimme ein wenig, um die Geschichte vor neugierigen Ohren zu bewahren.
Währenddessen wurden die Mädchen immer schweigsamer. Selbst Neville fiel auf, dass er sie mit diesen Thema beschäftigte, so dass er überlegte, ihnen die zweite Geschichte zu ersparen.
„Wisst ihr... Mir geht es jetzt schon besser. Der Schmerz ist vorbei, nur noch dieses Gefühl - der Drang, etwas zu tun - ist da", sagte er, um die beiden abzulenken. Luna schien sofort darauf anzuspringen, nur Ginny runzelte die Stirn.
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Untold Stories ~ A Nuna FanFiction (German)
FanfictionAls die Schülerinnen und Schüler nach Hogwarts zurückkehren, hat sich vieles geändert: Dumbledore ist tot, Snape der neue Schulleiter und alles wird streng von den Todessern überwacht und kontrolliert. Bereits am Anfang ist klar, dass dieses Jahr hä...