Zeit verging, Minuten, wenn nicht sogar eine Stunde. Die morgendliche Frische wich langsam, aber sicher der eigentlichen, kühlen Herbsttemperatur. Ohne die Sonnenstrahlen, die nun endlich den Innenhof erhellten und auf Nevilles dunkle Kleidung schien, wäre er vermutlich halb erfroren.
Mittlerweile wusste er nicht einmal mehr, worüber er noch nachdenken sollte. Die Folter war sicher nicht spurlos an ihm vorbeigegangen, Neville spürte eine zähe Müdigkeit, die seine Glieder in Beschlag nahm, doch Schmerzen hatte er nicht mehr... Höchstens von der unbequemen Lage auf dem Boden.
Nein, am schlimmsten waren die Gefühle, die seine Seele beherrschten.Er hatte sich lange nicht mehr schwach gefühlt, gerade jetzt, wo er sich vor längerer Zeit mühevoll die Fähigkeit, zu duellieren, angeeignet hatte.
Aber heute, da war er wieder so gewesen, wie früher...
Wie ein kleiner Junge, herumgeschubst und gedemütigt von den großen Kindern, erbarmungslos der Kälte und Verzweiflung ausgesetzt.
Was würden seine Eltern denken? Was würde seine Oma sagen?Hinzu kamen die Sorgen, die wie Ungeheuer zwischen seinen Gedankengängen lauerten.
Sie galten Trevor, denn seit dieser aus den Händen auf den harten Steinboden geschleudert war, hatte er sich kaum gerührt. Er musste es doch überstanden haben... Oder?
Wenn Neville doch wenigstens um Hilfe rufen könnte!„Whoa! Das wär ja beinahe in die Hose gegangen! Longbottom, oder? Sag ma', was machste denn da auf'm Boden?"
Bei Merlin, Neville hoffte wirklich, dass der Halbriese bald drauf kommen würde. Die Sekunden, in denen er bereits neben Neville stand und durch die zotteligen, dunklen Haare auf Neville herunterblick, waren selbst für den sonst geduldige Gryffindor zu langatmig.„Bist-biste etwa verflucht? 'Dammich, was mach ich jetzt mit dir?!", rief Hagrid gestresst und fuhr sich durch seinen verwilderten Bart.
Mittlerweile hatte Neville es ebenfalls aufgegeben, den Wildhüter von Hogwarts in Gedanken anzuschreiben, er solle jemanden anderen um Hilfe bitten. War das frustrierend....Auf einmal ertönte gleich neben Neville ein klägliches Röcheln, welches aber gleich von einem heiseren Quaken ersetzt wurde.
Trevor!
Vor Glück begann Neville Herz augenblicklich schneller zu schlagen. Er hörte sich angeschlagen an, doch hatte den Sturz überlebt!Am liebsten wäre er aufgesprungen, um die Kröte in den Arm zu nehmen und ihr liebevoll den Rücken zu massieren... Genauso, wie Trevor es liebte.
Doch das musste warten.„Was haste'n da, Kleiner? Is' das... Ich glaub's nich', das is' ja dein Zauberstab! Isser doch, nich'?"
Neville musste keine zwei Sekunden überlegen, um zu wissen, dass es sein Zauberstab war. Immerhin war dieser gleich neben ihn gefallen, als er verflucht wurde.
Auf einmal bückte sich Hagrid und hob mit seinen dicken Pranken Nevilles Zauberstab hoch.„Dammich', hatte ich lange keinen mehr in der Hand. Kamen mir früher aber größer vor...", begann der Halbriese zu murmeln. Aus den Augenwinkeln konnte Neville beobachten, wie er den Stab etwas spielerisch in der Luft schwenkte.
Mit diesem Anblick kamen gleich Sorgen in ihm hoch... Auch wenn Hagrid ein Lehrer war, traute er dessen Fähigkeiten nicht ganz. Er wusste nicht wieso, doch da Neville ihn noch nie hatte zaubern sehen, war es wahrscheinlich, dass der Halbriese auch nicht wirklich Übung darin hatte.
Außerdem hatte er seinen Zauberstab wirklich gerne... Manch einer würde vielleicht die Schuld für sein mäßiges Können in Verwandlung auf den Stab schieben, doch Neville erwiderte stets überzeugt, dass er ohne ihn ja doch gar nichts könne.
Hinzu kam die schöne Gestaltung... Die dunkle, spiralförmige Halterung ging in helles, makelloses Kirschbaumholz über und gefiel ihm wirklich, auch war er stolz auf den wertvollen Kern aus Einhornhaar.
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Untold Stories ~ A Nuna FanFiction (German)
Fiksi PenggemarAls die Schülerinnen und Schüler nach Hogwarts zurückkehren, hat sich vieles geändert: Dumbledore ist tot, Snape der neue Schulleiter und alles wird streng von den Todessern überwacht und kontrolliert. Bereits am Anfang ist klar, dass dieses Jahr hä...