ওKapitel 19 ✓

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Die nächste Theaterprobe war am Mittwoch. Nachdem nun alle den Tanz konnten, probten wir die Ballszene im ganzen.
Diese Szene war im Grunde die wichtigste der ganzen Geschichte.
Denn hier lernte Mr.Darcy seine Elisabeth kennen.

Elisabeth und ihre Familie erlebten Darcy als äußerst hochnäsigen Mann, der nichtmal den Anstand besaß erstere zum Tanz aufzufordern - und das, obwohl sie direkt neben ihm stand.
Zudem sagte Darcy, leider so laut, dass Lizzy es hörte, dass er ihr Aussehen nur "erträglich" fand.

Und obwohl hier noch nicht viel Romantik zwischen Lizzy und Darcy stattfand, liebte ich diese Stelle des Buches einfach.
...Eigentlich liebte ich das ganze Buch.

Und ein bisschen Romantik gab es in dieser Szene trotzdem - nämlich zwischen Bingley und Jane. Zwischen Oliver und Alisson.
Und obwohl Oliver mich erst noch vor wenigen Tagen geküsst hat, machte es mir etwas aus, die beiden beim Tanzen und Austauschen verliebter Blicke zu sehen.

Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals diese Art von Mädchen sein würde, jemand der eifersüchtig ist - denn ich konnte es nicht leugnen: ich war eifersüchtig - aber nun war es wohl einfach so geschehen.
Was für ein Mist.

Ich, als Lydia Bennet, musste in dieser Szene tatsächlich auch ein bisschen auf der Bühne rumspringen - aber ich musste nicht tanzen und hatte auch nur einen einzigen Satz in dieser dämlichen Theaterfassung:"Uh, wie er dich anschaut, Jane!"
Dieser Satz ging mir sehr gegen den Strich.
Denn erstens: Lydia sagte sowas im Buch überhaupt nicht.
Und zweitens: Ich musste Jane aka Alisson sagen, dass Bingley aka Oliver sie ansah...wer wollte mich eigentlich verarschen?

Trotzdem versuchte ich die Lustlosigkeit, die ich bei diesem Satz empfand, zu verbergen und ihn euphorisch zu sagen.

Nachdem mein Satz und mein Rumgespringe vorbei waren, konnte ich die Bühne verlassen und schlenderte in einen Nebenraum. Es war eine kleine Kammer, die voll hing mit Kleidung.
Dieser Raum war ein kleines Lager mit Kostümen für sämtliche Theaterprojekte an dieser Schule - so entdeckte ich zwischen all den Stoffen unter anderem ein paar Prinzessinnenkleider und einen halben Sankt Martins Mantel.

Hier drin war es eng und es gab keine Sitzmöglichkeit, aber das war mir egal.
Die Hauptsache war, dass ich Bingley und Jane nicht dabei zuschauen musste, wie sie sich verliebten.

Ein paar Minuten später ging die Tür auf und kein anderer, als Oliver kam herein.
Vermutlich hatte er mich hier gefunden, da er mich gerochen oder meinen Atem gehört hatte.
Wenn man so darüber nachdachte, war das eigentlich echt gruselig.

Er trat vorsichtig an mich heran und schloss die Tür hinter sich.
"Ist alles gut?", fragte er, während er, durch den geringen Platz bedingt, sehr nahe vor mir stand.
Abgelenkt von dieser Nähe, konnte ich nur nicken.
Es war ja auch eigentlich alles gut.
Schließlich waren ich und Oliver kein Paar oder so - und ich wusste auch gar nicht, ob ich das wollte. Er war immernoch ein unsterblicher Engel.

Wir hatten uns bloß geküsst. Das sollte ich vielleicht nicht überbewerten.

Außerdem hatte er mir selbst gesagt, dass er Alisson nicht mochte. Diese verliebten Blicke...das war alles nur gespielt. Es wirkte zwar sehr authentisch, aber wen wunderte es, dass Oliver ein guter Schauspieler war? Mich nicht.
Vermutlich hatte er in seinem bisherigen, sehr langen Leben, schon in etlichen Stücken mitgespielt.
Zudem hatte er mir in diesem Traum gesagt, dass er etwas fühlte - für mich.
Ach Gott, ich sollte wirklich schleunigst damit aufhören, so viel darüber nachzudenken!

"Sicher?",fragte er nochmal und hob eine Augenbraue.
Vermutlich sah man mir an, dass ich gerade in einem Gedankenstrudel feststeckte.
Wieder nickte ich.

"Und was machst du dann allein in der Kleiderkammer?".
Tja...Das war wirklich eine verdammt gute Frage.

"Mir die schönen Kostüme ansehen. Hier gibt es Prinzessinnenkleider, ein Nonnenkostüm, einen Meerjungfrauschwanz...und schau mal, hier gibt es sogar einen Dinosaurier-Jumpsuit mit Engelsflügeln. Das wäre doch was für dich, oder?",plapperte ich drauf los, um der Wahrheit aus dem Weg zu gehen.
Doch Oliver legte seinen Kopf schief, während sich ein schmales, wissendes Lächeln auf seine Lippen schlich.
Er wusste, was los war. Warum nur war ich so durchschaubar? Ich seufzte.

Er schob eine verirrte Haarsträhne hinter mein Ohr und flüsterte:"Du bist das wichtigste für mich". Anschließend küsste er mich sanft und mein Herz machte einen Sprung. Ich erwiederte ihn begieriger, als ich in Anbetracht der Tatsache, dass wir in einer Kleiderkammer waren, vermutlich sollte. Völlig unerwartet spiegelte er meine Begierde und fing an, mich auf andere Art zu küssen. Es fühlte sich völlig neu an, als er mich gegen ein Regal drückte, um mir möglichst nah zu sein. Es fühlte sich auch neu an, als er begann, die empfindsame Stelle oberhalb meines Schlüsselbeins zu erforschen. Dieser ganze Kuss fühlte sich völlig neu an - auf atemberaubend gute Weise. Es war kein langer Kuss - zumindest fühlte er sich für mich viel zu kurz an.
Trotzdem war er lang genug, dass die Tür der Kleiderkammer ruckartig aufging und wir gesehen wurden.

"Oliver!", schrie jemand und ich erkannte sofort wer es war. Diese Stimme klang in etwa genauso liebreizend wie eine überfahrene Katze.

Schnell lösten wir uns voneinander und Oliver sah Alisson mit großen Augen an.
"Hi, Alisson", sagte er bemüht ruhig und lächelte höflich. Ich sah jedoch die leichte Röte, die seine Wangen zierte.
Es sah so niedlich aus, dass ich ihn am liebsten gleich nochmal geküsst hatte.

"Mr. Holloway!", rief Alisson zornig und fuhr fort:"Oliver und Ava haben in der Kleiderkammer rumgemacht!"
Ich verdrehte die Augen.
Das konnte man ganz sicher nicht als »rummachen« bezeichnen... obwohl? Vielleicht doch - Ach Gott, ich hatte doch keine Ahnung von solchen Dingen!
Ich bezweifelte dennoch, dass Mr. Holloway damit ein Problem hatte. Dafür schwebte er viel zu sehr in seiner eigenen Welt.

Trotzdem kam unser Lehrer mit wehendem Schal zu uns geeilt.
Er sah mich und Oliver an.
Anschließend presste er seine Hand auf sein Herz und lächelte breit.
"Hach, was gibt es schöneres, als junge Liebe?", schwärmte er und ich hatte beinahe das Gefühl, dass sich seine Pupillen gleich zu kleinen Herzchen formen würden.
Ich wusste nicht, ob ich die Augen verdrehen oder lachen sollte.
Dieser Lehrer war einfach zu seltsam.

"Aber Mr. Holloway", fing Alisson wieder an, "Wenn Oliver sie küsst, fällt es mir wirklich schwer, in meine Rolle als Jane hineinzufinden. Jane kann sich doch nicht in einen Mann verlieben, den sie dabei erwischt hat, eine andere zu küssen. Deshalb sollten Sie Bingley verbieten, Lydia zu küssen!"
Das war ja mal sowas von an den Haaren herbeigezogen. In Alissons Freundesgruppe reichten sie die Jungen weiter wie Wanderpokale - sie sollte also keine Schwierigkeiten damit haben, so zu tun, als verliebe sie sich in jemanden, den sie schon mit einer anderen gesehen hat...denn in ihrem Privatleben schienen solche Situationen ja auch kein Problem darzustellen.

"Aber Alisson, das kann ich nicht -", setzte Mr. Holloway an, doch Alisson unterbrach ihn:"Es geht mir bloß darum, die Authentizität des Stückes zu bewahren."

Nun konnte ich dem Drang, die Augen zu verdrehen, nicht mehr widerstehen.
"Alisson, nichts für ungut, aber das macht absolut keinen Sinn", sagte ich und seufzte.
"Sei ruhig Ava, du kannst mit deinen 3 Gehirnzellen gar nicht beurteilen, was Sinn macht und was nicht".
Ungläubig hob ich meine Augenbrauen. Sowas aus ihrem Mund zu hören, hatte schon eine gewisse Ironie.

Und, da mir das alles zu dumm wurde, beschloss ich, einfach zu gehen. Um jedoch nochmal ein bisschen zu provozieren, nahm ich Olivers Hand und zog ihn mit mir aus dem kleinen Raum, vorbei an Mr. Holloway und Alisson.

Als wir dann draußen waren, sahen wir uns an. "Also das war...wow",sagte ich leise und spürte, wie mir die Hitze in den Kopf stieg.
"Meinst du den Kuss oder Alissons sehr kreative Aktion, um ihren Willen zu kriegen?",fragte er und grinste.
Ich lachte. "Alisson ist echt eine Drama Queen".
Oliver legte den Kopf schief:"Das beantwortet nicht so wirklich meine Frage".
Neckend tippte ich auf seine Nasenspitze, woraufhin er perplex blinzelte. "Darauf bekommst du auch keine Antwort".

❝when the angel falls you're dead❞ || ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt