ওKapitel 11 ✓

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Der nächste Tag war ein Samstag und Samstags war bei mir Kaffee-Tag. Nicht nur, weil ich an diesem Tag überdurchschnittlich viel Kaffee trank und nach Kaffee roch, sondern auch, weil ich ein Kaffeebecher förmiges Hütchen auf dem Kopf trug. Samstags arbeitete ich nämlich in einem kleinen Café, um ein paar Ersparnisse anzulegen. Es war nicht so, dass ich für irgendetwas konkretes oder gar wichtiges sparte - ich wollte einfach ein bisschen Geld über haben, um mir nach meinem Schulabschluss die ein oder andere Reise leisten zu können. Nach London, Oxford, Schweden.
Ich wollte all die Orte sehen, die ich bis jetzt bloß durch Romane besucht hatte.

Und dafür musste ich eben auch dieses alberne Hütchen in Kauf nehmen.
Trotzdem: Die Arbeit gefiel mir. Die Kunden waren meistens freundlich und meine Chefin, Bree, ebenfalls.
Sie hatte so etwas an sich - so eine liebe und großmütterliche Art, dass man sie einfach mögen musste. Darüber hinaus wusste sie von meiner kleinen Kaffee-Obsession und ließ mich neue Sorten daher immer kostenlos probieren.
Ein Bonus obendrauf war auch noch, dass ihre Muttersprache Spanisch war und sie mir somit immer beim Lernen für die Schule helfen konnte.

Bis auf meinen Arbeitstag im Café, verlief das Wochenende ziemlich ereignislos. Keine Tyler-Probleme, kein Delly-Drama und kein Oliver-Kopfzerbrechen.

Zugegeben: Letzteres zu verhindern fiel mir schwer. Aber ich gab mein Bestes. Denn im Moment konnte ich eh nicht mehr tun, als darauf zu vertrauen, dass ich alles zu seiner Zeit erfahren würde...so hart das auch war.

Als ich ihn am Montag in der Schule wiedersah, saß er bereits auf seinem Platz im Matheraum, derweil Delly und ich uns auf unsere Plätze vor ihn setzten.
Er nickte mir zur Begrüßung zu, derweil ein feines Lächeln sein Gesicht zierte . Ich schaute nur auf den Boden, weil ich sofort Dellys Blick auf mir spürte - sie wartete förmlich darauf, dass ich mit Oliver interagierte, damit sie so etwas wie:»Uhh, das läuft ja immer besser zwischen euch Süßen!«, kreischen konnte.
Aber auf so ein Theater konnte ich sehr gut verzichten.

Die restliche Woche verlief in etwa im gleichen Stil: Oliver grüßte mich auf den Fluren oder im Unterricht und, sofern weder Delly noch Tyler bei mir waren, grüßte ich auch zurück.
Darüber hinaus achtete ich in dieser Woche penibel darauf, immer pünktlich Zuhause zu sein, da ich definitiv nicht mehr in die enttäuschten Gesichter meiner Eltern blicken wollte.
Und auch für Tyler nahm ich mir in dieser Woche viel Zeit. Mir fiel auf, dass er diese ganze Friendzone-Sache überraschend gut wegsteckte. So gut dass es, ohne arrogant klingen zu wollen, schon beinahe etwas komisch war. Aber umso besser: ich war froh, dass es ihm gut ging.

Am nächsten Samstag ging ich wieder zur Arbeit, wo Bree mich schon breit lächelnd erwartete.
"Hola cariño ¿Cómo estas?",begrüßte sie mich und lächelte.

Bree war eine große, leicht ründliche, Frau mit einem gesonnten Teint und dunklen Haaren. Das Schwarz ihrer Haare wurde von grauen Strähnen durchzogen und auch die Lachfalten um ihre Augenwinkel verrieten, dass sie nicht mehr die Jüngste war.

"Hola Bree, estoy bien, gracias.", antwortete ich und setzte mir das Kaffeebecher-Hütchen auf den Kopf.

Da das Café bereits seit einer Stunde geöffnet war, hatten sich hier schon einige Leute niedergelassen - deshalb legte ich sofort los: Ich schenkte Kaffee ein, nahm Bestellungen auf, brachte alles zu den Tischen und führte ein bisschen Smalltalk. Das Gute an diesem Job war, dass die Kunden auch viel Trinkgeld springen ließen und ich auch einige Menschen kennengelernte.

Ich war, würde ich sagen, jemand der eine ganz gute Menschenkenntnis hatte und auch nicht schlecht darin war, Menschen zu lesen. Und ich glaube, das meiste davon hatte mir tatsächlich dieser Job beigebracht. Ich sah so viele Menschen am Tag und erkannte in ihrer Körpersprache gewisse Muster. Sie alle verhielten sich ähnlich, wenn sie bedrückt, glücklich oder unsicher waren. Am meisten lernte ich allerdings aus dem Verhalten der Leute bei Dates.

❝when the angel falls you're dead❞ || ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt