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POV: Yoongi

Mitten in der Nacht wache ich schweißgebadet auf. Schon wieder dieser Traum, dieser verdammte Traum. Ich will das nicht jedes mal erneut durchleben müssen, ich fühle mich jetzt schon ekelhaft genug. In vollkommener Panik schließe ich mich ins Bad ein und setze mich, mit dem Rücken an die Tür gelehnt, auf den Boden.

Wieso musste das nur passieren? Und dann sehe ich ihn auch noch jede Woche in der Schule, wie ekelhaft er mich jedes einzelne Mal anlächelt. Ich kann den ganzen Tag an nichts anderes mehr denken als an den Vorfall. Und doch bringe ich es nicht übers Herz, es irgendjemandem zu erzählen. Wie auch, wer würde mir das schon glauben.

Mit zitternden Händen greife ich nach den versteckten Anspitzer Klingen. Eine nehme ich aus dem bereits vom Blut verschmierten Döschen und ziehe mir meinen Pullover über den Kopf. Schon kommt die Narbe in mein Blickfeld, als ich mich wehrte und versuchte, ihn mit meinem Schlüssel zu verletzen, drehte er den Spieß um. Daher prangert da jetzt ein langer, hakeliger Schnitt auf meiner Haut und egal wie oft ich darüber schneide, ich erkenne ihn doch jedes mal wieder. Es erinnert mich immer wieder an diesen Vorfall.

Ohne Halt schneide ich mit der etwas stumpfen Klinge darüber, meine ganze Seite ist inzwischen voll davon doch ich kann nicht aufhören. Das Blut läuft unentwegt auf meine Kleidung, doch es hindert mich nicht daran. Ich will einfach, dass dieses Kopfkino aufhört, ich will einfach vergessen, was da passiert ist. Am liebsten würde ich schreien. Aber das würden meine Eltern und mein Bruder Jimin hören, das kann ich mir nicht leisten. Niemand soll das je herausfinden, es ist viel zu unangenehm. Sie würden mich außerdem nur in eine Psychiatrie stecken, wenn sie herausfinden, dass ich mich selbst verletze.

Irgendwann schlafe ich, die Klinge noch in der Hand, einfach ein. Vielleicht ist es auch Ohnmacht, so viel Blut wie ich heute schon verloren habe. Ich kann es nicht mehr auseinander halten. Vielleicht bin ich auch gestorben, ich hätte nicht einmal etwas dagegen.

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Yoongi steh auf, du müsstest schon seit einer Viertelstunde duschen!" Ich höre Jimin vor meiner Zimmertür, welche ich Gott sei dank immer abschließe zum Schlafen, schreien.

"Bin gleich unten." Zum schreien bin ich zu schwach, weshalb ich nur laut reden kann aber er scheint es gehört zu haben, denn er läuft die Treppe runter. So wie er stampft, weiß auch die ganzen Nachbarschaft, dass er die Treppe runter geht.

Erst, als ich richtig wach werde, bemerke ich, was ich schon wieder angerichtet habe. Alles ist voll mit Blut, denn ich bin in der Blutlache eingeschlafen, sogar in meinen Haaren ist etwas. Schmerzerfüllt stehe ich auf und mache mich auf den Weg zur Dusche, ich habe es dringend nötig.

Sobald heißes Wasser an die Wunden kommt, brennt es wie Feuer aber irgendwie tut es gut. Die Haut, die er angefasst hat, kann ruhig verbrennen...

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In der Schule treffe ich Namjoon, ich lächele ihm wie immer zu, doch er blickt besorgt.

"Yoongi ist alles gut, du bist kreidebleich! Hast du überhaupt geschlafen?"

"Ich konnte gestern irgendwie nicht einschlafen, alles okay. Irgendwie ist heute jetzt schon nicht mein Tag." Sage ich halb im Spaß, damit er sich keine Sorgen mehr macht. Tatsächlich schmunzelt er auch und somit machen wir uns auf den Weg in unsere Klasse. Bewusst drehe ich mich, als wir an der Bibliothek vorbeikommen in die andere Richtung, ich kann ja schließlich nicht schon wieder einen Panikanfall bekommen, das hatte ich heute Nacht erst. Der Unterricht lenkt mich immerhin endlich von all dem ab.

Doch drei Stunden später, in der Pause, kommt er mir auf dem Flur entgegen. Mit einem dreckigen Lächeln blickt er mich an, doch ich schaue nur schnell auf den Boden. Mir weicht das ganze Blut aus den Adern und ich fange unglaublich an zu zittern, ich kann nur beten, dass das jetzt niemand sieht. Und als er dann auch noch direkt an mir vorbeiläuft, versucht er mich versteckt vom Gedränge anzufassen. Geschockt schnappe ich nach Luft und schlage seine Hand unauffällig weg, dann fange ich mit den Worten "Wir sind spät dran." an zu rennen. Es fühlt sich an als würde ich um mein Leben rennen, auch wenn ich weiß dass er mitten auf dem Gang nicht das gleiche machen kann, wie das was er mir damals angetan hat. Am Raum angekommen lassen wir uns auf unsere Plätze fallen und ich kratze unbemerkt an meinem Handgelenk. Es ist zwar nicht das gleiche wie das Schneiden, aber es ist eindeutig besser als nichts. Noch schaffe ich es, die Panik zu überwinden, aber ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Denn es wird von Mal zu Mal schlimmer, die Angst vor ihm immer größer...

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POV: Namjoon

Was hat Yoongi nur? Er ist total bleich im Gesicht und wir hätten es hier hin auch geschafft, ohne dass wir rennen. Außerdem zittert er am ganzen Leib, irgendwas hat er doch. Da muss ich mal vorsichtig nachhaken.

"Guten Morgen, aufstehen!" Schon brüllt uns unser Lehrer an und der Unterricht beginnt. Die letzte Stunde für heute, endlich.

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The incident° ~ Yoongi FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt