POV: Yoongi
"Yoongi wach auf, wir sollen in die Bibliothek." Leise stößt Namjoon mich an die Schulter, bis gerade habe ich den ganzen Unterricht über geschlafen. Ich bin chronisch erschöpft, einerseits wegen des Blutverlusts und wegen den Alpträumen. Doch als ich mir Namjoons Worte nochmal durch den Kopf gehen lasse, stockt mir der Atem. In die Bibliothek? Da war ich seit einem Monat schon nicht mehr, seit dem Vorfall, und ich hatte nicht vor sie jemals wieder zu betreten. Allein der Gedanke daran löst Panik bei mir aus.
Dennoch raffe ich mich auf und laufe Namjoon hinterher. Noch einmal atme ich tief durch, bevor ich durch die schwere Holztür trete, jedoch gewinnt die Panik. Alle Bilder kommen mir ins Gedächtnis, deutlich lebhafter als sonst, sodass mir schlecht wird.
"Ich... muss weg." Mehr bringe ich nicht raus, bevor ich losrenne zu den Toiletten und mich geräuschvoll in einer dieser übergebe. Zitternd lasse ich mich auf den Boden fallen und ziehe an meinen Haaren bis es wehtut, ich kann das langsam nicht mehr. Namjoon hockt vollkommen überfordert neben mir. Dann spüre ich eine Hand auf meiner Schulter.
"FASS MICH NICHT AN!" Panisch schlage ich seine Hand weg und weiche einige Schritte nach hinten, auch wenn ich weiß, dass es nur Namjoon ist, es fühlt sich eben genauso an wie damals. Namjoon, welcher absolut verwirrt ist, rückt genauso nach hinten und ich versuche weiter Luft zu bekommen, aber es ist vergeblich. Es fühlt sich schon wieder an, als würde ich sterben.
Ich befinde mich nicht mehr auf dem Jungsklo, sondern wieder in der Bibliothek in dieser Nacht, mit dem Rücken unsanft zu Boden gedrückt und sehe ihn über mir. Dieser Gesichtsausdruck, ich werde das nie wieder vergessen. Der ganze Ablauf wiederholt sich vor meinem inneren Auge und die Panik wird immer und immer größer, am liebsten würde ich sterben. Einfach von irgendeiner Brücke springen oder mir die Pulsadern durchschneiden oder was auch immer. Ich will einfach nicht mehr in diesem Körper leben, den er verschmutzt hat. Ich kann das langsam nicht mehr.
"YOONGI!" Erst als Namjoon mit ohrfeigt komme ich in die Realität zurück. Ich sehe die Toilettenwand neben mir, unseren Lehrer ein paar Schritte entfernt stehen und Namjoons Gesicht vor mir. Kraftlos klammere ich mich an ihn, bevor ich endgültig zusammenbreche...
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"Yoongi, was ist los mit dir? Das ist schon das zweite oder dritte Mal, dass du in der Schule solche Panik bekommst, woran liegt das?" Namjoon hatte es also doch bemerkt, ich dachte ich hätte es halbwegs gut versteckt.
"I-Ich... es tut mir Leid, aber ich kann da nicht drüber reden. Wenn ich bereit dazu bin, kann ich es erzählen, aber jetzt... ich kann das wirklich nicht, es tut mir so Leid." Kleinlaut schaue ich auf meine Füße, ich sitze auf der Liege im Krankenzimmer.
"Du musst nicht drüber reden, ich mache dir auch gar keine Vorwürfe, keine Sorge. Kann ich denn irgendwas tun um dir zu helfen?"
"Ich denke nicht, tut mir Leid. Versuch bitte einfach mir zu helfen, wenn es erneut passiert, aber am besten fass mich nicht an. Du hast ja gesehen wie das endet, auch das tut mir Leid übrigens. Weiß eigentlich noch irgendjemand, was passiert ist?" Ich will mich nicht vor irgendjemandem rechtfertigen müssen...
"Nein, nur unser Lehrer. Da ich gesehen habe, dass da wohl etwas ernstes hinter steckt, habe ich ihn gebeten einfach zu sagen, dass du dir den Magen verdorben hast. Da du dich ja übergeben hast, hat das auch funktioniert. Wir sind ab jetzt auch beide freigestellt, da dich ja niemand abholen kann. Deine Eltern arbeiten immer noch beide ganztags, oder?"
Ich nicke nur stumpf, sodass wir uns beide auf den Weg nach draußen machen. Namjoon trägt sogar meine Tasche, trotz Widerspruch.
"Soll ich dir gleich was zu essen machen? Du bist immer noch bleich und siehst aus, als würdest du gleich wieder zusammenklappen, wenn ich ehrlich bin."
"Wäre wohl besser, Dankeschön. Wie habe ich mir nur so einen guten Freund verdient?" Ich schmunzele leicht, auch wenn es gefälscht ist und Namjoon erwidert es. Ich habe gerade einfach zu viel Angst allein zu sein, denn bei meiner mentalen Verfassung ist das Risiko, dass ich... mir selbst ein Ende setze einfach zu groß. Auch wenn ich gerade an sich lieber allein wäre, denn ich weiß nicht wie lange ich es noch geheim halten kann.
Bei mir Zuhause angekommen setzen wir uns erstmal beide an den Küchentisch, Namjoon steht bereits an der Kücheninsel und brät ein bisschen Gemüse, dazu macht er Reis im Reiskocher. Ich weiß gar nicht, woher er so gut kochen kann, aber es ist immer lecker was er so fabriziert.
"Wie steht es eigentlich mit deinen Noten so, wir haben ja bald das neue Halbjahr." Frage ich aus tatsächlichem Interesse. Namjoon freut sich immer wieder, wenn man ihn für seine guten Noten lobt, daher tue ich das hin und wieder.
"Naja, wie immer eigentlich. Mit ein paar Lehrern wurde ja schon privat gesprochen und bisher sieht es wieder so circa nach 1,3 oder 1,4 aus. Und bei dir so?"
"Zuerst mal, wie schaffst du das nur immer wieder? Ich wäre auch gern so schlau." Wie ein Kind jammere ich, sodass er zu lachen beginnt. Außerdem stellt er eine dampfende Schüssel mit Essen vor uns, sodass wir genüsslich beginnen es zu essen.
"Und bei meinen Noten sieht es ehrlich gesagt nicht so rosig aus, ich habe die letzte Prüfung in Mathe ja so vermasselt." Dass diese Prüfung drei Tage nach dem Vorfall stattfand, erwähne ich selbstverständlich nicht. "Aber das wird schon, nächstes Halbjahr strenge ich mich einfach mehr an."
"Selbst wenn nicht, macht das doch eigentlich auch nicht unbedingt was. Außerdem, mit den Noten die du jetzt hast schaffst du die Abschlussprüfungen im Juni trotzdem mit links." Allein bei dem Gedanken daran, dass dieses Jahr Abschlussprüfungen dran sind, läuft es mir kalt den Rücken runter, aber ich lasse mir nichts anmerken. Das gute daran ist, dass ich ihn nicht mehr sehen muss...
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Drei Wochen später fängt das neue Halbjahr an und mein Zustand hat sich nicht sonderlich verbessert. Auch wenn es mir inzwischen möglich ist, an der Bibliothek vorbeizugehen ohne direkt Panik zu bekommen, betreten werde ich sie dennoch nie wieder. Das kann ich wirklich nicht, dafür sind die Erinnerungen zu neu und die Bilder noch zu klar. Die Alpträume nehmen auch nicht sonderlich weit ab.
Wie eigentlich jeden Morgen sitze ich mit Namjoon hinten im Klassenraum, da es das neue Halbjahr ist durften wir uns die Plätze aussuchen. Umso weiter weg vom Lehrer, desto besser.
"Guten Morgen, es gibt jetzt erst einmal kurz organisatorische Dinge und ab der zweiten Stunde habt ihr normal Unterricht. Die Bücher bekommt ihr im Laufe der Woche, das sollte am Anfang noch kein Problem darstellen." Unser Klassenlehrer setzt sich mit einem lauten Seufzer auf den Stuhl vor dem Lehrerpult und lässt einige Elternbriefe herumgehen. Währenddessen lädt er Informationen zu den Prüfungen auf unseren Beamer, es geht um den Aufbau, usw. Nicht sonderlich interessant.
Wieder richtig zuhören tue ich erst, als der Stundenplan zur Sprache kommt. Es ist immer ein klein wenig spannend, welche neuen Lehrer wir so bekommen.
Doch als er den Plan ebenfalls auf den Beamer lädt, fühlt es sich an als würde mir jemand die Kehle zuschnüren. Dieser Kurs.... wieso?
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The incident° ~ Yoongi FF
FanfictionTW: R@pe!!!!!!!!!!!! Immer wieder wache ich von diesen verdammten Alpträumen auf. Wieso ich? Wieso musste mir das passieren? Ich fühle mich so unglaublich ekelhaft... TW: r@pe sh suicide panic-attacks ptbs (PTSD)