The incident° ~ Yoongi FF

13 ~ End

-Sieben Jahre später-

All das ist jetzt schon sieben Jahre her und ich muss fast gar nicht mehr daran denken, denn ich habe meine PTBS überwunden. Auch wenn mein 15-Jähriges ich damit nicht gerechnet hat, mein 22-Jähiges ich hat es wirklich geschafft.

Nachdem Namjoon und ich unseren Mittelschulabschluss gemacht haben, sind wir für drei Jahre zur selben Oberschule gegangen und haben dann beide angefangen zu studieren. Namjoon ist immer noch dabei Jura zu studieren und ich muss sagen, ich bin ein kleines bisschen schadenfroh, dass er da nicht immer nur Einsen schreibt, sondern sich mal reinhängen muss. Und ich bin gerade dabei meinen Master in Psychotherapie zu machen, denn ich habe beschlossen Therapeut zu werden. Meine Therapeuten damals in der Klinik und auch der, den ich bin zum ersten Jahr meines Studiums noch besucht habe, haben mir wirklich mein Leben gerettet. Ich weiß nicht, wie ich ohne sie klargekommen wäre, vermutlich hätte ich mich doch irgendwann umgebracht. Aber Gott sei dank bin ich noch hier.

Momentan wohnen Namjoon und ich zusammen in einer WG mitten in Seoul, wir haben uns entschlossen, zusammenzuziehen, da es einerseits günstiger ist und wir beide aktuell nicht vor haben eine Beziehung zu führen und es sich daher angeboten hat. Wir machen das jetzt schon seit vier Jahren und es funktioniert wirklich gut. Inzwischen habe ich mich sogar mit Soyeon angefreundet, das Mädchen, dass damals vor mir saß und sich regelmäßig nach der Gerichtsverhandlung erkundigt hat. Sie war an der selben Oberschule wie wir und kannte da sonst niemanden, daher haben wir uns mir ihr angefreundet und es stellte sich heraus, dass sie ein wirklich lustiger und umgänglicher Mensch ist. Auch ihre inzwischen Verlobte Jihe haben wir schon kennengelernt.

Ah und das worauf ich eigentlich hinaus wollte, ist der Grund, weshalb ich genau jetzt wieder an den Vorfall denken muss. Denn es geht um einen wissenschaftlichen Fakt, den ich eben sah.

Der menschliche Körper hat alle sieben Jahre all seine Zellen erneuert.

Das war der Post den ich sah, ich bin mir nicht sicher ob es stimmt, aber falls es wirklich war ist, bedeutet das etwas großes für mich. Er hat mein jetziges Ich dann nie berührt. Alles, was er je angefasst hat, ist nicht mehr da.

Und er wird mich auch nie wieder berühren können. Ich hatte immer Angst vor der jetzigen Zeit, da er normalerweise letztes Jahr freigekommen wäre, aber das ist nie passiert. Denn er hat sich vor drei Jahren erhängt. Er ist so gestorben, wie ich es vorhatte, nachdem Hoseok sich umgebracht hat. Merkwürdig, das ist jetzt auch schon sieben Jahre her und ich sehe sein Gesicht immer noch in jedem Detail vor meinem inneren Auge. Schon sieben ganze Jahre... Wie schnell die Zeit vergeht.

Ein wenig nostalgisch schaue ich mich in Namjoons und meiner Mini-Bibliothek um. Es ist nicht wirklich eine Bibliothek, aber da wir noch ein Zimmer frei und beide wirklich viele Bücher haben, haben wir uns das hier eingerichtet. Mehrere Bücherregale, zwei große hölzerne Schreibtische und ein gemütliches, altmodisches Sofa auf dem ich gerade sitze. Es ist mein Lieblingsraum in der ganzen Wohnung. Und irgendwie bin ich stolz darauf, hier sein zu können obwohl der Vorfall damals auch in einer Bibliothek stattfand.

Und mein Blick fällt auf ein Bild von uns beiden, welches im Regal hinter mir steht. Vorsichtig nehme ich den staubigen Bilderrahmen in die Hand und begutachte das Bild erneut. Man sieht Namjoon und mich, wir haben einen Arm über des anderen Schulter gelegt und stehen mit den Füßen im warmen Wasser des Meeres. Eigentlich machen wir nicht viele Fotos, aber das war uns wichtig, denn es war das erste Mal, dass ich die Narben in der Öffentlichkeit gezeigt habe. Es war ein Schulausflug zum Strand im zweiten Jahr der Oberschule und da haben zum ersten Mal alle die Narben sehen können, abgesehen natürlich von den Momenten in der Umkleide im Sportunterricht.

"Yoongi, kommst du? Wir treffen doch gleich Soyeon." Namjoon schaut durch die Tür und ich nicke ihm kurz zu, sodass er weiter durch die Wohnung wirbelt. Ich muss ein wenig grinsen, denn er ist immer noch genauso chaotisch wie vor sieben Jahren...

~End~