der erste Kuss?

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Das Kissen, das ich augenblicklich ins Gesicht bekomme, schert sich einen Feuchten um meine Gefühle, die sich eben einen Abgrund hinunter stürzen. Fuck. Und was jetzt?
Während die Wärme in meinem Kopf mal wieder ansteigt, knete ich unbewusst das Kissen. Der Fernseher untermalt die Situation mit peinlich unpassender Soundkulisse. Ich schlucke und endlich bekomme ich eine Entschuldigung heraus gewürgt. Gah, ist mir schlecht. Ihr stechender Blick scheint mich zu durchbohren.
„I~ich geh mal kurz ..." zur Toilette, bekomme ich nicht mehr heraus gestottert. Mit wackligen Beinen lasse ich das Wohnzimmer hinter mir und dresche erstmal auf die nächstbeste Wand ein. Au! Fuck! Bin ich echt so ein bescheuerter Idiot? Wie konnte ich es nur so versemmeln? Wieso läuft das alles so falsch? Wieso ist das so kompliziert? Ich fühl mich wie ein Volldepp. Gah! Da ist es ja einfacher gegen Kenpachi zu kämpfen. Ich will doch nur ... ich will sie doch nur anschauen dürfen, sie im Arm halten, ihr nahe sein, in ihren Augen versinken, ihren zarten Duft einatmen, ihre rosigen Wangen streicheln, ihre Lippen ... liebkosen ... und ihr sagen, dass ... dass ...
„... dass du sie liebst?" raunt die stichelnde Stimme meines Hollows aus dem Hintergrund.
„Lass mich in Ruhe!" zische ich frustriert.
„Kein Problem, bin schon weg. Tehehehe..."

Ich grummel wütend, als er den Raum verlässt. Blöder Idiot. Ich versteh immer noch nicht was das sollte. Innerlich total aufgewühlt nehme ich mir ein weiteres Kissen und knülle es zwischen meinen Armen zusammen.
Im Hintergrund dudelt noch immer der Film. Keine Ahnung was da gerade passiert, ist mir Mittlerweile auch echt scheiß egal. War eh eine blöde Geschichte.
Wenn interessiert schon das Ende einer Geschichte, dass man am Anfang bereits kennt? Wer schert sich schon darum, dass am Ende alle Glücklich sind? Die Realität sieht doch um ein vielfaches anders aus!
Die Beine angezogen sitze ich da und drücke mein Gesicht in das Kissen. Plötzlich fühle ich mich unheimlich traurig, so traurig, dass ein paar Tränen im Stoff versinken. Na vielen lieben Dank, Mister Blödmann. Mein Herz drückt so unheimlich schwer auf meinen Magen, dass mir fast schlecht wird. Zusätzlich fluten ein ganzer Berg wirrer Gedanken und Erinnerungen meinen Kopf. Natürlich nur Zeug, das irgendeinen dummen Zusammenhang zum heiklen Thema des Films hat. Mist.
Darunter befindet sich auch meine ersten Erfahrungen mit dem Thema Beziehung und Küssen. Nicht geil. Gar nicht geil. Mein erster Kuss war ein totaler Flop. Ehrlich! Ich hab nix gefühlt, auch beim zweiten Mal nicht. Spätere Versuche eingeschlossen. Ich hab jetzt noch ein ganz schlechtes Gewissen und es tut mir leid, den armen Kerl damals in Mitleidenschaft gezogen zu haben. Ich fürchte er hat es bis heute nicht verdaut. Aber, außer einer leichten Scham, habe ich eben nichts dabei gespürt. Kein Kribbeln, kein Verlangen. Dabei waren die Voraussetzungen ziemlich gut, genau wie in dem einen Buch. Überhaupt hab ich noch nie diese Art der Anziehung, die dort beschrieben ist empfunden.*
Vielleicht bin ich einfach Unfähig? Bin ich ein Fehler? Weitere Tränen kullern in das Kissen. Wie es wohl wäre für jemanden mehr als Freundschaft zu empfinden? Wie sich Verlangen wohl anfühlt?

Kann es eigentlich noch schlimmer werden? Wohl kaum. Ich werde da jetzt rein gehen und ganz brav sein. Sobald der komische Film zuende ist, werde ich mich nochmal richtig entschuldigen und dann ist hoffentlich wieder alles gut. Vielleicht bekomme ich später noch eine Chance ...

Huh? Mit aufgerissenen Augen schaue ich auf die Couch, wo sich Rukia zu einem Bündel zusammengerollt hat und - ich muss hart schlucken - leise schnieft. Was ist den jetzt los? Ich dachte sie ist wütend. Seit wann ist sie so emotional?
Einen Moment stehe ich unschlüssig neben der Couch und meine Hände fangen an zu schwitzen.
Wie sie da so sitzt, dass erinnert mich zu sehr an Yuzu und Karin. Genauso klein, genauso zerbrechlich, genauso liebesbedürftig. Ein Zwirn zieht sich fest um mein Herz und in meinen Hirn kippt ein Schalter. Scheiß egal, was vorher war. Scheiß egal, ob sie mich hinterher ohrfeigt oder sonst was macht. Alles scheiß egal! Ich will nur, dass sie aufhört zu weinen.
Ich lasse mich neben ihr auf die Couch nieder, greife unter ihre Knie und um ihren Rücken und mit einem Ruck, ziehe ich sie auf meinen Schoß. Fest drücke ich sie an mich und streiche über ihren Rücken, über ihren Schopf, über ihre Arme.

„Uuhh?" Eine unerwartete Berührung reißt mich aus meinem Gedankenstrudel. „Wuuah!" Das Kissen erstickt meinen Schrei und verdeckt mir genauso die Sicht. Was passiert hier gerade? Bevor ich etwas dagegen unternehmen kann, werde ich von kräftigen Armen gehalten und fest gedrückt.
Mein Herz erholt sich nur langsam von dem Heftigen Satz, den es gerade gemacht hat und ich hebe irritiert meinen Kopf. Ichigo? Ich kann sein Gesicht nicht sehen, nur den Atem in meinem Nacken spüren und wie er mich fest drückt und immer wieder streichelt. Buhu, das fühlt sich seltsam an. Kann er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Immerhin bin ich noch sauer auf ihn! „Lass mich, ..." grummle ich leise. „... ich bin doch nicht deine kleine Schwester!"

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*Ich hab darüber nachgedacht, diesem Abschnitt eine Extrageschichte zu widmen. Jemand Interesse an RPG diesbezüglich?

Heißes Früchtchen mit oder ohne Schlagsahne? (Vorläufiger Titel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt