raffst du es endlich?

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Ich wringe meine Hände nervös. Ich muss es ihr sagen. Ich muss es ihr jetzt sagen. Richtig? Scheiße, wie sag ich es ihr nur?
Mein Herz hämmert wild und ich kann mich einfach nicht zusammenreißen, da beginnt sie zu sprechen. Scheiße sie weiß es, sie weiß es ganz bestimmt! ... oder doch nicht?
Was? Was redet sie da bitte? Gott, nein! Das ist es nicht! Rukia! Ich ... ich kann das nicht mit mir selbst ausmachen. Dafür brauch ich dich!
Panische Energieschübe pulsieren durch meinen Körper und paralysieren mich. Meine Glieder fühlen sich wie festgeklebt an und mein Kopf schwirrt wie ein Karussell sich dreht.
Nein! Nein, nein, nein, nein, nein! Lass sie nicht gehen! Lass sie jetzt bloß nicht gehen! Wenn du das jetzt nicht klärst ...
Alles, außer meiner Wahrnehmung befindet sich in einer Lethargie. Wie in Zeitlupe läuft das Geschehen um mich herum ab. Es wäre ein Leichtes, die Hände auszustrecke und sie wieder zu mir, auf meinen Schoß, zu ziehen. Wenn mir nur meine Muskeln gehorchen würden, aber es rührt sich kein einziger. Komm schon! Blöder Körper gehorche!
„Hm, keine Kontrolle? Das Problem kommt mir irgendwie bekannt vor." kichert mein Hollow in einer Tonlage, als würde er sich gerade in aller Ruhe über einen langweiligen Zeitungsartikel unterhalten.
Während er sich über mich lustig macht, kämpfe ich weiter um eine Muskelreaktion. Erst die Berührung an der Schulter, gibt mir ein Gefühl für meinen Körper zurück. Langsam, fast noch langsamer als die Zeitlupe in der ich meine Umgebung gerade wahrnehme, bewegt sich endlich was.
Ich springe auf und sprinte hinter ihr her. Im Flur hab ich sie eingeholt. „Nicht! Bitte gehe nicht." rufe ich, greife nach ihrer Hand und ziehe sie zurück.

Mit einem Seufzer betrete ich den Flur. Polternde Schritte folgen mir einen Moment später. Oha. Ist er aus seinen Gedanken zurück und will noch ein Abschiedswort los werden?
Als ich mich nochmal umdrehen will, wird meine Hand plötzlich zurück gerissen. „Aaah!" Ich taumle, mache eine Ausfallschritt und stoße gegen ihn.
Was redet er den jetzt bitte? Wieso darf ich denn jetzt nicht gehen? Ist es nicht besser, wenn ich ihm seinen Freiraum lasse, um was auch immer ihn beschäftigt zu klären?

Oh, Mist! Als mir auffällt, wieviel Kraft ich gerade angewandt habe, kippt sie bereits kreischend nach hinten. Mit einem dumpfen Schlag, landet sie an meiner Vorderseite. Ganz automatisch packe ich sie mit beiden Händen bei der Hüfte und stabilisiere sie.
Mein Herz hämmert heftig, während ich den Moment sacken lasse. Gah! Ich schieb schon wieder Panik! Aber jetzt ist es zu spät zum Kneifen. Ich schlucke bevor ich sie fester an mich drücke.
„Ich will nicht, dass du gehst. Nicht jetzt und auch sonst nicht, Rukia. Wer weiß schon, wann ich das nächste Mal deine süßen, vor Wut aufgeplusterten Backen sehen darf?"
Mein Herz scheint meinen Rippenkäfig zerschmettern zu wollen, so stark schlägt es gerade. Aber ehrlich, bei so viel Niedlichkeit, würde doch jeder irgendwann am Rad drehen.

Schon wieder befinde ich mich irgendwie so nahe an ihm, dass es beängstigend ist. Was ... Was passiert hier gerade? Ich blinzle in den Flur und frage mich, was seine Worte zu bedeuten haben. Das ergibt doch keinen Sinn. Wieso sollte er so übertrieben reagieren?
Ich plustere die Backen schon wieder auf, als er davon spricht, wie süß er das findet. Mir geht gleich nochmal die Luft aus.
Gah! Er hat ... er hat es schon wieder gesagt! Sowas sagt man doch nicht zu seinen Freunden! Oder doch? Aber man zieht seine Freunde auch nicht „so" an sich und überhaupt ... !
Plötzlich legt sich ein Schalter in meinem Kopf um. Stück für Stück puzzle ich die Teile zusammen und langsam ergibt sich ein Bild, das ich einfach nicht wahrhaben möchte. WIESO hab ich das nicht gleich KAPIERT? Eventuell, weil ich Möglichkeit komplett für UNMÖGLICH eingestuft habe!
Ganz ruhig, bis jetzt ist es nur eine Vermutung, aber eine ziemlich Stichhaltige. Schließlich kann ich die Situation mit reichlich Referenzen, aus den Geschichten die ich gelesen habe, abgleichen. Da ist es fast peinlich, dass ich nicht erkannt habe was los ist. Bin ich denn wirklich so blind?
Einige neue Fragen drängen in meinen Geist. Wie stehe ich selber dazu? Es wäre ja schon irgendwie schön und ich hab ihn ja wirklich gern, aber ... auf diese Weise? Keine Ahnung. Er ist ein Freund, mehr kann ich mir gerade nicht vorstellen. Und wenn ich mich darauf einlasse und es probiere? Aber wenn ich wieder nichts fühle ... stoße ich ihn nur vor den Kopf. Ich kann und will das nicht noch einmal jemandem antun!
Steif stehe ich da und schaue zu Boden. „Sag mal Ichigo, bist du eigentlich bescheuert?"

Urgh! Dieser Unterton gefällt mir gar nicht. Was auch immer jetzt gleich kommt, ich will es eigentlich gar nicht wissen.
Allein die Idee, dass sie mir ne Abfuhr verpassen könnte, erzeugt Übelkeit in mir, so als würde ich krank.
Mit heißen Wangen antworte ich etwas ruppig auf ihre ziemlich beleidigende Frage. „Keine Ahnung was du damit sagen willst. Hast du ein Problem damit, wenn ich bescheuert wäre?"
Meine Gegenfrage steht eine ganze Weile im Raum.
Währenddessen blicke ich von oben auf ihren Scheitel. Meine Hände drücken unbewusst immer fester zu. Vermutlich um sicher zu stellen, dass sie sich nicht plötzlich davon springt. 

Mein Körper lehnt steif an ihm, während sich eine bedächtige Hitze in meine Wangen hält und mein Herz schneller hämmert.
Hm, meine Worte scheinen ihn schon getroffen zu haben, wie üblich gesteht er sich keine Blöße ein und kontert. Tatsächlich wäre meine Antwort ein „nein". Wenn ich ein Problem damit hätte, wären wir nie so gute Freunde geworden. „Du bist echt ein armer Idiot." murmel ich. Ein unerwarteter Schmerz wird von seinem plötzlichen Händedruck ausgelöst. „A~ahaua. Ichigo. Du tust mir weh." beklage ich angespannt.

Heißes Früchtchen mit oder ohne Schlagsahne? (Vorläufiger Titel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt