Süßes Lebwohl

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Selbst wenn sie traurig ist, ist sie so unglaublich niedlich, dass ich mir ein Schmunzeln nicht unterdrücken kann. „Hey, hey alles gut." Ich spreche in der besänftigendsten Tonlage, die mir möglich ist und streiche weiter über ihre Seite. „Nein, natürlich bist du nicht meine kleine Schwester, ..." Und das ist definitiv gut so! „... aber das macht jetzt gerade keinen Unterschied! Ich ... ich dachte nur, weil du weinst, ..."
Mir gehen die Worte aus. Hoffentlich überzeugt sie das. Es ist nämlich wirklich schön, sie so zu halten, auch wenn die Umstände nicht Ideal sind. Ihr Hals liegt direkt vor meiner Nase. Uh ... ich schließe die Augen und atme ganz bewusst ihren Duft ein. Am liebsten würde ich meine Nase richtig in ihrem Haar vergraben, aber ich trau mich nicht.
„Tz. Armselig." zischt die Stimme in meinem Kopf.
„Entschuldige bitte, dass es mir nicht egal ist, ob sie mir hinterher den Kopf abreißt."
Geistesabwesend streichele ich sie weiter.

Die Wärme seines Körpers, das Streicheln, die Nähe, das alles ist, wenn ich ehrlich bin, ganz angenehm. Aber ... irgendwie ... falsch! Auch wenn er es gut meint, sollte er das nicht tun! Richtig?
Eine leichte Wärme sammelt sich in meinen Wangen. Verständlicher weiße, immerhin sitze ich auf dem Schoß eines Typen. Das ist in keinem Fall in Ordnung, wenn man nicht darum gebeten hat.
Leicht verlegen drücke ich mich von ihm weg. In gespielter Wut plustere ich die Backen auf, wie ein Hamster. „Mir geht es wieder gut! Kannst du mich dann bitte runter lassen?" sage ich ernst und mit einer gewissen Erhabenheit.

Ich verziehe das Gesicht zu einer bitteren Grimasse, die sie nicht sehen kann und mein mein Herz wird schwer. Will sie nicht von mir getröstet werden? Ist ihr die Nähe unangenehm? Ach Rukia, ich will dich nicht los lassen, aber wenn ... du es verlangst.
Ich wüsste zu gern, warum sie überhaupt geweint hat. Es ergibt schließlich keinen Sinn, wegen ein bisschen geneckt werden so überzureagieren. Oder?
Verhalten, und meinen Gedanken nachhängend, murmel ich auf ihre Bitte eine Antwort. „Ist gut. Dann halt nicht."
Als ich sie gerade rüber hieven will, fallen mir ihre aufgeplusterten Wangen auf. Erinnert mich voll an diese putzigen Nagetiere, die ihr Futter da rein stopfen, um es zu sammeln. Oh man, das ist einfach „...so derbe süß!"

Mir platzt der Kopf. Also nicht wörtlich, aber die Luft geht mir praktisch mit einem Schlag aus und meine Ohren beginnen zu brennen als ich seine leisen Worte höre. „W~was?" Mit plötzlich glühendem Kopf starre ich ihn an. Ich kann seinen Blick nicht wirklich deuten. Ist ihm bewusst was er da von sich gegeben hat? Und ist er überhaupt geistig anwesend?

Irgendwie von ihrem Ausruf geschockt, starre ich sie einige Augenblicke an. Scheiße! Hab ich das gerade laut gesagt?
Ihr Blick und ihre röter werdenden Wangen kreischen mir ein eindeutiges ... „JA!" entgegen.
Mit heftig klopfendem Herzen und einem Ruck landet sie, vermutlich etwas unsanfter als geplant, wieder auf der Couch. Verlegen schaue ich auf meine Hände, die sich eben noch an ihren zierlichen Körper geschmiegt haben.
Stille tritt zwischen uns ein. Meine Hände fühlen sich kalt und feucht an, während das Blut in meinen Ohren rauscht. Was mach ich den jetzt? Mein Kopf gibt mir eine Handvoll an Möglichkeiten ... und keine davon würde auch nur annähernd irgendwie helfen.
Zum Beispiel könnte ich es als Scherz abtun. Aber ... es war doch gar keiner!
Unfähig irgendwas zustande zubringen, klappt mein Mund auf und zu. Verdammt! Was mach ich nur?

Ich versuche gerade in meinem Kopf zu sortieren und kommen nur zu einem logischen Schluss. Aber das kann doch nicht wahr sein. Ich habe mich verhört. Ganz bestimmt! Ich muss mich verhört haben!
Mit noch immer vor Verwirrung klopfendem Herzen starre ich ihn an, als seine Augen sich weiten und er mich plötzlich zurück auf die Couch verfrachtet. Ihm ist also klar geworden, dass er was komisches gesagt hat. Ein unangenehmer Moment der Stille entsteht, dann räuspere ich mich leise.
„Ähm ... irgendwie hatte ich mir den Tag heute anders vorgestellt. Aber du scheinst echt neben der Spur zu sein." Abwehrend erhebe ich die Hände. „Ist schon okay, du musst dich nicht Entschuldigen. Was auch immer gerade los ist ... ich weiß, dass du sowas lieber mit dir ausmachst. Das ist okay. Ich bin nichts anderes von dir gewohnt." Ich schaue ihn kritisch an. „Aber sag bescheid, wenn du Hilfe brauchst." Zögerlich erhebe ich mich und lege das Kissen auf die Couch. Man sieht noch die Spuren meiner wenigen Tränen darauf. Etwas verlegen zupfe ich an meinem Gewandt. „Oh und sorry für's Heulen ... und danke ... für's Trösten." Damit ist das Thema für mich erledigt.
„Ich mach besser los. Immerhin muss ich noch ein Geschenk besorgen und jetzt überlegen, ob jemand anderes mir dabei helfen kann." Es ist besser so, da bin ich mir sicher. Wenn er was braucht, wird er sich schon melden. Bis dahin, lass ich ihn besser in Ruhe. Ich hab nämlich genauso wenig Lust, dass er seine merkwürdigen Mätzchen an mir auslässt, so wie vorhin mit den Salzstangen. Als ich nochmal einen Blick auf ihn werfe, sitzt er ziemlich steif da, vermutlich in Gedanken. Ich stupse ihn noch einmal sanft gegen die Schulter und gehe zur Tür.
„Also dann ... pass auf dich auf!"

Heißes Früchtchen mit oder ohne Schlagsahne? (Vorläufiger Titel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt