Heißes Früchtchen mit oder ohne Schlagsahne? (Vorläufiger Titel)

... einfach unromantisch

Sie ist so nahe, noch immer so verdammt nahe. Ist das Panik in ihren Augen? Nicht gut!
Mit einem Ruck, ziehe mich zurück und gebe ihr ihren Freiraum wieder. Ich muss vor Aufregung schlucken. Wie sie so vor mir steht, etwas verwirrt und ebenso besorgt drein schaut. All das lässt mein Herz höher schlagen. Okay, okay, runter kommen. Ich torkel zum nächsten Stuhl und gieße mir ein Glas Wasser ein. Meine Hand zittert als ich es an die Lippen führe. Das Hämmern in meinen Kopf wird leiser, vermutlich auch das in meinem Brustkorb.
„J~ja alles gut. Nur ein leichter ... Schwindel, ... vermutlich weil du mich so unerwartet runter gezogen hast." Lüge ich notgedrungen. Ich halte den Blick auf das jetzt leere Glas gerichtet, bis die meiste Wärme aus meinem Kopf verschwunden ist.

Ich räuspere mich. „Dann bin ich ja erleichtert." Meine Wangen fühlen sich ungewöhnlich heiß an. Ich seufze. Irgendwie entsteht eine seltsame Stille zwischen uns. Unruhig kaue ich auf meiner Wangeninnenseite. „Aaalso ... was machen wir jetzt?" frage ich langgezogen.

Ich kratze mich am Hals. „Naja ... wir könnten eventuell einen Film schauen oder ...hm, ich zeig dir wie man Pudding kocht. Schon mal Schokoladen-Pudding gegessen?" sage ich mit so einem überzogenem Lächeln, dass es fast peinlich ist. Wieso schlag ich sowas dämliches vor? Als sie mich schief anschaut, spüre ich die Wärme in meinen Wangen wieder. Mein Lächeln schmilzt und ich muss dringend die Wand hinter ihr anglotzen.
„Ich glaube nicht, dass ich schon mal welchen gegessen habe. Kann mich jedenfalls nicht dran erinnern. Außerdem hatte ich vorhin auch schon Frühstück, vielleicht können wir das ja ein Andermal machen."
Schöne Wand. Schöne Rukia. Frühstück? Was? Achso! Ich hatte ihr Pudding angeboten.
Ein Andermal? Deal! Ein erneutes Grinsen schleicht sich in meine Mundwinkel. Darauf werd ich garantiert zurück kommen!
Ihre Augen mustern mich nachdenklich und ihre ziemlich Hand streicht über ihr Kinn, als sie zu meinem anderen Vorschlag kommt. „Was würdest du den anschauen wollen? Gibt's was besonderes das man kennen sollte?"
Aaaaaha ... sehr gut! Sie lässt sich darauf ein. Ein gemütliches Setting im Wohnzimmer ist fast schon ein Garant für Erfolg. Ich darf es dann nur nicht verpatzen. „Ah ... äh ... nicht wirklich ... oder vielleicht doch, aber gerade fällt mir nix konkretes ein." Ich grinse jetzt über's ganze Gesicht. „Aber das macht nix. Irgendwas kann man immer schauen. Keigo hat mir letztens paar DVDs vorbeigebracht, da ist sicher was gutes dabei." Ich erhebe mich von meinem Sitzplatz, schnappe mir ihre Schultern und schiebe sie sanft Richtung Wohnzimmer. „Also magst du eher was mit Action oder was gruseliges oder was zum lachen oder ... was romantisches?"
Ich zähle diese Genre alle möglichst wie beiläufig auf. In meinem Kopf hab ich allerdings längst alle Optionen außer der letzten gestrichen. Mädchen mögen doch romantisches Zeug, also auch romantische Filme? Sie muss einfach sagen, dass es was romantisches sein soll. Bitte sag 'was romantisches', bitte sag 'was romantisches'! Argh! Kopf hör auf!

Sein seltsames Verhalten wird nicht besser. Seine Bewegungen wirken hibbeliger und Augenkontakt scheint ihm ebenfalls schwer zu fallen. Hat ihm der Kaffee etwa einen Schock verpasst? So stark war der aber eigentlich nicht. Irgendwie wird er auch ganz schön erzählfreudig, ist doch sonst auch nicht so seine Art.
„Hey!" Ohne Vorwarnung reißt er mich von der Theke weg und schiebt mich durch's Haus. Während er fragt was für einen Typ Film ich schauen will, stolpern meine Füße über die erste Schwelle. Seine Stimme von schräg hinten hat einen seltsam ungewohnten Klang und lässt einen Schauer über meinen Rücken ziehen. Langsam schlurfend lasse ich mich weiter ins Wohnzimmer schieben, wo er mich endlich wieder loslässt.
Aus einem Beutel kramt er ein paar Plastikhüllen hervor, die alle mit bunten Covern versehen sind. Ich ziehe eine Grimasse, die er nicht sehen kann und verschränke die Arme. „Naja, was lustiges mit Action würde mir sicher gefallen."

Verdammt. Ich hätte es wissen müssen. Sie wäre einfach nicht Rukia, wenn sie nicht ein bißchen aus der Reihe tanzen würde. Ich grinse sie breit an um meine Enttäuschung zu verbergen und packe die DVD die ich gerade heraus gesucht hatte - und die vermutlich von Keigos Schwester ist - zurück in den Beutel. Naja, vielleicht ist es auch besser so.
Mein Blick fällt auf eine andere DVD und ich stecke sie ihr entgegen. „Okay. Ich glaube, ich hab' einen Passenden. Den hat mir Keigo letztens ausgeliehen." Du wiederholst dich Ichigo! Mist. Schweißperlen treten auf meine Stirn. Lass dir nix anmerken. „Ich hab ihn selber auch noch nicht gesehen, aber die Beschreibung klang ganz gut."

Neugierig betrachte ich die Schachtel, die er mir reicht. In fetter Schrift sind die Worte „Warriors Gate" (Autornotiz: ein eher zweitklassiger Action Teeniefilm) darauf zu lesen. Ich öffne die schmale Schachtel und finde eine Runde Scheibe darin vor. „Und wie genau geht das jetzt?"
„Zeig ich dir." Er nimmt die runde Scheibe aus der Schachtel und steckt sie in ein Gerät beim Fernseher. „Geht gleich los." Er setzt sich auf die Couch und deutet mir an es ebenfalls zu tun. Ich nehme neben ihm platz.
„Was bedeuten die Worte auf der Schachtel?"
Für einen Moment sehe ich ihm Verwirrung an, dann halte ich ihm das Ding unter die Nase. „Achso, das. Das ist der Titel des Films."
„Verstehe ... und worum geht es jetzt in dem Film? Gibt es Drachen? Ich erinnere mich das die oft in Theaterstücken auftreten. Die sind ziemlich beeindruckend." Entspannt suche ich eine Position auf der Couch, die sich gemütlich anfühlt.