noch so eine Wendung

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Uh!
„T~tut mir leid", stottere ich und lockere meinen Griff wieder.
Man bin ich ein Idiot. Keine Kontrolle über meine Kraft, weil ich Angst habe, dass sie abhaut. Weil sie mir so den Kopf verdreht.
Ich wünschte fast, dass ich kein buntes Chaos im Kopf hätte. Ich würde zwar den Rausch etwas vermissen, aber ich wäre definitiv nicht böse, auf die ganze Aufregung verzichten zu müssen.
Na gut, weiter im Plan.
... welcher Plan? Ich hab mir doch überhaupt keinen gemacht. Was mach ich denn jetzt?
„Ach du meine Fresse. Du bist tatsächlich ein armer Idiot. Tehehehe. Ich würde es mal mit streicheln versuchen. So ähnlich wie vorhin auf der Couch. Ich glaub, dass hat ihr gefallen", kichert die Stimme meines Hollows.
„Pffff, Ratschläge von dir brauch ich wirklich nicht", behaupte ich mürrisch. Allerdings muss ich mir eingestehen, dass sein Vorschlag gar nicht so schlecht ist.

Mein Blick wandert über ihren Schopf und stoppt bei ihrem Nacken, der aus dem Kragen hervorlugt und von ihrem schwarzen Haar umspielt wird. Zögerlich hebe ich meine Rechte und lasse sie vorsichtig die weiche Haut berühren.

*****

Der Druck lässt nach und damit auch der Schmerz.
Ein erleichterter Seufzer bleibt mir allerdings im Hals stecken, als ich seine Finger an eben diesem spüre. Stattdessen entfährt mir ein ersticktes Keuchen.
Das könnte eine angenehme und schöne Berührung sein, wenn sie mir nicht solche Angst machen würde. Angst vor den schmerzvollen Konsequenzen.
Ich muss es ansprechen, bevor es zu spät ist. Aah! Ich bin so nervös. Wieso muss das nur passieren?
Meine Finger zittern, als ich sie nach meinem Hals austrecke. Bestimmt fasse ich nach seiner Hand, halte sie fest und schiebe sie von meinem Hals fort.
Eine tiefe Traurigkeit ergreift mich, als ich daran denke, wie ich ihm gleich weh tun werde. Doch besser so, als ihm später noch mehr weh zu tun.
Aber zuerst mal muss die Sache auf den Tisch!
Die Worte, die sich in mir winden, kratzen wie eine Drahtbürste an meinen Stimmbändern, bevor sie sich heraus quälen.
„I~Ichigo ... du Dummkopf. Du benimmst dich so seltsam ... und ... ich glaube, du ...hast dich verändert. Stimmts? Ich habe das Gefühl, dass du ... mich mehr magst, als es dir ... lieb ist. Richtig?"

*****

Mein Puls steigt und sinkt zeitgleich. Ihre kleine zarte Hand, die jetzt meine hält ... es dauert nur einen Moment, bis ich unsere Finger miteinander verschränkt habe. Gah, hoffentlich killt sie mich nicht dafür.
Ich schlucke hart bei ihren Worten, die nicht unbedingt positive Schwingungen auslösen. (Good vibes *hust*)
Leugnen wäre Zwecklos und vermutlich sogar das Dümmste was ich jetzt tun könnte.
Mein Atem geht deutlich schwerer, als ich leise antworte.
„I~ich denke schon. Also, ... ich ... ich fühl mich stark zu dir h~hingezogen, ..." ... mehr als gesund zu sein scheint. „D~deshalb will ich dich auch n~nie mehr loslassen!"
Ich schlucke noch einmal. Jetzt ist es gesagt. Noch deutlicher geht wohl kaum. Oder? Mein Magen verkrampft sich mit jeder Sekunde mehr und mir ist richtig schlecht.

*****

Äh?
Ich bin kurz irritiert, als sich seine Finger mit meinen verschränken. Das war so nicht geplant! Merkwürdigerweise muss ich darüber schmunzeln.
Allerdings, so richtig glauben will ich es immernoch nicht, weil es einfach keinen Sinn macht. Aber hätte ich es auf Tonband aufgenommen, könnte ich es mir in Dauerschleife wieder und wieder anhören.
„... nie mehr loslassen", hat er gesagt. Das versetzt mir einen schmerzhaften Stich ins Herz. Wenn ich das nur erwidern könnte.
Eine tiefe Traurigkeit ergreift mich und beginnt mich zu zerreißen.
Wäre ich egoistischer, ich könnte alles haben.
Aber ich will das nicht, ich will ihm wirklich nicht mehr weh tun als nötig. Argh! Ich wünschte, ich könnte mich in Luft auflösen. Ich wünschte, ich müsste diese Situation nicht weiter ertragen.
Mein innerer Druck steigt und mein Körper verkrampft dementsprechend immer mehr.

*****

Ihr Schweigen zerrt an meinen Nerven, die dünn wie Spinnfäden zu sein scheinen. Außerdem rennt mein Puls und zerstört völlig mein Zeitgefühl. Wie lange warte ich? Wie lange stehen wir schon hier?
Bitte sag doch endlich was, Rukia!
Was, wenn sie mir 'ne Abfuhr verpasst?
Oh bitte, hör auf so negativ zu denken. Bisher ist noch nichts passiert, dass auf eine Abfuhr hinweist. Das ist doch gut. Denk also gefälligst positiv!
Plötzlich drückt sie meine Hand fester, was einen Stromschlag durch meinen Körper schickt.
Ich hoffe, ich interpretiere das jetzt nicht falsch, aber diese kleine Geste kann eigentlich nicht so viele verschiedene Dinge bedeuten. Falls ich falsch liege, dann hab ich hoffentlich einen guten Schutzengel.
Da ich es sowieso leid bin zu warten und auf ihren Hinterkopf zu starren, nutze ich diesen Impuls. Sanft gebe ich ihr mit Links einen Schubs und ziehe sie mit Rechts, der Hand, die auf die eben noch auf ihrer Schulter lag, herum. Unsere verschlungen Finger baumeln jetzt neben uns und mein Herz hämmert wie eine Buschtrommel.
Ich will ihr Gesicht sehen, will sehen wie ihre Augen Leuchten. Außerdem habe ich dieses unbändige Verlangen ... ihre Lippen zu kosten. Wann wenn nicht jetzt?

*****

Unerwartet werde ich von ihm gedreht und habe nun sein T-Shirt vor der Nase. Meine Hand in seiner fühlt sich vollkommen benommen an.
Noch immer bin ich unschlüssig, was ich tun soll. Die Verlockung auf das Glück zu hoffen ist groß. Aber die Angst vor der vermeintlichen Enttäuschung ebenso. Ihn ein bisschen verletzen oder sehr verletzen, mit der geringen Chance auf ein Happy End? Was soll ich nur tun?
Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit darüber nachzudenken.
... das ist es! Ich werde ihm sagen, das ich Zeit zum nachdenken brauche. Das ist unverbindlich und tut erstmal nicht weh.
Mit klopfendem Herzen wandert mein Blick nach oben. Der bunte Schriftzug seines Shirts, verschwimmt auf die Entfernung vor meinen Augen. Die Haut seines Halses spannt und man kann ein Pulsieren ausmachen, als er den Kiefer bewegt.
Mit einem letzten mutigen Ruck sehe ich ihm ins Gesicht.
Ich öffne den Mund und ... bekomme nicht die gewünschten Worte hervor. Zu meiner und sicher auch seiner Überraschung beginne ich zu schnauben und zu kichern.

Heißes Früchtchen mit oder ohne Schlagsahne? (Vorläufiger Titel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt