Klischees zum Frühstück

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Vorwort:
Ich kam durch einen Zufall in die Verlegenheit vor ein paar Wochen ein bleach RPG zu starten. Ich hatte nicht geplant, dass sowas massives draus wird (das Skript hat über 30000 Wörter) und mir die Story letztlich ans Herz wächst. Naja, jetzt ist es zu spät zum Meckern. Ich überarbeite (hoffentlich) in den nächsten Wochen alles und werde dann Stück für Stück einen Happen droppen.
Die länge der Kapitel kann einem etwas abgehakt vorkommen, da ich nicht darauf Wert gelegt habe, sie inhaltlich zusammen zu ziehen, sondern einfach nach einem gewissen Wordcount zusammenfasste.
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Trübe Schleier, die mich eben noch an eine andere Welt gebunden haben, wabern noch vor meiner Sicht. Grummelnd blinzle ich an meine Zimmerdecke und frage mich, wie dieser Traum wohl weiter verlaufen wäre.
Kurzerhand drehe ich mich auf die Seite und versuche wieder hinüber zu dämmern. Ein kalter Hauch fährt über meinen Hals. Schnell ziehe ich die Decke noch ein Stück hoch und kuschel mich richtig ein. Dabei blinzle ich in den Raum und mein Blick trifft die digitale Anzeige meines Weckers. In einem matten Rot leuten mir die Zahlen entgegen. 7:12. Ich blinzle erneut. 7:12?
Fuck! Ich komm zu spät zum Unterricht! Warum hat das blöde Teil nicht geklingelt?
Ich stolpere aus dem Bett und Kälte trifft auf meinen Körper, wie eine Mauer. Eine dünne, feuchte Schicht auf meiner Haut verstärkt diesen Effekt sogar noch um ein Vielfaches und schüttelt mich erstmal richtig durch.
Ich werfe dem Wecker noch einen hasserfüllten Blick zu, die Anzeige springt eine Zahl weiter und plötzlich stutze ich. Eine Sekunde später klickt etwas in meinem Kopf, der endlich wach wird. Grummelnd drehe ich auf dem Absatz um und lege mich wieder hin.
Der Wecker hat nicht geklingelt, weil ich ihn nicht eingeschalten hatte, weil heute Samstag ist. Ich Dummkopf.
Ich ziehe die Decke ein weiteres Mal hoch und kuschel ich mich zurück in die Wärme. Hoffentlich wird der Rest vom Wochenende besser!
Okay, zurück zu meinem Traum. Ich drücke die Augen zu, drehe mich wieder auf die Seite, die andere diesmal, und versuche mich zurück in dieses wunderbare Land zu schicken. Ich rufe mir die vagen Bilder vor mein inneres Auge und lasse mich auf die Situation ein, die mir ein wohliges Kribbeln über den Körper schickt. Das bezauberndste Lächeln das ich mir vorstellen kann, strahlt mich an. Klar umrissen, ... zu klar für einen Traum.
Verdammt, ich kann mich nicht fallen lassen. Es sind nur Bilder in meinem Kopf, aber wenn ich versuche mich in bewusstem Zustand, darauf einzulassen, beginnt mein Körper gleich richtig zu brennen.
Überhaupt, frag ich mich, ob es ethisch in Ordnung geht, sich solche Dinge vorzustellen. Ich würde mich vermutlich nicht gut dabei fühlen, wenn jemand anderes über mich sowas denken würde.
Zum Glück weiß sie nichts von meinen verbotenen Gedanken.
Dass ich nicht mehr einschlafen kann, ist mir Mittlerweile klar und mir einen Kopf darüber zerbrechen, was ist, was sein kann und was nicht, will ich eigentlich nicht. Ich muss irgendwas tun, dass mich ablenkt. Irgendwas Sinnvolles, etwas das meinen Geist einfängt und umlenkt. Vielleicht mach ich Frühstück. Yuzu würde sich sicher freuen.
Ich werfe die Decke beiseite und stehe jetzt doch auf. Mein Rücken klebt irgendwie und auch sonst fühlt sich mein Körper so an, als könnte er noch eine Dusche vor allem Anderen gebrauchen. Schon krass, was solche Träume und Fantasien alles mit einem anstellen können.
Wenn ich bedenke, dass ich die erst seit Kurzem habe, frage ich mich, ob es bedenklich ist, dass sie in der Zeit so intensiv geworden sind.
Erneut zieht eines der Bilder vor meinem inneren Auge vorbei und ich muss den Kopf energisch schütteln, um es zu verjagen. Jetzt reiß dich aber mal zusammen. Du bist doch kein verkommener Arsch. Egal wie sehr mich diese Bilder reizen, irgendwo muss Schluss sein.

Ich schalte Licht in der Küche an. Draußen ist es noch immer dunkel und sogar leicht verhangen. Wer weiß, vielleicht schneit es im laufe des Tages. Vor der nächsten Stunde wird es jedenfalls nicht hell. Wenn man genau hinschaut, kann man sogar noch die Sterne erahnen.
Nach wenigen Minuten ist die Heizung hochgedreht und der Tisch gedeckt. Kaffee muss nur noch eingeschalten werden und ...
Ich überlege, ob ich was vergessen habe. Vermutlich, aber mir fällt nichts ein.
Ein weiterer Blick in den Kühlschrank, weckt nur mein Interesse an einer Schüssel Erdbeeren in Milch. Ziemlich sicher hat Yuzu die für's Mittag vorbereitet.
Ein plötzlicher Heißhunger überkommt mich. Ob sie mir böse ist, wenn ich meine Portion jetzt schon vernasche?
Vermutlich nur eine Minute. Hm, lecker.

*****

Beißender Wind empfängt mich, als ich das Senkaimon verlasse. Ich stehe auf einer Straße, irgendwo in Karakura Stadt.
Es ist mir noch immer unklar, wie diese Tore, welche die Welt der Lebenden mit jener der Toten verbinden, funktionieren. Man kann einfach nicht genau vorhersagen, wo man herauskommen wird, es sei denn, man heißt Kurotsuchi Mayuri oder Urahara Kisuke.
Naja, wenigstens ist der Zufallsradius begrenzt und ich will eigentlich auch garnicht wissen, nach welchem System das funktioniert. Hauptsache es funktioniert, irgendwie.
Ich begebe mich auf einen Laternenmast, um mir einen Überblick zu verschaffen. Der Mond senkt sich dem Horizont zu und nimmt auch das Funkeln der Sterne mit sich, während sich an einer anderen Ecke die Sonne erhebt.
Für eine Weile genieße ich die Ruhe und den Anblick. Ich habe nicht gezählt, wie viele Wochen mein letzter Besuch her ist, aber sicher einige. Würde nicht so viel Verantwortung auf meinen Schultern ruhen, ich wäre öfter hier und würde Zeit mit meinen lebenden Freunden verbringen. Manchmal vermisse ich sie manchmal sehr.
Es ist schon merkwürdig, wie sich das entwickelt hat. Ein Shinigami freundet sich mit Menschen an und kurz darauf steht die Welt Kopf. Zugegeben, die Umstände waren nicht ganz so simpel, aber genau darauf lief es am Ende hinaus.
Seine Freunde beschützen, egal vor wem. Mit so einem Menschen hab ich mich damals angefreundet und dann kamen weitere hinzu. Mutige Menschen, die nicht davor scheuten, sich selbst in Gefahr zu begeben. Und am Ende haben wir nicht nur diese Stadt beschützt, sondern die Welt.

Kalter Wind zieht unter meine Kleider und erinnert mich schmerzlich daran, wie wenig Schlaf ich die Nacht hatte. Schnell konzentriere ich meine Sinne, spüre Ichigos Reiatsu auf und setzte mich in Bewegung. Ich lasse einige Straßen und Häuser hinter mir, immer seiner Spur folgend. Selbst nach all der Zeit, bringt er es nicht fertig seine spirituelle Energie zu unterdrücken, dass es einfach zu leicht ist, ihn zu finden. Dafür bin ich in solchen Momenten sehr dankbar.

Endlich kann ich Ichigos Haus sehen. Ein gemütliches Licht scheint aus seinem Zimmer, als würde es auf mich warten. Diese indirekte Einladung spornt meinen Schritt an und in wenigen Augenblicken habe ich auch die letzten Meter hinter mir. Flux bin ich zum Fenster rein gehuscht, wie schon so viele Male zuvor. Der Raum ist warm, hell und leer! Kein Ichigo zu sehen.
Ich stehe im Raum, wie bestellt und nicht abgeholt. Vermutlich ist er nur im Bad und kommt gleich zurück, sage ich mir und lasse den Blick über den Schreibtisch schweifen. Ein paar Schulbücher und Hefter stapeln sich dort, nichts ungewöhnliches. Mein Blick wandert weiter über die Einrichtung und obwohl sich nicht viel verändert hat, wirkt der Raum anders, irgendwie ordentlicher.
Den Gedanken, dass er selbst dafür verantwortlich sein könnte, verwerfe ich sofort wieder. Viel wahrscheinlicher ist, dass seine Schwester vor Kurzem hier eine große Aufräumaktion durchgeführt hat.
Ein schiefes Lächeln schiebt sich auf mein Gesicht, während ich mir vorstelle, dass er in zwanzig Jahren noch hier wohnt und seine Schwester hinter ihm her räumt. Damit könnte ich ihn ja mal aufziehen. Das würde dann wohl so klingen: Ichigo, du musst endlich erwachsen werden und auf deinen eigenen Beinen stehen! Wer nicht mal in seinem eigenen Raum dafür sorgen kann, dass ... und so weiter und so fort.
Mit einem warmen Gefühl im Bauch, lasse ich die Szene hinter mir.

Auf dem Bett sitzend, warte ich nun schon ein paar Minuten und frage mich langsam, ob er überhaupt zurück kommt. Vielleicht hat er einfach vergessen das Licht aus zu schalten. Vielleicht ist er gar nicht mehr im Haus? Nein, sein Reiatsu ist deutlich spürbar.
Dann werde ich wohl herausfinden müssen, wo er sich versteckt.
Ich knipse den Schalter um und verlasse das Zimmer.
In der Küche werde ich fündig. Ichigo sitzt an einem gedeckten Tisch und scheint etwas zu essen. Da er mit dem Rücken zur Tür sitzt, kann ich eintreten ohne seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen.
Ich beobachte ihn ein paar Sekunden dabei, wie er da so Ahnungslos sitzt und isst. Dann kann ich einem inneren Drängen, dass ihm unbedingt einen Streich spielen will, nicht mehr standhalten.
Ich muss aufpassen, nicht laut los zu prusten, als ich ihm über die Schulter spähe. Was ich nämlich erblicke, ist nahezu perfekt für einen blöden Spruch.
„Erdbeeren? Was für ein Klischee!"
Gemächlich lehne ich mich wieder zurück, verschränke die Arme hinter dem Rücken, setzte ein breites Grinsen auf und beobachte seine Reaktion.

Heißes Früchtchen mit oder ohne Schlagsahne? (Vorläufiger Titel)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt