POV Nagisa
Was hier gerade abgeht? Keine Ahnung.
Was ich gerade mache? Da bin ich mir auch nicht so sicher..
Mit meinen Beinen über einer meiner Taschen und meinem Laptop auf dem Schoß sitze ich zusammengekauert in Luis Auto.
Die Überwachungskameras der Garagen auf meinem Bildschirm gefreezed, stelle ich wie befohlen sicher, dass wir ohne großen Aufruhr verschwinden können. In drei großen Reisetaschen mit den wichtigsten Sachen von uns in Louis Auto verstaut, heult draußen der Motor von Rins Auto auf und auch Louis dreht den Schlüssel in der Zündung und fährt hinter Rin her aus den Garagen. Auf das perfekte Timing achtend taue ich die Kameras um die Tiefgaragen auf, so dass wir ohne Aufsehen zu erregen verschwinden können.
Diese bedrückende Stille die schon seit Wochen um uns herum herrscht macht mich einfach nurnoch fertig..
Die Situation hat sich von 'Schlecht' zu 'Super mega schlecht' gewandelt..
Ich meine die letzten zwei bis drei Monate waren für uns Alle alles andere als leicht. Der konstante stetig anhaltende Gedanke daran, dass Yumi etwas bei der Mission passiert. Und dann wenn wir Sicherheit über sein gedachtes Wohlbefinden haben, verschwindet er und es geschehen diese ganzen Morde.. Wir alle machen uns Tag und Nacht Sorgen um Yumi, bekommen kaum ein Auge zu und ich weiß nicht wie ich das alles noch aushalten soll. Luke leidet am meisten darunter, er ist immer mehr dabei abzustürzen.. Wenn er nicht gerade nach Yumi sucht, ist er betrunken, high oder lässt seine aufgestaute Wut an irgendjemand aus.. Louis hat auch kaum noch Zeit für mich, was ich natürlich nicht als Vorwurf an ihn mache, weil ich ja selbst auch ständig nur an Yumis Verbleiben denken muss und alles daran lege ihn zu finden, aber ich pack das alles nicht mehr. Nicht einmal mehr Rin beschwert sich über mich, nichtmehr die gewohnten Zankereien, nurnoch diese ermüdende und erdrückende Stille die mich langsam zu verschlingen mag..
Yumi hat uns alle irgendwie miteinander verbunden, auch wenn wir zuvor nicht viel über ihn wussten, auch wenn wir alle zusehen mussten wie er durch die mentalen und körperlichen Folgen von Jahrelangem Trauma gehen musste, so haben wir alle seine Anwesenheit genossen..
"Nagisa wir sind da, komm schon steig aus" fordert mich Louis auf als das Auto zum stehen kommt und wir an geplanter Location angekommen sind. Mit einem hastigen schütteln meines Kopfes verwerfe ich alle meine Gedanken die um meinen Verstand kreisen und steige aus.
In einem kleinen Hinterhof der nun noch kleiner erscheint, stehen unsere beiden Autos geparkt und jeder von uns beginnt die Taschen von den Rücksitzen und Kofferräumen zu Schultern und nach drinnen zu tragen. Durch die Hintertür der Bar betreten wir einen kleinen Flur von dem links eine Treppe nach oben führt und rechts mehrere Türen in andere Räume gehen.
Ohne groß auf etwas zu achten gehen Rin und Luke voran die Treppe nach oben und ich folge stumm Louis, welcher sich nun auch daran macht mit zwei Taschen die Stufen hinauf zu gehen. Die Tasche die ich trage, deren Träger mir schmerzhaft gefühlt die Schulter abschnürt, beginnt im einen Moment auf einmal von meinem Arm zu rutschen und bei dem Versuch sie vom Fallen aufzuhalten, stolpere ich und spüre nur wie ich das Gleichgewicht verliere. Ob es nun sieben oder acht Stufen waren die ich herunter gefallen bin, kann ich nicht genau sagen, ich weiß nur dass ein pochender Schmerz durch das Handgelenk fährt, auf welchem ich mich am Boden abgefangen habe.. Ein wimmern unterdrückend höre ich, wie Louis nach mir ruft ich solle mich beeilen.. Scheinbar ist ihm nicht aufgefallen dass ich direkt hinter ihm gerade geräuschvoll ein paar Stufen gefallen bin, aber ist in Ordnung, ist ja nicht so als hätte ich mir etwas gebrochen. Hastig nehme ich die Tasche mit der Hand die nicht weh tut und gehe so schnell ich kann die Treppen nach oben.
"Toru kommt gleich hoch, wir sollen uns einfach die freien Zimmer aussuchen" sagt Rin und deutet mit einer Kopfbewegung ihm zu folgen.
Es dauert nicht lange, bis wir uns auf die zwei Zimmer aufgeteilt haben, da es offensichtlich ist dass Louis und ich uns eines teilen, so einigen sich Rin und Luke darauf sich das andere Zimmer zu teilen, wobei Luke mehr als nur klar stellt, dass sobald Yumi wieder da ist, sich Rin einen anderen Schlafplatz suchen soll.
"Habt ihr alles gefunden?" höre ich eine bekannte Stimme hinter mir und drehe mich erschrocken um. Mit einem Lächeln begrüßt uns Toru und beginnt dann mit den anderen über die aktuellen Geschehnisse zu sprechen.
Mich abwendend gehe ich in das Zimmer von Louis und mir und setze mich mit einem seufzen auf die Bettkante des Doppelbettes.
Es stand relativ schnell fest dass wir bei Toru Unterkunft suchen und finden würden, da er über seiner Bar ein freies Stockwerk hat wo er alleine lebt und mehr als genug Platz für uns alle hat..
Aber irgendwie fühle ich mich momentan so fehl am Platz.. Gerade eben ist es mir wieder aufgefallen: Die wichtigen Dinge werden kaum mit mir besprochen und alle meiden mich irgendwie indirekt. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber jeder zieht immer mehr sein eigenes Ding durch. Seufzend mache ich es mir auf dem Bett gemütlich, breite meinen Laptop und alles nötige vor mir aus und verschaffe mir Zugang zu den Überwachungskameras im Umfeld, wo Yumi möglicherweise heute ein weiteres Opfer finden wird.
Als ich nach der Maus meines Laptops greifen möchte, fällt mir ein, dass diese ja heute morgen Lukes Wut erlegen ist und in Einzelteilen zerlegt in der Wohnung liegt..
Mit gesenktem Kopf blicke ich in meinen Schoß und mir fällt auf wie mein rechtes Handgelenk sich scheinbar bläulich färbt und als ich beginne es zu bewegen zische ich leise auf den ziehenden Schmerz auf.. Na toll, wenn das jetzt geprällt oder wirklich gebrochen ist, dann bin ich eine noch größere Belastung für die anderen..
Ich spüre wie meine Wangen ganz warm werden und sich Tränen in meinen Augen zu sammeln beginnen..
Mir ist doch klar, dass ich nicht immer für ganz ernst genommen werde, weil ich eben was manches betrifft sehr kindisch und chaotisch sein kann. Ich beabsichtige nicht irgendjemandem im Weg zu stehen oder jemanden zu behindern aber wenn ich so darüber nachdenke, ist es irgendwie verletzend, von niemandem wirklich ernst genommen zu werden. Klar bin ich etwas jünger wie die anderen, bin manchmal nicht gerade der Schlauste und ich mag es andere etwas Aufzuziehen, wobei ich vieles oft auf die leichte Schulter nehme.. Auch wenn man mir es manchmal nicht anmerkt mache ich mir oft Gedanken darüber, ob ich mich nicht ändern sollte, oder was ich anders machen muss um den anderen eine bessere Hilfe zu sein..
Es macht mir immer mehr zu schaffen, wie schwer mir in letzter Zeit die einfachsten Dinge fallen. Die Aufträge zu erfüllen die mir gestellt werden, was Hacken und generell Technik betreffen, werden immer anstrengender, überhaupt etwas zu Essen wird immer schwerer, sogar nur aus dem Bett zu kommen wird von Tag zu Tag zu einer größeren Herausvorderung. Jeden Tag diese Gedanken, Yumi könnte etwas passieren oder Luke könnte absolut abstürzen.. Und jetzt auch noch zu wissen, dass Mr. Clans an Yumis Vergangenheit und den Qualen die er erlitten hat beteiligt war, stellt alles nurnoch mehr auf den Kopf..
Soviele Dinge die unermüdlich in meinem Kopf herumschwirren und alles durcheinander bringen..
Ich habe einfach das Gefühl dass alles auseinander bricht, wenn wir Yumi heute nicht finden..
Ich bin mir nicht sicher ob die anderen diese Verbindung gemacht haben, doch an dem Tag wo Yumi aus der Militärbasis ausbrach, kamen laut meiner Nachforschungen 23 Unbeteiligte ums Leben und heute Abend ist der 23. Mord in der Mordreihe des 'Todesengels'..
Was wenn die Morde an Verbrechern der Ausgleich für die unbetwiligten Opfer waren?
Was wenn wir heute unsere Chance verpassen?
Was wenn Yumi nach diesem letzten Mord völlig untertaucht?
Was wenn er selbst dabei verletzt wird?
So viele Fragen..
Unzählige Tränen beginnen ungehalten meine Wangen hinunter zu rinnen und ich kann nicht aufhören alles was gerade schief gehen könnte zu überdenken.
Mein Schluchzen in einem der Kissen erstickend versuche ich mich zu beruhigen, doch vergebens.
Mit dem leisen Klicken der Tür die zugestoßen wird, stockt mein Atem und ich reiße meinen Kopf nach oben, nur um in Louis Augen zu sehen. Augenblicklich wandelt sich sein Gesichtsausdruck in Besorgnis und das erste mal seit so vielen Wochen spüre ich die wärme seiner Arme die mich liebevoll umschlingen. Alle Emotionen prasseln auf mich ein und ich kann mein Schluchzen und Wimmern nicht zurück halten. Meinen Kopf streichelnd und kein einziges Wort sagend, hält mich Louis einfach in seinen Armen, bis ich mich endlich beruhige. Ich bin mir sicher, er weiß genau was in mir vorgeht, es ist ihm ins Gesicht geschrieben, wie er jede einzelne meiner Emotionen versteht..
"Nagisa es tut mir so leid.. Ich- Ich hätte dich nicht so sehr vernachlässigen dürfen..Es ist nur Yumi und alles-" "Ich weiß doch.. Es ist nur alles so schwer und ich halte das nicht mehr aus.." falle ich Louis ins Wort als er sich zu erklären versucht. Gerade als ich meine Arme auch um Louis schlingen möchte, fährt abermals der pochende Schmerz durch mein Handgelenk, was mich nochmals zusammen zucken lässt und eine neue Welle an Schmerz stößt durch meinen Körper. Erneut macht sich Besorgnis in Louis Augen breit und er greift sofort nach meinem Arm um die blaue Stelle zu analysieren. "Was ist da passiert?! Und wann?" Hakt er geschockt nach "Vorhin als wir nach oben gegangen bin habe ich irgendwie das gleichgewicht verloren.." Man merkt dass sich Louis zurückhalten muss um mir nicht eine Standpauke darüber zu geben warum ich nicht gleich etwas gesagt habe. Doch auch die Vorwürfe die er sich selbst macht, dass es ihm nicht vorher aufgefallen ist, lassen sich direkt von seinen Lippen ablesen..
Ein ungewolltes, leichtes Schmunzeln zieht sich über mein Gesicht, als Louis beginnt meine Hand zu verbinden und zu kühlen. Auch wenn die Umstände uns allen schwer zu schaffen machen, so sind wir immernoch die gleichen.. Wir alle sind noch immer die gleichen Personen wie zuvor, mit den gleichen Emotionen, nur mit dem Unterschied, dass in uns allen etwas fehlt, wenn Yumi nicht bei uns ist..
Jetzt müssen wir nur alles geben um Yumi zu uns zurück holen, dass wir endlich wieder zusammen sein können..
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Floating boy
RandomYumi scheint seinem elenden Leben auf der Straße und der Kälte der Nacht erlegen zu sein, jedoch wird er von Lukas Clans dem Sohn eines Mafiabosses aufgenommen, welcher dem Jungen Yumeku endlich einen Grund zu leben gibt. Doch das Trauma und die Sc...