Kapitel 16

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Anne's Pov

Heute war der perfekte Tag um meine Tortenkünste zu verbessern. Ich stellte alle Zutaten bereit und hatte schon eine riesige Vorfreude darauf. Ich kramte das Buch hervor, indem alle Rezepte standen, die Mary mir einst anvertraut hatte.
Diana wollte mich in drei Stunden abholen, um mit mir wie in alten Zeiten ein Picknick zu veranstalten. Die meisten Menschen (wie beispielsweise Mrs. Lynde) würde behaupten "so etwas schicke sich nicht in unserem damenhaften Alter".
Doch Diana und mir war dies völlig egal, denn wir schworen uns, unsere immer weniger werdenden Treffen aufgrund von Zeitmangel, jedes Mal zu etwas besonderes  werden zu lassen.
Und deshalb heute auch das Picknick.

Ich umstrich den Kuchen mit einer weißen Creme und verzierte ihn mit dem Schriftzug "Kindred Spirits".
Rundherum schmückte ich ihn noch mit ein paar getrockneten, essbaren Blüten und verstaute ihn so, dass auch ja nichts geschehen mochte.
Als es kurze Zeit später klopfte, sah ich eine strahlende Diana im Türrahmen stehen. Wir begrüßten uns herzlich und begaben uns dann auf den Weg.

Wir hatten uns eine Menge zu berichten und plauderten so vor uns hin, als Diana plötzlich in eine ganz andere Richtung abbog. Ich fragte sie was los sei, da man um zum" Fluss der glitzernden See" zu gelangen, in eine ganz andere Richtung musste.

"Oh Anne wusstest du es denn nicht?"

"Was wusste ich nicht?" fragte ich sie mit garantiert ziemlich verwirrter Miene.

Diana begann plötzlich zu stottern und erzählte mir dann, das ein riesiger Baum dort umgefallen sei, bei dem Sturm vorletzte Nacht, weshalb dieser Platz vorerst nicht zu betreten sei.
Es verwunderte mich kurz, da Mathew mir nichts davon erzählt hatte, ließ es dann aber auf sich beruhen und folgte Diana.

Irgendwann spürte ich wie nervös sie wurde und wie dies immermehr zunahm.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde ich stutzig, da dies nicht ihre Art war und ich förmlich spürte wie ihre Hände zitterten. Sie wies mich mit einem kurzen "Es liege daran das sie so starken Tee heute morgen getrunken habe"ab.

In letzter Zeit spürte ich immer mehr, wie die Menschen in meinem Umfeld, sich in meiner Gegenwart zu nehmend seltsam verhielten.
Gilbert mit eingeschlossen.
Als ich ihn das letzte Mal besuchte und in die Küche kam ist ihm vor Schreck, die Tasse die er in seiner Hand hielt, runtergefallen. So langsam war ich im Inbegriff mir Sorgen zu machen, aus Angst es könne an mir liegen und mir es nur einfach nicht auffiel.

Plötzlich machte Diana vor mir halt und meinte: „In Ordnung Anne. Egal wie du dich nun entscheiden wirst, ich bin unfassbar stolz auf dich, nun wirst du alleine weitergehen müssen“.
Sie umarmte mich fest und ich verstand die Welt nicht mehr.

"A.. Aber Diana! Wir waren doch zum Picknicken verabredet.
Was meinst du damit?“
Doch ehe sie mir Rechenschaft schulden konnte, hatte sie schon auf dem Absatz kehrt gemacht und ist verschwunden.
Total entgeistert schüttelte ich den Kopf und ging durch die dichten Blätter der alten Weide, zu der sie mich geführt hatte.

Und was ich dort sah konnte ich nicht zu verheißen glauben.
Ich schaute mich um und erblickte überall zwischen den Lianen der Weide aus Papier geformte Schmetterlinge.
In der Mitte entdeckte ich Gilbert der sich etwas verlegen die Hand in den Nacken legte.

"... Was..." Setze ich an, doch Gilbert machte einen Satz auf mich zu und bat mich für einen Moment nichts zusagen und ihm stattdessen zu zuhören.

Und dann begann er zu sprechen:

Allerliebste Anne es tut mir leid, das ich dein so sehr ersehntes Picknick verhindern muss, aber ich muss dir diese Worte mitteilen.
Ich liebe dich aus tiefster Seele und dies starke Gefühl hege ich  nun für dich, seit dem du mir vor sieben Jahren das erste Mal im Wald begegnet bist. Ich kann mich noch so recht erinnern, du hattest dir, wie so oft Blumen in den Hut gesteckt, welches ihn einzigartig machte. Von diesem Tag an spürte ich das dies zwischen uns mehr als nur eine Vernarrtheit sei. 
Du bist das geschätzte Ziel meiner Sehnsucht und meines Verlangens.
Du.
Nur du besitzt den Schlüssel zu meinem Herzen. Deshalb frage ich dich hiermit.
Anne Shirley-Cuthbert möchtest du mich zu deinem Ehemann nehmen?
Möchtest du mit mir an deiner Seite eine gleichberechtigte Ehe voller Freude und Glück führen?
Ich weiß das, das Leben nicht nur schöne Seiten vorzuweisen hat,
Aber möchtest du sie trotzdem mit mir verbringen, sowie gemeinsam, gute als auch schlechte Zeiten durchstehen?

Abertausend Tränen strömten mir über die Wangen und ich sackte auf die Knie um in Gilberts Arme zu fallen. Immer wieder wiederholte ich dieses eine Wort welches Gilbert auch zum Weinen brachte (Natürlich war es Ja (:)

Nachdem wir eine Weile in dieser umarmenden Position verahrren hatten, sagte ich „Gilbert?“

„Ja“

"Ich habe vorhin als du auf die Knie gegangen bist, den Korb mit dem Kuchen fallen lassen".

Daraufhin brach er in schallendes Gelächter aus und ich konnte nur mit einstimmen. Es war uns ganz egal, ob rechts vor unseren Füßen ein halb zermatschter Kuchen lag, denn es zählte nur das Versprechen welches wir uns gaben und das wir einander hatten.

Fortsetzung von AnnE with an EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt