20. Verständnis

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Als ich am späten Abend wieder mein Zuhause betrat, da nahm ich sogleich den Geruch von gebratenen Eiern mit Speck wahr, welcher mich verwundert meine Augenbrauen zusammenziehen ließ. Michael war ich nicht mehr über den Weg gelaufen, ich hatte mit Maurice zusammen ein wenig begonnen die Villa zu säubern und der Grünäugige war unglaublich erfreut darüber mich das Wort sie sagen zu hören, was auch mich glücklich machte. Immer wieder glitzerten diese Augen überglücklich, aber leider fiel es mir etwas schwer Maurice mit anderen Pronomen anzusprechen, ich war es eben nicht gewohnt. Bemüht schob ich es darauf, dass ich den Größeren an beide Pronomen gewöhnen wollte und nahm mir vor das ganze zu üben, mir den neuen Umgang mit dem Jüngeren gut einzuprägen. Auch nahm ich mir vor Manuel die Sache zu erklären, da mein neuer Schützling mich darum gebeten hatte das ganze für ihn zu übernehmen und ich hatte natürlich sofort zugestimmt, wollte es für den Blonden so einfach machen wie möglich. Nur Michael sollte er von sich aus alles erklären, das war wichtig. Eigentlich hatte ich nie geplant so lange weg zu bleiben, aber da ich Maurice nicht einfach alleine lassen wollte und weil ich mich schuldig fühlte Michael mit dem ganzen Dreck der Party allein zu lassen, blieb ich länger als ursprünglich geplant.

Lächelnd zog ich mir meine Schuhe aus, als ich meinen Vater leise lachen hörte und ich auch noch das Geräusch des laufenden Fernsehers vernahm, auf dem wohl eine Sitcom lief. Mein Blick fiel auf ein Paar Schuhe, welches ich für normal nicht hier stehen sah, es waren die bunten Turnschuhe von Monika. Was machte sie denn hier? Beunruhigt lauschte ich einen Moment um herauszufinden ob die Altenpflegerin bei Manuel war oder doch bei meinem Vater, aber da ich niemand anderen als den Sanitäter hören konnte, beschloss ich einfach nachzusehen was los war. Nur ziemlich selten kam die Brünette einmal zu Besuch, meist feierte sie zusammen mit meinem Vater Geburtstag, dabei war es egal ob es sich dabei um ihren handelte oder um seinen, aber da keiner von ihnen Geburtstag hatte musste es etwas anderes sein, was sie hier her führte. Wollte sie etwa nach ihrem Kind sehen? Manuels Handy war kaputt, er konnte nicht schreiben und war wirklich deprimiert darüber, als ich ihm davon erzählte, aber er war trotzdem glücklich, dass das geschehen war, schließlich hätte ich den Jüngeren vielleicht nicht gefunden, wäre mir nicht sein noch blinkendes Handy im Gras aufgefallen.

Vorsichtig blickte ich um die Ecke, in das Wohnzimmer hinein, um dort tatsächlich sowohl meinen Vater auf der Couch sitzen zu sehen, als auch Monika und meinen Freund. Müde blickte vor allem Manuel den wahrscheinlich seit Stunden laufenden Fernseher an, er saß im Schneidersitz da und hielt einen Teller mit Eiern und Speck in der Hand, sowie eine Gabel, genau wie die beiden anderen Brünetten auch. Zu meinem erstaunen saß der Brillenträger ohne Pullover hier, sein Hals, welcher vorhin noch voller Knutschflecke war, war nun genauso frei von Farbe wie sonst auch und das ließ mich wissen, seine Mutter hatte die Male mit Make Up überdeckt, unsichtbar gemacht. Alle sahen sie den Bildschirm des Fernsehers an, sie aßen ruhig und ich wurde ruhiger, es war also alles in Ordnung. Sicher hatte der Grünäugige sich nur Hilfe bei seiner Mutter gesucht, weil er nicht mehr diese Schandtaten auf seinem Körper sehen wollte und da die Ältere sehr viel mehr Schminke bei sich hatte als ich, kam sie eben hier her, um ihrem Sohn zu helfen, da dieser sich bestimmt nicht freiwillig aus der Wohnung heraustraute.

„Hey! Entschuldigung, dass ich erst jetzt hier bin, ich habe noch ein bisschen beim Aufräumen des gestrigen Massakers geholfen...", begrüßte ich die drei Braunhaarigen, welche mich allesamt liebevoll anlächelten, wobei Manuel sogar leicht vor Scham errötete. Eine Brille saß auf seiner Nase und er rutschte wie automatisch etwas nach rechts, sodass ich mich neben ihn setzen konnte, wenn ich das denn wollte. Statt, dass ich jedoch sofort zu ihm hinüber gehen konnte, war es Monika welche ihren Teller auf den kleinen Tisch vor die Couch stellte und aufstand, um mich direkt in ihre Arme zu ziehen, was ich erst einen Moment später verstand. Verwirrt wusste ich nicht zu handeln und musterte meinen Freund Hilfe suchend, aber er schenkte mir keinen müden Blick. „Paddy, du bist mein Held! Danke, dass du Manu geholfen hast, ich danke dir so sehr...er hat uns erzählt was in der Nacht gestern fast passiert wäre und dass du ihn davor gerettet hast! Hast du noch Hunger? Los, setz dich zu Manu, ich bringe dir gleich was!", erzählte mir die Altenpflegerin mit einem überglücklichen Glitzern in ihren Augen, welches mich verwundert meinen Freund anschauen ließ. Er hätte von sich aus niemals etwas gesagt, diese ganze Situation war ihm unendlich peinlich und das hieß, mein Vater musste auf ihn eingeredet haben, ihn dazu gedrängt haben das alles zu erklären, das tat mir leid.

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