23. Erfahrungen

46 7 6
                                    

Still lag meine linke Hand auf der Brust Manuels, sodass ich sein Herz schlagen spüren konnte. Gemeinsam lagen wir in meinem Bett und schauten einen Film, während ich glücklich dem Herzschlag meines Freundes lauschte. Er hatte nichts dagegen, dass ich ihn so berührte, schien wohl mittlerweile verstanden und akzeptiert zu haben, was ihm wiederfahren war, aber weiter wollte ich ihm zu Liebe nicht gehen. Meine Eltern hörte ich tatsächlich nicht streiten, sie redeten ganz leise über irgendetwas im Wohnzimmer und so hatte ich mich irgendwann entspannt, nachdem ich gemeinsam mit Manuel Hausaufgaben gemacht hatte mit ihm hingelegt, um einen Film schauen zu können. Der Grünäugige versuchte mich sanft abzulenken, er kuschelte mit mir und ließ mich ganz allein entscheiden was wir schauen würden, sodass ich mich schnell für einen Film entschied, den ich als Kind gerne mochte. Meine Konzentration lag allein auf Manuel und das merkte er, aber sagen tat er nichts dazu. Ich hatte erst Angst, dass der Größere sich vielleicht unwohl fühlen könnte, aber als er mir lächelnd einen Kuss auf die Stirn drückte und mir einen Arm um die Schultern legte, um mich an ihn zu drücken, da war alles okay. Sanft kümmerte er sich um mich und ließ mich ihn so berühren wie ich es wollte, ganz behutsam.

Die Tür zu meinem Zimmer wurde plötzlich geöffnet, was mich verwundert meinen Blick etwas heben ließ. Meine Mutter stand da, auf ihren Lippen war ein kleines Lächeln zu erkennen, welches jedoch schlagartig verschwand, als sie mich und Manuel so nahe beieinander liegen sah. Sie mochte es nicht so etwas zu sehen, sie meinte schon immer, dass ich anderen Jungen auf diese Weise nicht so nahe kommen sollte und doch tat ich es, sah keinen Grund es nicht zu tun. Unzufrieden biss sich die Brünette leicht auf die Unterlippe und sah weg. Mein Freund, welcher genau wusste wie sehr meine Mutter ihn eigentlich verabscheute, nahm vorsichtig seinen Arm von mir und blickte zur Seite, was mich enttäuschte. „Hey, Patrick..., kann ich mich vielleicht einmal kurz mit dir unterhalten?", begann die Ältere zu sprechen und ich nickte leicht, bewegte mich jedoch keinen Zentimeter von Manuel weg. Gemeinsam setzten wir uns etwas auf und der Grünäugige stoppte den Film, sodass wir uns ganz auf die Brünette konzentrieren konnten. Auch, wenn das nun ein wenig riskant war, wollte ich der Braunäugigen so schnell wie möglich sagen, dass ich nun in einer Beziehung war. Ich hoffte innerlich, dass sie etwas Verständnis zeigte und nicht böse wurde, weil ich glücklich mit Manuel an meiner Seite war, aber selbst wenn sie es nicht tat, war es mir egal, schließlich konnte ich nichts für meine Gefühle. Manu war damit einverstanden gewesen meiner Mutter von uns zu erzählen, nur ob das hier der richtige Moment war, das war die Frage.

„Klar, ich muss dir auch etwas sagen! Setz dich ruhig...", bot ich ihr meinen Bürostuhl an, was sie nicht gerade glücklich machte, da sie wohl allein mit mir sprechen wollte, aber sie tat was ich sagte. Manuel fühlte sich ganz offensichtlich unwohl in seiner eigenen Haut, er wollte nicht hier sein und uns stören, doch für das was ich vor hatte, brauchte ich ihn unbedingt an meiner Seite. Es war wichtig für mich, dass ich die größte Hürde schnell überwand und da ich wusste wie sehr die Langhaarige sich schwer damit tat Homosexualität als etwas normales anzusehen, würde ich ihr als aller erstes sagen, dass ich nun einen Freund hatte. Sie würde Zeit brauchen um damit klar zu kommen und das sehr viel mehr als irgendjemand anderes. „Fang du ruhig an!", meinte meine Mutter lächelnd und ich nahm mir zur Sicherheit die rechte Hand meines Freundes, um diesen ein letztes Mal vorsichtig anzublicken. Er ahnte scheinbar was ich vorhatte und schien etwas verunsichert zu sein, wusste wohl auch, dass die Brünette das ganze nicht gut finden würde, aber da musste sie eben durch.

Fest sah ich meiner Mutter in die Augen und überwand mich. „Gut. Mama, ich habe jetzt einen Freund und bin glücklich mit ihm!", meinte ich, ohne zu zögern und die Brünette saß regungslos auf dem Stuhl, schien nicht zu wissen was sie sagen sollte. Eine unangenehme Stille entstand, welche ich nicht zu brechen vermochte, genauso wenig wie meine Mutter oder Manuel. Die Ältere wusste nicht wem ich mein Herz geschenkt hatte, sie wusste nur, dass ich in einer Beziehung mit einem Jungen war und dass dieser mich glücklich machte. Das war in meinen Augen das einzig wichtige, glücklich zu sein. Nun war es mein Freund der seinen Griff um meine Hand verstärkte, er hatte Angst, dass meine Mutter ihn nicht an meiner Seite akzeptieren könnte und doch wusste ich, es wäre mir egal. Sie wusste nicht was gut für mich war, wenn sie dachte, Manu und ich gehörten nicht zusammen. Es war deprimierend zu wissen, dass jemand den man sein ganzes Leben lang liebte, jemand der einen aufgezogen hatte und der sich um einen gekümmert hatte, einen nicht mehr akzeptierte, nur weil man glücklich war.

Who am I? #Kürbismaske Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt