Kapitel 6

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Der nächste Morgen begann für die drei Vampirjäger sehr früh. In der Stadt teilten sie sich auf, um nach Spuren von den Reinblütern zu suchen. Luchia hatte Schwierigkeiten sich auf die Mission zu konzentrieren. Erst in der Nacht davor war ein Reinblüter in ihrem Zimmer gewesen, der behauptete ihr Bruder zu sein. Sie bekam ein schlechtes Gewissen. Sollte sie Adonis von der Begegnung erzählen? Das Bedürfnis ihm davon zu erzählen stieg ins unermessliche. Und doch konnte sie ihm nichts sagen. Ihr kamen viele Gedanken durch den Kopf, was er tun könnte. Ausrasten. Wild toben. All das waren noch Emotionen, mit denen sie leicht fertig werden würde. Was aber, wenn er ihr den Rücken kehrt. Wenn er nicht mehr mit ihr zu tun haben möchte. All das, nur weil sie vielleicht zu denen gehören sollte. Auch wenn sie ihre richtige Familie kennenlernen wollte, so wollte sie ihren besten Freund nicht verlieren. Derjenige, dem sie ihr Leben verdankte, der sie aufnahm, obwohl er sie nicht kannte. Als die Sonne unter ging trafen sie sich in einem kleinen Kaffee. -,, Habt ihr irgendetwas gefunden, was hilfreich sein könnte?" begann Sophie das Gespräch. Adonis nippte an seiner Cola. -,, Ich habe ein paar Leute befragt und bin auf ein paar interessante Dinge gestoßen. Letzte Woche seien nachts immer wieder Personen durch die Stadt gelaufen. Anscheinend schienen sie nach etwas gesucht zuhaben. Ich bin mir ziemlich sicher, dass das die Reinblüter waren. Wer sollte sich sonst nachts durch die Stadt schleichen?" berichtete er. Luchia bekam ein ungutes Gefühl. -,, Das klingt sehr gut. Ich habe eine sehr alte Dame getroffen. Sie sagte mir, dass sich die Stadt in den letzten zwanzig Jahren sehr verändert hätte. Damals herrschte Krieg hier in Venedig. Sie konnte sich noch sehr gut daran erinnern. War anscheinend sehr grauenvoll, was damals abgegangen ist. Wie dem auch sei, wir sind nur ein kleines Stück weiter gekommen. Wir sollten uns noch mehr hinein hängen. Was hast du herausgefunden, Luchia?" Mit starren, herausfordernden Blick schaute sie sie an. -,, Nichts wichtiges. Aber ich habe ein Gespräch von zwei kleinen Kindern mitbekommen. Hier in der Nähe ist ein altes Gebäude. Die Jugendlichen verwenden es eigentlich, um sich gegenseitig Angst zu machen. Aber viele auch für Mutproben. Es heißt, dass sich in dem Gebäude Vampire eingenistet haben sollen." -,, Das ist doch unwichtig. Wenn Kinder das verzählen, dann ist das alles unbedeutend." unterbrach Sophie sie. -,, Das finde ich nicht. Wir sollten jeden Hinweis nachgehen. Ich würde sagen, dass wir heute Nacht zu diesem Gebäude gehen und uns ein Bild davon machen sollten." Adonis schien angestrengt zu überlegen. -,, Ich und Luchia werden heute Nacht gehen. Was du machst ist ganz dir überlassen. Wenn ich aber unserem Großvater davon berichte, wird er alles andere als erfreut darüber sein, wenn du einen Hinweis nicht gefolgt bist." Sophie spannte ihre Kiefermuskeln an und knirschte mit den Zähnen. -,, Grr! Na gut. Noch heute Nacht werden wir gehen. Hast du den genauen Standort, wo sich das Gebäude befinden soll?" -,, Ja habe ich. Es soll im Wald liegen. Ganz in der Nähe ist ein kleiner Fluss, der durch die Stadt fließt." Luchia holte eine Landkarte heraus und breitete sie aus. -,, Ich habe die Stelle bereits markiert, wo sie sich befinden soll." Mit dem Finger zeigte sie auf die Stelle. -,, Sehr gut. In wenigen Stunden wird die Sonne untergehen. Bis dahin sollten wir nach Hause gehen und uns ein wenig ausruhen." Adonis bezahlte die Getränke und stand auf. Die beiden Frauen folgten ihm.                                                                                                                                          Die Dunkelheit nahm ihr fast die Sicht, als Luchia, gemeinsam mit Adonis und Sophie, auf einen Baum sich versteckt hielten und das Häuschen im Blick behielten. -,, Wir warten jetzt seit zwei Stunden und bis jetzt hat sich noch nichts auffälliges gezeigt." Genervt zuckte ein Muskel in Sophies Gesicht. -,, Du musst Geduld haben. Das war die erste Lektion, die wir in der Akademie gelernt haben. Anscheinend bist du darin durchgefallen." sagte Adonis. Sophie wollte etwas erwidern, doch Luchia mischte sich ein. -,, Da schaut! Da kommen welche." Sofort erkannte sie die Gesichter. -,, Da sind die Kinder dabei, die ich belauscht hatte. Zwei weitere sind dabei. Die kenne ich jedoch nicht." Sofort war die Aufmerksamkeit auf die Kinder gerichtet, die dem Gebäude immer näher kamen. -,, Das sind doch keine Kinder mehr. Das sind schon Jugendliche." nörgelte Sophie. -,, Das ist im Moment nicht wichtig ob Kinder oder Jugendliche! Behaltet sie im Auge!" ermahnte Adonis sie. -,, Schon gut, Boss." Langsam kamen sie näher. -,, Und ihr wollt da wirklich rein? Ich habe gehört, dass sich darin Vampire befinden sollen." stotterte einer. -,, Hast du etwa Angst? Das sind nur Gerüchte!" Alle fingen sie an zu lachen. Insgesamt waren sie zu viert. Ein Mädchen war dabei. Luchia beobachtete sie genauer. Sie zeigte keinerlei Regung in ihren Gesichtszügen. Als wäre das etwas ganz normales. -,, So. Schluss mit lustig. Deine Aufgabe ist es jetzt, für eine ganze Stunde in dem Haus zu verbringen. Wir werden hier draußen warten und immer mit dir in Verbindung bleiben, bis die Stunde vorbei ist." Ein trügerisches Grinsen breitete sich in ihrem Gesicht aus. Sie reichte ihm ein Funkgerät. -,, Ab jetzt!" Der Junge wurde von ihr in das Haus gestupst. Das Mädchen schaltete ihr Funkgerät ein und sprach hinein.             -,, Hallo? Kannst du uns hören?" Zuerst knirschte und rauschte ihr Gerät, bis sie eine Antwort bekam. -,, Ja ich kann euch hören." -,, Sehr gut. Schau dich doch ein wenig um. Wie sieht es aus?" -,, Es ist sehr dunkel und ich bin anscheinend im Wohnzimmer gelandet. Hier stehen überall Möbel und eine Couch, die sehr staubig ist. Da führt eine Treppe hoch." -,, Geh die Treppe hinauf. Schau, was sich auf dem oberen Stockwerk befindet." Durch das Funkgerät konnte man hören, dass er gerade die Treppe hinauf ging. -,, Ich fühle mich beobachtet... Was war das?" Ein lautes Geräusch war zu hören. -,, Was war das?" fragte das Mädchen. -,, Ich habe keine Ahnung. Da ist irgendetwas..." Dann war da ein Lachen zu hören. Die drei, die vor dem Haus standen, fingen an zu zittern. -,, Wir sollten nach dem Jungen schauen." beschloss Adonis. -,, Du hast Recht. Ich werde mit dir gehen." sagte Luchia. -,, Ich auch." -,, Nein, Sophie. Du bleibst hier draußen und beobachtest diese Jugendliche. Wenn wir in einer halben Stunde nicht wieder kommen, dann berichtest du Großvater, was passiert ist." unterbrach Adonis Sophie. Widerwillig fügte sie sich ihm und sprang auf den Baum, der über den Köpfen der Jugendlichen ragte. So leise wie möglich schlichen sich Luchia und Adonis in das Haus hinein. Luchia schaute sich in den Zimmern um, während Adonis sich die Treppe genauer betrachtete. -,, Schnell, Luchia, komm her!" rief er nach ihr. Sofort eilte sie zu ihm. -,, Auf der Treppe sind Schleifspuren und Blut." Er zeigte auf die Stelle. Der Junge musste hier niedergeschlagen worden. Das Blut führte weiter hinauf. -,, Hier sind aber keine Spuren von einer zweiten Person." bemerkte Luchia, die sich die Stelle genauer betrachtete. -,, Lass uns weiter gehen und nachschauen." Adonis ging vor ihr her. Sobald sie im oberen Stock ankamen schauten sie sich gründlich in alle Richtungen um, bis sie in das erste Zimmer gingen. In dem Zimmer stand ein großes Bett und ein Schrank, der aus Massivholz bestand. Nichts unauffälliges war hier zu sehen. Auch keine weiteren Blutspuren. Erst als sie sich wieder im Gang befanden, entdeckte Luchia eine neue Spur. -,, Da schau! Das ist ein Schuh. Anscheinend gehört der dem Jungen und da sind weitere Spuren." Vorsichtig nahm Adonis den Schuh in die Hand und betrachtete sich die Wand genauer. Eine lange Blutspur zog sich an ihr entlang, bis sie vor einer Tür endete, die verschlossen war. -,, Anscheinend ist der Junge verletzt. Er hat nach etwas zum Greifen an der Wand gesucht, deswegen sind an der Wand überall seine Handabdrücke zu sehen und die Schleifspuren. Schau, der ganze Boden ist ebenfalls mit seinem Blut beschmiert. Wir sollten uns beeilen, nicht das dem Jungen noch etwas schlimmes angetan wurde." sein Gesicht wurde ernst und starr auf die eine Tür gerichtet. Stumm nickte Luchia mit dem Kopf. So leise sie konnten gingen sie auf die Tür zu. Jeweils einer von ihnen stellte sich auf eine Seite und lauschte. Kein Geräusch war zu hören. Adonis schaute ihr tief in die Augen und gab ein Zeichen und brach mit einem Tritt die Tür ein. Jedoch bot ihnen der Anblick, als er die Tür aufbrach, einen Schock. Vor ihnen hing der Junge mit einem Strick um den Hals an der Decke. Seine Augen waren vor Schreck weit aufgerissen und sein Blut sammelte sich unter seinen Füßen. Neben ihn hingen noch drei weitere Personen. Zwei Frauen und ein weiterer Mann. Alle wurden auf die gleiche grauenvolle Weise umgebracht und aufgehängt. Doch beide hatten kaum Zeit sich wieder zu fassen, als sie von der Seite angegriffen wurden. Geschickt wischen sie aus. Ein Lachen ertönte aus der Ecke rechts gegenüber. Nur ganz leicht konnten sie die Umrisse einer Person erkennen. Luchia hielt eine Hand an ihrer Peitsche, bereit zum Angriff oder zum Verteidigen. -,, Wie nett. Kommt ihr mich besuchen, damit ich nicht mehr warten muss, bis die anderen kommen, um nach ihren Freund zuschauen?" lachte die Person. -,, Davon träumst du auch nur. Wir sind Vampirjäger und sicherlich nicht für zum Spaß hier." grinste Adonis. Der Vampir trat aus der Ecke heraus, sodass man ihn besser erkennen konnte. -,, Ein E Vampir. Das ist nicht das, was wir uns eigentlich erhofft hatten." stöhnte Adonis und ließ gespielt seine Schultern hängen. Sichtlich empört straffte der Vampir seine Schultern und zeigte seine Zähne. -,, Was habt ihr denn sonst erwartet?" brummte er. -,, Wir sind auf der Suche nach den Reinrassigen, nicht nach so schwachen Vampiren wie dir." -,, Ich und schwach...! Das wirst du nicht noch einmal sagen!" schrie der Vampir und griff sie an. Mit Leichtigkeit wischen sie ihm aus. Adonis schlug ihm sein Knie ins Gesicht. Taumelnd ging er ein paar Schritte zurück, bis er wieder sicheren Halt bekam und einen weiteren Angriff startete. Doch Luchia zückte ihre Peitsche und umschlang ihn damit. Sofort wurde er mit einen leichten Stromschlag außer Gefecht gesetzt. Jedoch richtete selbst dies Schaden an ihm an. Der Geruch von verbrannten Fleisch stieg ihnen in die Nase. Langsam gingen Adonis und Luchia auf ihn zu und blieben vor seiner Nase stehen. -,, Bitte tötet mich nicht. Ich kann euch verraten, wo die Reinrassigen ihr Versteck haben." keuchte er. Neugierig kniete sich Adonis vor ihn nieder. -,, Rede weiter." bat er ihn argwöhnisch. -,, Ich weiß alles über die Reinrassigen. Wenn ihr etwas wissen wollt, müsst ihr mich nur am Leben lassen." -,, Das werden wir sehen. Was kannst du uns über die Reinrassigen erzählen? Wie viele gibt es von ihnen?" -,, Es gibt nur noch eine Hand voll dieser Rasse, die uns bekannt sind. Eine davon ist die Kall Familie, die älteste und stärkste, die es noch gibt." -,, Das ist der Name unserer Familie, du Schwachkopf!" beleidigte Adonis ihn. Doch Luchia ging dazwischen. -,, Warte. Hast du nicht genau zugehört? Er sagte Kall...." -,, Deine Freundin hört aufmerksam zu, davon solltest du dir ein kleines Stück abschneiden. Euer Familienname wird Kill ausgesprochen. Es gibt keine großen Unterschiede in den Namen, außer das euer Name mit einem ,,a" gesprochen wird und der der Reinrassigen mit einem ,,u". Da muss man besonders aufpassen und zuhören, damit man die Namen nicht verwechselt." hysterisch fing er an zu lachen. Adonis verlor langsam seine Geduld. Wütend packte er den Vampiren am Kragen seines T- Shirt. -,, Hör auf so zu lachen! Sag mir besser, wo sich das Versteck befindet!" -,, Wie süß. Du hast ein richtiges Bübschengesicht, wenn du wütend wirst. Ich kann euch nur noch eines sagen, dass sie kein Versteck haben. Die Reinrassigen können eine gewisse Zeit bei Tageslicht durch die Gegend laufen. Sie sind nicht sehr Lichtempfindlich, wie wir es sind. Dazu haben sie hier in Venedig eine Villa. Am anderen Ende der Stadt. Ist nicht zu übersehen. Nur ob ihr dort hinein kommt, das ist eine andere Frage. Noch nicht einmal den anderen Vampiren ist es gestattet in das Haus einzutreten. Nur Blutsverwandte dürfen das Gebäude betreten. Soweit ich aber weiß gibt es außerhalb aber keinen mehr. Das wird ziemlich schwer werden für euch, wenn ihr mit den Gedanken spielt in die Villa einzudringen." Wieder fing er an zu lachen. Genervt zückte Adonis seine Pistole und hielt sie ihm an den Kopf. Sein Lachen verstummte und Schweißperlen rannen an seiner Stirn herunter. -,, Was soll das? Ich habe euch alles erzählt. Ihr müsst mich am Leben lassen!" stotterte der Vampir und versuchte sich zu befreien. -,, Du bist mir unsympathisch..." nuschelte Adonis nur und drückte ab. Der Leichnam zerfiel in Staub. Als sie wieder das Haus verließen kam Sophie zu ihnen vom Baum gesprungen. -,, Und? Wurdet ihr fündig?" fragte sie sogleich. Doch anstatt ihr zu antworten gingen sie zu den Jugendlichen, die sich etwas Abseits an einen Baum gelehnt hatten. Sobald sie neben ihnen standen richteten sie sich auf. -,, Euer Freund ist tot. In dem Haus war ein E Vampir, der ihn aufgeschlitzt und erhängt hat, sowie andere Leute aus eurem Dorf." berichtete Luchia, ohne mit der Wimper zu zucken. Geschockt fielen die Jugendlichen ins Gras. Jegliche Farbe wisch ihnen aus den Gesichtern.        -,, Wenn ihr das nächste Mal den verdacht auf einen Vampiren habt, dann meldet euch bei uns und macht nicht solch lebensgefährliche Mutproben!" sagte sie strenger und reichte ihnen ihre Nummern. Ohne ein weiteres Wort verließen sie den Ort und gingen in ihr Haus zurück. Sichtlich genervt schmiss Sophie ihre Sachen auf den Tisch und schrie sie förmlich an. -,, Was sollte das eben? Wie könnt ihr zu den Leuten gehen, ohne mir vorher ein Ergebnis zu sagen! Ich möchte in Zukunft über alles genauestens aufgeklärt werden, solange wir an der Mission arbeiten, habt ihr mich verstanden?" Gelassen setzte sich Adonis vor sie auf den Stuhl, lehnte sich etwas nach vorne und stützte seinen Kopf auf seiner Faust ab. -,, Es war nichts wichtiges für uns. Wir hielten es daher nicht für nötig dir etwas zu sagen. Es betraf schließlich nur diese Kinder. Was den Rest betrifft, darüber müssen die sich Gedanken machen. Wir haben ein klares Ziel vor Augen und keine Trauerfeier." Luchia stand neben ihm und nickte nur mit dem Kopf. Ohne ein weiteres Wort fallen zu lassen ging Sophie aufgebracht in ihr Zimmer. Mit einem lauten Knall haute sie die Tür zu. Sichtlich erschöpft ließ sich Adonis nach hinten an die Lehne fallen. -,, Wieso auch nur musste sie mitkommen? Mir wäre jeder liebgewesen, außer sie!" beklagte sich Adonis. Luchia legte eine Hand auf seine Schulter und drückte sie sanft. -,, Augen zu und durch. Das wird schon. Vielleicht werden wir sie eines Tages ja mögen." leise musste sie sich ein Kichern unterdrücken. -,, Ich höre genau, dass du lachen tust. Ich denke weniger, dass wir sie eines Tages mögen werden, nur weil wir mit ihr in einer Mission stecken. Mal abwarten, was die Zeit hier noch so mit sich bringt. Ich werde jetzt ins Bett gehen, war anstrengender als ich es mir gedacht habe." verabschiedete er sich und ging in sein Zimmer. Daher nichts mehr zutun war ging Luchia ebenfalls in ihr Zimmer. An Schlaf war jedoch nicht zu denken.



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