Es kam mir vor, als starrte ich seit Stunden auf die Wand gegenüber meinem Bett. Trotzdem war das Geschrei von unten deutlich wie nie zuvor.
Sammys Stimme konnte ich kaum hören, dafür die meiner Mutter umso besser. Sie schrie, Sammy solle endlich seine Phase beenden und sich wie ein ganz normales Mädchen verhalten.
Doch ich wusste, das konnte Sammy nicht. Weil sie eben keine ganz normales, weil sie eben eigentlich gar kein Mädchen war.
Ich hatte noch nicht wirklich herausgefunden, wie ich damit umgehen sollte, doch ich hatte Sammy seit sie davon erzählt hatte kein einziges Mal mehr Samantha genannt, während meine Eltern den Namen regelrecht in die Welt herausschrien.
Aber ich wollte den Streit keine Sekunde mehr hören. Ohne wirklich zu wissen was ich tat, stand ich auf und lief nach unten in die Küche. Als ich die Tür öffnete, wandten sich kurz alle drei Augenpaare zu mir, doch dann wetterte meine Mutter weiter.
„Wenn du nicht endlich mit dem Blödsinn aufhörst, dann sitzt du auf der Straße Samantha!" Bei der Erwähnung des Namens zuckte ich zusammen und als ich sah, wie Sammy an der Wand gedrängt dastand und mein Vater neben meiner Mutter kein Wort sagte, das platzte mir der Kragen.
„Kannst du nicht endlich damit aufhören? Warum akzeptierst du nicht einfach, dass Sammy kein Mädchen ist? So schwer ist das nun wirklich nicht zu verstehen!"
Mit blitzenden Augen drehte sich meine Mutter zu mir. „Was soll das denn heißen Janet? Da siehst du, was du angerichtet hast, Samantha, schon deine kleine Schwester glaubt die den Unsinn. Jetzt geh sofort wieder auf dein Zimmer Janet!"
Ich dachte überhaupt nicht daran. Vor Wut zitternd blieb ich mitten in der Küche stehen. „Dad, warum sagst du nichts. Denkst du auch, dass Sammy spinnt? Wenn ja, dann frage ich mich, warum wir beide immer noch hier sind."
„Jane!", Sammys Stimme war leise und schaffte es trotzdem, die Worte aufzuhalten, die aus meinem Mund purzeln wollten.
Wenn Sammy so falsch ist, bin ich es dann nicht auch? Ich wollte es endlich sagen, die Worte aussprechen, doch Sammys Blick hinderte mich daran. Unsere Eltern würden mich auch rauswerfen, da war ich mir sicher.
Aber genauso sicher war ich mir, dass ich es hier keinen einzigen Tag mehr aushalten würde.
Meine Wut verschwand so schnell, wie sie gekommen war und wich unglaublicher Erschöpfung. Ich hatte den ganzen Streit satt. Erst Layla und jetzt auch noch meine Familie.
„Hört doch einfach auf zu streiten", murmelte ich, bevor ich den Raum verließ und nach oben rannte. Im ersten Moment wollte ich nach meinem Handy greifen und Lay schreiben, doch dann fiel mir wieder ein, dass das nicht möglich war.
Ich vergrub den Kopf im Kissen und lauschte auf erneutes Geschrei von unten. Doch es blieb alles still. Erst am nächsten Morgen erfuhr ich, warum.
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Nur eine Phase
Teen FictionIst nicht alles im Leben, ja ist nicht sogar das Leben selbst, eigentlich nur eine Phase? „Wenn ihr Sammy rauswerft, dann müsst ihr mich auch rauswerfen. Meine Abnormität wollt ich sicher auch nicht haben", sagte ich kühl. Jane hat ein Problem. Ihre...