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Der Rest des Tages erschien mir irgendwie unwirklich. Wieder und wieder hörte ich in meinem Kopf die Worte meiner Mutter. Ich hatte erwartet, dass sie das sagen würde, aber trotzdem tat es weh.

Ich wusste, ich konnte nicht mehr in dieses Haus und ich hatte an einem Tag meine Familie verloren. Meine Eltern wollten nichts mehr von mir wissen und ich war irgendwie selber schuld daran.

Immerhin einen Lichtblick gab es. Sammy schrieb mir gegen Mittag, dass sie bei einem Freund untergekommen war und, dass es ihr so weit gut ging.

Als ich ihr antwortete, dass ich ebenfalls von zuhause weggegangen war, war sie zuerst entsetzt, aber sie konnte mich verstehen und sie war sehr erleichtert, dass ich vorerst bei Layla bleiben konnte.

Abends konnte ich lange nicht einschlafen und in der Nacht träumte ich immer wieder, wie ich von meinen Eltern vor die Tür gesetzt wurde. Meine Mutter schrie, dass ich nur eine Phase sei, die jetzt vorbei war und, dass ich nun alleine klarkommen solle.

Entsprechend müde war ich somit auch am nächsten Morgen. Zu meinem Pech war das Wochenende vorbei und wir mussten wieder in die Schule.

Meine Schultasche und sämtliche Bücher lagen natürlich noch bei meinen Eltern und ich hatte lediglich mein Tablet mitgenommen. Layla lieh mir eine Tasche dafür und ich würde einfach bei jemandem mit in die Bücher reinschauen.

Während wir gemeinsam am Frühstückstisch saßen, warf Michael uns immer wieder neugierige Blicke zu und drehte dann den Kopf weg, sobald ich den Blick erwiderte.

Als er seinen Kakao ausgetrunken hatte, platze er dann mit seiner Frage heraus: „Seid ihr beide jetzt ein Paar? Mummy hat gesagt, ihr habe Händchen gehalten."

Grinsend tauschte ich einen Blick mit Layla. „Ja, wir sind zusammen", antwortete sie dann, nachdem sie demonstrativ einen Schluck Tee getrunken hatte. Ich nickte bekräftigend.

Nathalie und Tom tauschten ebenfalls einen Blick und lächelten. „Das ist wirklich schön", sagte Tom dann, „Ich weiß noch genau wie das war, als ich meine erste Freundin hatte."

Tom begann eine Geschichte über seine erste Beziehung zu erzählen, doch meine Gedanken schweiften ab. Laylas Eltern waren so komplett anders, als meine.

Für einen Moment wünschte ich mir, Nathalie und Tom wären auch meine Eltern.

Nur eine PhaseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt