*Ardys Sicht*
Fasziniert sah ich dabei zu, wie Taddl seine Flosse auf Beingröße schrumpfte und seine restlichen Sirenenmerkmale verschwinden ließ, bis auf seine spitzen Eckzähne. So klein wie er da nun saß, sah er wirklich niedlich aus. „Ich wusste gar nicht, dass du so niedlich sein kannst.“ Er kicherte und stemmte sich dabei in den Rollstuhl, den ich ihm mitgebracht habe. „Trotzdem wirst du immer süßer als ich bleiben.“ Ich kicherte und gab ihm schließlich ein paar Klamotten und ein Küsschen auf die Wange. Die Sachen zog er sich nun an, unter anderem die Mütze, die ich ihm gestrickt hatte. „Hältst du es wirklich so lange an Land aus?“ „Ja klar.“, lächelte er, „Es ist ja schon dunkel. Und notfalls könnte ich überall Feuchtigkeit her nehmen.“ „Na dann...“ Vorsichtig wickelte ich seine Flosse in drei Decken ein, küsste nochmal seine Wange und stellte mich hinter ihn. „Bereit?“ „Ja. Kann los gehen.“ Voller Vorfreude schob ich Taddl über den Steg, musste uns aber auf dem Sand umdrehen und ihn rückwärts ziehen. In der Stadt ging es dann wieder vorwärts und wir waren direkt auf dem Weg zum Weihnachtsmarkt, den ich Taddl zeigen wollte. „Deine Stadt ist echt schön.“, lächelte er, „Vor allem mit den Lichtern.“ „Jetzt, wo du hier bist, ist sie sogar noch schöner.“ Er kicherte und nach wenigen Minuten kamen wir schon beim Weihnachtsmarkt an. Hier waren sehr viele Leute, aber wir kamen trotzdem durch, während Taddl sich neugierig umsah. Das dachte ich zumindest, bis er fragte: „Ardy, hast du Fisch dabei? Ich wusste nicht, dass es hier so verlockend riecht.“ „Ja.“ Zügig lief ich an den Rand des Marktplatzes und holte eine Brotbüchse mit rohen Fischstücken aus meinem Rucksack. Diese gab ich Taddl, der sofort anfing, die Fischstücke zu verschlingen. Leider würde er von Fisch nie richtig satt werden, das hat er getestet, als er ein Jahr lang keine Menschen gefressen hatte. Das hat er für mich versucht, aber wenn es seiner Natur entspricht, Menschen zu fressen, dann würde ich ihn nicht davon abhalten. „Tut mir Leid. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer wird.“ „Das ist doch nicht schlimm.“, lächelte ich und küsste seine Stirn, „In einem Raum voller Schokolade würde es mir auch schwer fallen.“ Er kicherte und hatte wenig später die Brotbüchse leer gegessen, die ich daraufhin wieder einpackte. „Wollen wir weiter?“, fragte ich. „Ja.“ „Ok.“ Wir gingen weiter und ich zeigte Taddl die ganzen Stände oder Musiker, was ihm auch gefiel. Dabei ignorierte ich auch, dass ich langsam Hunger bekam, doch irgendwann meinte Taddl: „Ich glaub', du solltest was essen. Dein Bauch grummelt total.“ „Na gut... Ich hab' vorhin gesehen, dass es hier Backfisch-Brötchen gibt. Möchtest du das mal probieren?“ „Ja, wieso nicht.“ „Ok.“, lächelte ich und fuhr zum entsprechenden Strand. Dort kaufte ich ihm ein Backfisch-Brötchen, das er aber nicht sofort aß. Vorher sollte ich selbst Essen haben und ich hatte mehr Lust auf Langos, den ich mir an einem anderen Stand holte. Taddl hielt mein Essen für mich, damit ich ihn zu einem freien Platz schieben konnte. An einer Hauswand aßen wir dann. „Schmeckt es dir?“ „Mmh, also schlecht ist es nicht. Aber das Brötchen ist mir ein bisschen zu trocken.“ Ich kicherte. „Wenn du es nicht mehr willst, kann ich es ja essen.“ „Nein.“, meinte Taddl gespielt stur, „Wenn ich schon menschliches Essen probiere, dann ess' ich es auch auf.“ „Na gut.“, schmunzelte ich und wir aßen weiter. Als wir dann fertig waren, kaufte ich mir noch ein paar Schokofrüchte und natürlich auch gebrannte Mandeln. Davon probierte Taddl eine und verzog das Gesicht so sehr, dass ich kurz lachen musste. „Das ist ja abartig süß.“ Ich lachte stärker. „Sowas essen Menschen?“ Kichernd stellte ich mich neben Taddl und schlang meine Arme um seinen Hals. „Ja. Die sind sehr beliebt.“ Angeekelt spuckte Taddl die zerkaute Mandel in den zwei Meter entfernten Mülleimer und es schüttelte ihn kurz. „Ich bleib' lieber bei Fleisch. „Fleisch macht mich glücklich.“ „Idiot.“, murrte eine Frau im Vorbeigehen, was Taddl leicht schmunzeln ließ. „Meine Güte, da erwähnt man einmal Fleisch und wird schon von Menschen beleidigt. Wie erbärmlich.“ „Naja, nett war es auf jeden Fall nicht... Wollen wir wieder zum Strand gehen?“ „J-“ „Haben Sie mich gerade erbärmlich genannt?!“, schimpfte die Frau von eben und zog die Aufmerksamkeit anderer auf uns. Da war ich überfordert, doch Taddl hatte sichtlich Spaß an dieser Situation. „Ich sage nur die Wahrheit.“, grinste er, „Menschen sind erbärmlich. Bis auf einer.“ „Ach und Sie sind kein Mensch oder was.“ Nun zuckte er nur mit den Schultern, was die Frau mit einem gehässigen Lachen kommentierte. „Sie halten sich wohl für was ganz besonderes. Töten unschuldige Tiere und grinsen mir noch so dreckig ins Gesicht.“ „Die einzigen Tiere, die ich in meinem Leben getötet habe, sind ein paar Fische. Aber wieso kommen Sie nicht mal zum Meer? Dann können wir uns gerne mal unterhalten.“ Besorgt lehnte ich mich zu Taddl runter. „Taddl... Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist?“ „Mach' dir keine Sorgen.“, meinte er leise, „Sie kann mir gar nichts. Aber wenn du willst, können wir gehen.“ „Ja bitte.“ Ich stellte mich wieder hinter ihn und machte mich auf den Weg zum Strand. „Ich zeig' Sie an!“ „Viel Glück dabei.“ Zügig lief ich weiter und wenig später fragte Taddl: „Hab' ich dich jetzt blamiert?“ „Nein... Ich will nur nicht, dass dir was passiert.“ „Wie schon gesagt, sie kann mir gar nichts. Vor allem nicht im Wasser.“ Ich schmollte. „Trotzdem...“ Taddl kicherte, als es plötzlich anfing zu schneien. Das lenkte mich ab und ich hatte auch sofort wieder bessere Laune. Nach ein paar Minuten kamen wir dann beim Steg an, wo Taddl die Klamotten auszog, während ich seine Flosse von den Decken befreite. Diese wurde dann wieder länger und er bekam seine Sireneneigenschaften zurück. „Hat es dir eigentlich gefallen?“, fragte ich, während ich die Sachen einpackte. „Ja, es war wirklich schön. Und wir können auch gerne wieder in die Stadt gehen.“ „Wie schön.“, lächelte ich und Taddl klopfte auf seine Flosse, auf die ich mich seitlich setzte. Auf dem Rollstuhl klappte das leider nicht so gut, weshalb wir uns letztendlich an den Rand des Stegs setzten und die Zweisamkeit genossen...
- Ende -

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Siren Taddl
FanfictionIn dieser Oneshot-Reihe haben sich Taddl und Ardy in einander verliebt, mit dem kleinen Unterschied, dass Taddl eine Flosse hat, im Meer lebt und Menschen frisst. Bis auf Ardy, der ihn trotzdem abgöttisch liebt...