Save me

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*Taddls Sicht*

Lächelnd schwamm ich in Richtung Strand, um mich dort mit meinem süßen Freund zu treffen. Er war ein Mensch und obwohl wir Menschen eigentlich fressen, konnte ich meine Familie und mein Volk davon überzeugen, ihn leben zu lassen. Denn er war anders, als die restlichen Menschen, denen wir begegnen. Er hatte keine Angst vor uns, bewundert uns sogar, erzählt keinem von uns und... liebt mich, obwohl ich ihn fast getötet habe. Seitdem möchte ich ihn beschützen, aber vor den Mobbern in seiner Schule geht das leider nicht. Deshalb bin ich immer angespannt, wenn ich fast täglich seine Verletzungen heilen muss. Aber heute war Samstag, also müsste er eigentlich gute Laune haben. Mein Lächeln wurde breiter, denn ich konnte es kaum erwarten, ihn endlich wieder im Mondlicht zu küssen. Doch so weit sollte es gar nicht erst kommen, denn als ich fast an der Wasseroberfläche war, roch ich Blut. Und dann sah ich etwas weiter von mir entfernt, wie ein lebloser Körper langsam zum Meeresboden sank. Gut, gegen einen kleinen Happen hatte ich nichts einzuwenden und... Verdammt, das war Ardy!... Schnell schwamm ich zu ihm, hielt ihn fest und hörte, ob sein Herz noch schlägt... Es schlug nicht mehr, aber ich konnte Wasser in seinen Lungen hören. Verdammt! Ich zog ihn fester an mich und schwamm an die Oberfläche, wo ich uns auf einen Holzsteg zog und Ardy ablegte. Mit Wasserbändigung entfernte ich dann das Wasser aus seinen Lungen und versuchte ihn, mit Mund-zu-Mund-Beatmung und einer Herzdruckmassage, wiederzubeleben. Das tat ich ewig und weinte so stark wie noch nie, aber irgendwann klappte es tatsächlich und er öffnete endlich die Augen. Dann fing er an zu husten und ich setzte ihn auf. „Endlich lebst du wieder.“, schluchzte ich und zog ihn an meine Brust, als er sich wieder beruhigt hatte. „Was ist passiert?“, murmelte er und ich strich ihm vorsichtig durch die Haare, ohne ihn mit meinen Krallen zu verletzen. „Du wärst fast ertrunken.“ „Oh...“ Für ein paar Minuten schwiegen wir, bis wir uns wieder komplett beruhigt hatten und ich seine Verletzungen heilte. „Weißt du langsam wieder, was passiert ist?“ Kurz überlegte Ardy. „Ähm... Ich wollte hier her kommen und da... bin ich ihnen begegnet.“ Ardy fing an zu weinen. „Sie haben mich wieder verprügelt und mir immer wieder gesagt, dass ich sterben soll. Und jetzt hatten sie wohl wirklich vor, mich umzubringen...“ Vor Wut wurden meine Pupillen zu Schlitzen und ich fing an zu zittern, als ich plötzlich von Weitem Musik am Strand hörte. Daraufhin presste Ardy sich an mich und zitterte stark. „Da sind sie.“ Beruhigend strich ich über seinen Rücken und küsste seine Wange. „Ich werde sie fertig machen. Und dann können sie dir nie wieder weh tun.“ „B-bitte komm' wieder.“ „Versprochen.“ Kurz küssten wir uns, bevor ich zur Kante des Stegs rutschte und schließlich ins Wasser sprang. „Warte auf mich.“ Langsam tauchte ich ab und während ich dann in die Richtung, aus der die Musik kam, schwamm, veränderte ich mein Äußeres so, dass ich aussah wie Ardy. Und die Stachel auf meiner tiefschwarzen Flosse stellte ich knurrend auf. Wenig später tauchte ich dann zwischen ein paar Felsen wieder auf und sah am Strand eine Gruppe Männer, die Musik hörten und Alkohol tranken. Manche von ihnen hatten sogar noch Ardys Blut an ihren Klamotten und das machte mich noch wütender. Doch ich riss mich zusammen und fing an zu summen. Als Sirene konnte meine Stimme ziemlich laut werden und ich konnte sie auch gezielt einsetzen, um Menschen anzulocken. Das tat ich auch jetzt und bekam so die Aufmerksamkeit der Männer, die bei meinem Anblick ziemlich geschockt aussahen. Da stoppte ich. „What the fuck...“, meinte einer überrascht, „Ich dachte, ihr hättet ihn umgebracht.“ Langsam verwandelte ich mich wieder zurück und schwamm zu ihnen, wobei ich sie extra meine Flosse sehen ließ. Als ich dann nah genug dran war, zückten sie ängstlich ihre Messer. „V-verpiss dich.“ „Warum sollte ich?“, knurrte ich, „Ihr verpisst euch doch auch nicht, wenn jemand wehrlos am Boden liegt.“ „W-wir wissen nicht, was du meinst.“ „Ach tut doch nicht so! Ihr seid einfach Abschaum, der es nicht verdient zu leben... Deshalb werde ich euch töten.“ Langsam zog ich mich aus dem Wasser und tat so, als würde ich nicht schnell voran kommen. Da entspannten sie sich wieder, lachten und machten sich über mich lustig. „Was willst du kleiner Wurm schon ausrichten? Wir sind hier an Land, falls du es noch nicht bemerkt hast.“ Ich musste mir ein Grinsen verkneifen und mir fiel auf, dass ich gefilmt wurde. „Das kommt alles auf Youtube. Und dann wirst du seziert und abgeschlachtet. Sofern wir dich nicht vorher aufschneiden.“ Nun musste ich doch grinsen und verlagerte mein Gewicht auf meine Arme. „Das glaubst auch nur du.“ Mit Schwung schlug ich der ganzen Gruppe meine Flosse um die Ohren. Und dann griff ich sie nacheinander an.

*Ardys Sicht*

Eigentlich wollte ich auf Taddl am Steg warten, aber nach ein paar Minuten machte ich mir dann doch Sorgen. Also stand ich auf und lief unsicher am Strand entlang. Vor ein paar Minuten hatte ich noch Schreie gehört, aber die waren mittlerweile verstummt. Und dann sah ich es... Taddl hatte meine Mobber komplett zerrissen, auch wenn drei von ihnen noch lebten. Jedoch lagen ihre Gliedmaßen verteilt und dort war so viel Blut. Gerade erschlug Taddl auch einen mit seiner Flosse, während er die Innereien eines anderen fraß... der noch lebte... Ich wusste ja, dass Taddl schon viele Menschen getötet hat, aber... Es ist ganz anders, wenn man es live sieht... „Taddl...“, murmelte ich, eher für mich selbst, doch er sah mich überrascht und mit blutverschmiertem Gesicht an. Dieser Anblick war etwas zu viel für mich und ich lief doch wieder zurück. Vielleicht sollte ich ihn nicht stören... Auf dem Weg zum Steg bekam ich irgendwie ein komisches Gefühl in mir und setzte mich schließlich wieder ans Wasser. Die spiegelnde Wasseroberfläche brachte ausgerechnet jetzt alte Erinnerungen hoch, denn hier habe ich Taddl kennen gelernt... Damals saß ich auch hier und Taddl hatte sich frontal auf mich gestürzt. Er hatte mich angefaucht und mir seine Krallen in die Arme gebohrt, aber ich hatte keine Angst vor ihm. Viel mehr war ich von seinem Äußeren fasziniert... Lange spitze Zähne, schwarze lange Krallen, Schwimmhäute, Kiemen am Hals und natürlich seine schwarze Schwanzflosse. Er sah einfach so gut aus und hat gezögert, als er meine Bewunderung bemerkt hat. Seitdem haben wir uns besser kennen gelernt und ich habe mich in dieses wundervolle Wesen verliebt. Allerdings habe ich nie gesehen, wie er jemanden getötet hat... „Was machst du denn hier?“, hörte ich plötzlich die Stimme von Mike, dem Anführer meiner Mobber, hinter mir und erschrak. Sofort sprang ich auf, doch bevor ich irgendwie reagieren konnte, packte er mich am Kragen und sah mich bedrohlich an. „Warum bist du nicht tot?“, knurrte er und ich hatte Todesangst. „Taddl, Hilfe!“ Mike grinste nur und ich versuchte panisch, mich zu befreien... Es klappte nicht... „Wer will dir jetzt noch helfen?“, grinste er, zückte ein Messer und hielt es mir an den Hals. Als er dann ansetzte, sprang plötzlich Taddl aus dem Wasser, brach Mike im Flug das Genick und zog ihn auf der anderen Seite des Stegs unter Wasser. Wenig später färbte sich das Wasser rot und eine zerfetzte Leiche tauchte wieder auf... Für mich war es einfach surreal, dass Taddl soetwas anrichten konnte und ich bekam doch ein bisschen Angst... Was ist, wenn ich ihn irgendwann wütend mache und er mich auch so zerfetzt?... Das wollte ich nicht und ging langsam in Richtung Strand. „Ardy?“, fragte Taddl leise, während er neben mir her schwamm. Ich blieb stehen, traute mich jedoch nicht, ihn anzusehen. Dafür hatte ich zu viel Angst. „Ist alles ok?“ Mit Tränen in den Augen schüttelte ich den Kopf, woraufhin sich Taddl aus dem Wasser zog und nun hinter mir lag. „Bitte sieh' mich an.“ Unsicher drehte ich mich zu ihm und sah in seine besorgten Augen. „Bitte hab' keine Angst vor mir. Ich würde dir soetwas niemals antun.“ Er streckte eine Hand nach mir aus und ich zögerte tatsächlich, sie zu ergreifen. Für Taddl war es wahrscheinlich zu lange, denn er zog seine Hand zurück und sah dabei unendlich traurig aus. Er fing sogar an zu weinen. „Es tut mir Leid.“ Langsam drehte er sich um und zog sich zum Rand des Stegs, aber kurz bevor er ins Wasser springen konnte, rannte ich zu ihm und schlang meine Arme um ihn. Ich konnte die Liebe meines Lebens einfach nicht gehen lassen, egal was er getan hat. Und im Endeffekt hat er mir ja mehrmals das Leben gerettet... „Ich wollte nicht, dass du das siehst.“ „Das ist ok. Du folgst ja nur... deiner Natur.“ Langsam löste ich mich und lächelte ihn aufmunternd an. „Außerdem hast du mir das Leben gerettet und das ist doch die Hauptsache.“ Nun musste auch er wieder lächeln und strich über meine Wange. „Ich danke dir.“ Ich setzte mich zu ihm und wischte seine Tränen weg. Das tat er auch bei mir, bevor er einen Arm um meine Hüfte legte. „Jetzt musst du nie wieder Angst haben.“ „Ja... Vor nichts und niemandem...“

- Ende -

Siren Taddl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt