Zwischen Untergang und Aufstieg

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Sehuns Worte fielen wie schwere Regentropfen vom Himmel, jedoch hatten sie keine Wasserflecke hinterlassen, sondern eine Grabensstille am Tisch, die nicht nur mich ins Stocken brachte, sondern auch Kai, der wie versteinert auf sein Essenstablett starrte. Sein Kauen hatte mit einem Schlag aufgehört, seine eins gelassen Gesichtzüge verhärteten sind zu einer dunklen, kalten Miene und die ganze positive Aura um ihn verschwand blitzartig zu einer negativ geladenen Atmosphäre.

Wild hämmernd spürte ich mein rasendes Herz gegen den Brustkorb schlagen, als die sich immer wiederholenden Wörter in meinen Verstand herumschwirrten und mich nicht mehr aus meiner Stockstarre lösen wollten.

"Kai? Was machst du jetzt? Das letzte mal habe ich deinen Vater an unserer Schuljahresrede gesehn, bevor wir auf die Arts kamen.", ertönte es durch das unangenehme Schweigen hindurch, die aus der Richtung von Chanyeol kam.

"Da hat er recht. Es herrscht seit Ewigkeiten zwischen euch eine Funkstille der High Class. Das ist ja wie in Korean Dramas, Vater und Sohn sind Feinde, er will seine Autorität ausnutzen, aber du als Rebell widersetzt dich den Alten und -", prauste es aus der nächsten Ecke heraus und nun alle Blickfänge - mit Wut und Genervheit gefüllt - magnetisch auf sich zogen.

"Du kannst nie deinen Mund halten, oder? Aish,...", funkelte Suho seinen Freund Baekhyun an, der unschuldig die Handflächen hochhob und sich damit zu verteidigen gab, während der Schulsprecher kopfschüttelnd seine Aufmerksamkeit Jongin schenkte, der immer noch keine einzige Regung zeigte.

Ich hätte ihm am liebsten gefragt, an ihm gerüttelt, ihn angeschrien, ihn einen Tritt gegeben. Ich hätte in diesen Augenblick alles getan, nur damit er etwas erwiderte. Sei es ein Wimpernschlag, ein Lachen oder ein Stirnrunzeln.

Alles...

Doch hatte ich gleichzeitig aus irgendeinen Grund das unbehagliche Gefühl von Angst. Die Sorge, das sein Wiedersehen mit seinen ungeliebten Vater war das Eine, die Andere war, dass Kai sich wieder verändern würde, dass er zum wiedeholten Male seine beängstige kalte Schulter zeigen würde und dass er sich wie Monate zuvor abtauchen wird.

"Kai, ich verstehe es, wenn du ungerne über deinen Vater redest oder sogar dies nicht mehr in Erwägung ziehst, aber in jeden Moment könnte er nach dir suchen gehen... Er möchte mit dir reden.", sprach Sehun vorsichtig und besorgt aus, wobei er bedrückend die Augen nicht von Kai ließ.

Noch bevor Sehun weiterhin auf seinen Freund einreden konnte und seine restlichen Freunde ihn mit etlichen Fragestellungen durchlöchern konnten, war nicht mehr zu hören, als das verbitterte Lachen von Kai, die mich mit einer Eiseskälte zurückließ.

Dies war eines seiner typischen Angewohnheiten, in den ungünstigen Situationen den Ernst an der Sache hilflos herunterzuspielen. Doch was Kai damit sagen will, ist nur, dass er eher das Gegenteil tun würde. Sein Lachen reichte längst nicht bis zu den Augen, die leblos schienen.

"Jetzt will er reden? Jetzt? Der alte Sack traut sich was..."

Man hätte auf einer sauren Limette beissen können, um den bitteren Untergeschmack in Kais Tonlage zu hören. Zur Krönung des Tages klatschte Jongin vor sich hingrinsend in die Hände, derweil die Jungs ihre totale Verwirrung telepatisch austauschten. Meine Augen schwenkten zu den anderen, die sich aussagekräftige Blicke zuwarfen, als hätten sie Kais lächerliche Reaktion nicht im geringsten verstanden. Mit dem Schultern zuckend, gab Luhan seinen chinesischen Freund Tao zu verstehen, dass auch er sich nicht erklären konnte, was gerade vor sich ging. Die Chorsänger Chen und Kyungsoo flüsterten sich gegenseitig ihre Fragen zu, währendessen Xiumin ratlos in seinem Essen herumstocherte, so, als würde die entscheidene Antwort sich darin verstecken.

In love with you • Jongin✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt