In love with you • Jongin✔

Wenn man vom Teufel spricht...

"Yah Kai, rutsch mal bitte. Und gib mir mein Päckchen rüber."

Es war die finale Woche vor unseren Tanzprojekt, für den Kai und ich nun präziser und intensiver übten. Und das jeden Tag nach der Schule. Da uns die Wochen immer kürzer kamen, gab uns die Zeit es nicht mehr, nur am Wochenende zu proben und wir beiden waren somit gezwungen, unsere verbliebenen Kraftreserven für unser Hauptprojekt des Schuljahres aufzbrauchen.

Komischerweise fühlte sich das Tanzen mit Kai nicht mehr unangenehm an. Nein, ganz im Gegenteil, wir beide hatten Spaß daran, mit den ein oder anderen anstrengenden und zerrenden Tag. Dennoch merkte ich vor allem bei Jongin, das er in eine andere Welt versank, sobald der Beat der Musik aufgedreht wird. Es wirkte wie ein Rausch, als wären alle Sorgen vergessen, die ihn während unseren Übungsstunden plagten. Ständige Anrufe aus dem Krankenhaus waren die eine Sache, doch die andere waren seine Competition im International Theater of Korea, an den er neben den Schulaktivitäten teilnimmt, um bessere Aussichtschancen für seine Zukunkt als Tänzer zu erwerben.

Gerade saßen wir beide nach den schweißtreibenden Training auf der altbekannten Holzbank meines Lieblingsortes an der Brücke. Der rauchende Dampf über das köstliche Essen an den Street Food Ständen im Vorort waren die besten und günstigsten Mahlzeiten, die sich Schüler wie mir leisten konnten. Nicht oft gehe ich aus, um mit jemanden meinen Nachmittag zu verbringen.

Nun ja, außer wenn man mit jemanden wie Kai an einer ziemlich komplizierten Choreographie arbeitet.

"Kannst du nicht ein mal netter sein? Und du nennst dich Mädchen?", nörgelte Kai verspielt, während er auf der Bank zu mir rutschte und seine Box, gefüllt mit frittierter Ente und Reis, öffnete.

"Und kannst du nicht etwas weiter wegrutschen?", konterte ich leicht genervt gegen eines seiner typischen hirnlosen Fragen zurück, die Kai jedes mal zum Schmunzeln brachte. Er mit seiner Mahlzeit und ich mit meinen gebratenen Japchae Nudeln aßen wir zu zweit still schweigend unser Mittagessen, welches wir nach stundenlangen Tanzen reichlich verdient hatten.

Heute war eines dieser Momente, an denen überlicherweiße wir beide nichts zu erzählen hatten. Zwar hatten wir seit Monaten viel erlebt, doch er, oder gesagt ich, traute mich nie nach alltäglichen Dingen nachzufragen, die Kai anbelangen. Vielleicht war es einfach ein ungünstiger Zeitpunkt, oder es lag auch daran, dass ich nicht über meinen Schatten hinausspringen konnte.

Kai ist nun mal Kai. Ich wusste nie, ob er mir nur bescheuerte Witze wiedergeben würde oder ob er in nächsten Moment meine Fragen ausweicht. Es war ein schwieriges Rästel mit ihm. Besonders wenn es Zeiten gab, an denen er entweder die Ferne oder die Nähe nach mir sucht, die mehr oder weniger meine Nerven kosteten. Auch kann es gut möglich sein, dass er so unberechenbar ist, weil ihn so sein Leben gezeichnet hatte.

Wer weiß, wann er das nächste mal seine zweites Gesicht offenbart.

Wer weiß, wann Kai wieder seine kleinen Spielchen mit mir treibt.

Wer weiß, wann er Dinge ernst meint.

"Linh? Wie findest du dein Essen?", ertönte es durch meine innerliche Gedankenwelt hindurch und weckte mich vollkommen auf. Verwundert über diese ungewohnten Worte, nickte ich schüchtern und biss weiter auf meine Lieblingsnudeln herum.

"Darf ich auch mal?" Seine dunklen Rehaugen durchleuchteten meine, und promt schoss mir eine innere Wärme durch den Körper, die sich nicht erklären ließ. Nur der Anblick von Jongin löste in mir gemischte Gefühle aus, die gleichzeitig etwas kritisches und gutmütiges aufwies. Dennoch habe ich diesmal nichts entgegen zu werfen, außer dass er ungeduldig auf meine Antwort wartete. Ich hielt ihn nich weiter auf, kopfkickend gab ich ihn die Erlaubnis und im selben Augenblick strahlte es über sein gesamten Gesicht, derweil er mit seiner Plastikgabel in meinen dampfenden Nudeln herumpickte.