POV Erling
Der nächste Morgen startete weniger entspannt, denn über die ganze Aufregung gestern hatten wir beide wohl vergessen uns einen Wecker zu stellen und als Jude mich weckte hatten wir noch exakt 10 Minuten bis ich normalerweise spätestens losfuhr um noch knapp pünktlich zu kommen. Wir beeilten uns also uns fertig zu machen und schafften es tatsächlich noch rechtzeitig zum Training auch wenn wir unser individuelle Vorprogramm zum Training etwas abkürzten mussten. Jude wirkte auf eine Art noch etwas angespannt, da wir heute Morgen keine Zeit mehr für ein Gespräch hatten, aber andererseits auch super entspannt. Ich konnte es nichts so ganz einschätzen und einordnen. Ich für meinen Teil war eine Mischung aus erleichtert, euphorisch, aber auch super verwirrt nach Judes Outing. Ich überlegte noch vor dem Training mit Jude zu sprechen, entschied mich dann aber dafür es nach dem Training zu machen, da wir durch unsere Beinahe Verspätung ohnehin schon genug Aufmerksamkeit und Blicke erhalten hatten. Das wollte ich nicht noch durch eine tatsächliche Verspätung verschlimmern oder riskieren, dass jemand etwas von unserem Gespräch mitbekam, denn ich glaube uns war beiden viel daran, dass die ganze Sache unter uns blieb. Im Training verlief dann alles soweit normal, ich hatte sogar das Gefühl, dass ich mich irgendwie leichter fühlte als sonst und alles irgendwie besser klappte. Und auch bei Jude klappte viel besser als sonst, was mich ihn noch mehr bewundern ließ. Das brachte mir Mitte des Trainings einen belustigten Blick von Marco ein, den ich aber bewusst ignorierte. Ich hatte keine Lust mir meine gute Laune vermiesen zu lassen, denn ich war mich sicher, dass das Gespräch mit Jude gut werden würde und wir hatte auch heute beide wieder ein Lob des Trainers erhalten, worauf wir uns wissend zu grinsten.
„Bist du verliebt?", fragte mich Jule nach Ende des Trainings grinsend. „Wie kommst du drauf?", versuchte ich mit möglichst neutraler Stimme zu antworten, dann seine direkte Art überraschte mich immer wieder. „Na ja, du bist irgendwie so locker drauf und grinst die ganze Zeit vor dich hin. Und das ist irgendwie neu." Ich überlegte mir irgendeine Ausrede einfallen zu lassen, beschloss dann aber nachdem es bei Jude so gut geklappt hatte auch zeitnah Jule einzuweihen, da ich mir in den letzten Tagen nochmal sicherer geworden war, dass das zwischen ihm und Kai nicht nur Freundschaft sein konnte und er deshalb hoffentlich gut mit der Info umgehen würde. Und ich dann vielleicht jemanden hatte mit dem ich über das Thema Gefühle zum Mitspieler sprechen konnte. Aber erstmal musste ich noch mit Jude sprechen, denn ich wollte ihm auch die Chance geben mir zu erzählen, wie er sich mit seiner Bisexualität fühlte. „Darf man nicht einfach mal gut drauf sein?", antwortete ich etwas defensiv und härter als beabsichtigt. „Klar, vergiss einfach das ich gefragt habe geht mich auch eigentlich gar nichts an", sagt Jule dann schnell und wollte schon Richtung Dusche gehen. So war das eigentlich nicht gemeint. „Warte, nein kein Problem, dass du gefragt hast, freut mich ja, dass du dich für mich interessierst. Können wir uns vielleicht heute Abend treffen, dann erzähle ich dir warum ich so gute Laune habe?" Er überlegte kurz und sagte zu. Wir verabredeten und für den Abend und beschlossen dann auch etwas zu Essen zu bestellen, denn gute Köche waren wir beide nicht. Nachdem Jule dann duschen war, hatte ich Glück, dass Jude noch nicht weg war. „Kommst du noch mit zu mir? Dann können wir nochmal reden und du kannst deine restlichen Sachen abholen?", fragte ich ihn. „Das wäre super, du müsstest mich dann nur im Laufe des Nachmittags auch nach Hause fahren, da ich mit meinem Bruder zum Facetimen verabredet bin und meine Mutter unterwegs ist."
Bei mir zu Hause angekommen besorgte ich uns etwas zu trinken und wir setzten uns auf Sofa. Und redeten. Jude erzählte mir wie er herausgefunden hatte, dass er auch etwas für Männer empfand und dass es bisher nur seine Mutter wusste, die es aber auch sehr locker aufgenommen hatte und nur wollte, dass ihr Sohn glücklich war. Und ob das nun mit einem Mann oder einer Frau war, war für sie unerheblich auch wenn sie natürlich auch die Probleme einer Homosexuellen Beziehung im Fußball sah. „Warst du schon mal in einer Beziehung mit einem Mann?", fragte ich Jude irgendwann. Ich wusste, dass es ziemlich privat war und schob noch hinterher „Sorry, dass ich so direkt frage, aber du musst mir natürlich nicht antworten, ich habe mal wieder schneller gesprochen als gedacht." Das passierte mir seit ich Fußballprofi war eigentlich nicht mehr so häufig, aber bei ungewohnten Themen schien diese Angewohnheit, die mich schon so das ein oder andere Mal in Probleme gebracht hatte, wieder hervorzukommen. „Nein, kein Problem, dass du gefragt hast. Aber nein, ich hatte noch keine Beziehung. Ich habe mich ein paar mit einem Jungen aus der Parallelklasse getroffen und wir auf so etwas wie einem Date, weil wir uns glaube ich beide ganz nett fanden, aber mehr als Küsse war da nicht. Und du?" „Nein, ich auch nicht." Ich erzählt ihm von meinen kurzen erfolglosen Versuchen auf Datingapps, als ich es mal mit einem Mann versuchen wollte, die aber alle sehr erfolglos waren. Wir redeten wieder noch eine ganze Weile und stellte beide fest wie gut das tat mit jemandem darüber zu sprechen. „Ich bin echt froh, dass ich jetzt mit jemandem neben meiner Mutter darüber sprechen kann, das bedeutet mir viel, zu wissen, dass ich nicht allein bin", sagte Jude kurz bevor ich ihn nach Hause fuhr. „Mir auch. Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut tut mit jemandem darüber zu sprechen, der genau weiß wie man sich fühlt."
Nach dem Gespräch war ich so glücklich wie lange nicht, denn auch wenn ich nicht wusste, ob Jude meine Gefühle erwiderte und ich erstmal davon ausgehen sollte, dass er es nicht tat, hätte ich nie im Leben erwartet, dass es sich gut anfühlt. Mit jemandem darüber zu sprechen. Jemanden zu haben, dem es genauso geht. Die gleichen Gedanken auch wenn wir festgestellt hatten, dass wir beide eigentlich relativ schnell ok mit der ganzen Sache waren und unser inneres Outing keine unfassbar große Sache war. Die Gedanken wie es wohl als Fußballer in einem homosexuellen Beziehung wäre, waren halt doch relativ einnehmend und schwer. Klar, man konnte sagen „zum Glück" waren wir bisexuell und konnten uns auch eine Frau für eine Beziehung suchen, aber was wenn DER Mann kam? Und genauso war es bei mir ja auch schon gekommen. Doch insgesamt bekam ich das Grinsen fast nicht mehr aus dem Gesicht und versank für eine Zeit in meinen Gedanken, bis es an der Tür klingelte.
Jule. Den hatte ich ja fast völlig vergessen, aber nach den guten Gespräch mit Jude freute ich mich irgendwie auch darauf es ihm zu erzählen und hoffte, dass das Gefühl der Leichtigkeit noch stärker werden würde. Auch wenn ich als ich zur Tür ging noch nicht so richtig wusste wie ich das Gespräch beginnen sollte, denn meine Outing Erfahrungen waren ja doch noch sehr eingeschränkt und direkt mit der Tür ins Haus fallen wollte ich halt auch nicht.
A/N
Hey :)
ob Julian was ahnt?
Ich hoffe, es hat euch gefallen :)
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Irgendwann
FanfictionErling ist glücklich beim BVB, doch was passiert wenn plötzlich Gefühle für einen Mitspieler ins Spiel kommen? Und was wenn diese Gefühle auch erwidert werden, doch dann von der Beziehung niemand etwas erfahrend soll? // Geschichte über Erling und J...