Was man liebt verletzt man

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Thai lag in seinem Bett und starrte die Decke seines Zimmers an. Was hatte er getan? Schon seit Tagen ging ihm dieser Gedanke durch den Kopf. Seit seine Lippen jene von Vegeta berührt hatten. Wie hatte es dazu kommen können? Warum hatte er es getan? Thai konnte es sich nicht erklären und rollte sich auf die Seite um nun das kalte Schwarz des Alls vor seiner Scheibe zu betrachten.

Du bist ein verdammter Heuchler! Du weist ganz genau warum du es getan hast! Er schloss die Augen und vergrub sein Gesicht in den Kissen, sich dabei auf den Bauch drehend. Scheisse verdammt, ja! Ja, ich weiß warum ich es getan habe aber ... das geht doch nicht! Ich kann doch nicht ... . Er seufzte auf, eigentlich kam es mehr einem Schluchzen als einem Seufzen gleich, aber auch diese Tatsache verbannte er geschickt aus seinem Denken.

Vegeta ... alles drehte sich in seinen Gedanken nur noch um den Saiyajin. Und gerade weil es das tat, hatte sich Thai in den letzten Tagen von ihm fern gehalten. Er hatte das Gefühl ihm nicht mehr in die Augen sehen zu können so beschämt war er über das was er da getan hatte.

Nicht nur das du ihn geküsst hast, nein, du hast es auch noch getan während er hilflos war, während er bewusstlos war. Du bist ein verdammter Mistkerl! Thais Faust donnerte in die Kissen neben seinem Kopf. „Nein verdammt! Nein! So bin ich nicht!"

Wütend über sich selbst erhob er sich und stellte sich nun direkt an das kühle Glas. Aber war er das nicht doch? Das Bild von Vegeta kam ihm in den Sinn. Jenes Bild, wo der Krieger geschlagen am Boden gelegen hatte und Blut zwischen seinen Beinen hervor gelaufen war, weil sein Vater ... . Thai würgte den Gedanken ab. Nein! Seine Stirn legte sich an das Glas und sein Atem lies es beschlagen.

Die gelben Augen wanderten unruhig über sein Spiegelbild. Warum hatte sein Vater das nur getan? Nur aus purer Rache für das was Vegetas Vater seiner Familie angetan hatte? Konnte sein Vater wirklich so grausam sein und mit solcher Gewalt und Arroganz vor gehen? Er hatte seinen Vater nie so kennen gelernt. Nie! Ja, er war schon immer streng und hart gewesen aber er hatte noch nie ... solch eine Obsession an den Tag gelegt wie bei diesem Krieger, diesem Saiyajin.

Kadatsch war für ihn nicht nur der Vater, sondern auch ein Vorbild nach dessen Prinzipien er sich gerichtet hatte, als er groß gezogen wurde. Doch alleine bei dem Gedanken an das, was er Vegeta antat, schon so lange antun musste ... . Wut! Eine unsagbare Wut ballte sich in seinem Bauch zusammen und seine Hände schlossen sich zu Fäusten, wenn er daran dachte.

Sollte er ihn zur Rede stellen? Sein Vater musste wissen das es ihm bekannt war. Thai hatte es in jenem Moment, da er ihm in Vegetas Tür getroffen und sein Vater ihm sagte wo er den Saiyajin fand, wissen müssen. Doch scheinbar schien ihn das wenig zu kümmern. Ob er mit seinem Vater darüber reden sollte? Er würde es gerne ... er würde ihn so gerne zur Rede stellen, warum er Vegeta ... warum er ... . Nein! Thai brachte diesen Gedanken einfach nicht zu Ende. Es kam ihm so bestialisch und abartig vor. Ging das schon die ganze Zeit so? Seit sie hier waren? Und hatte er wirklich all die Zeit nichts davon bemerkt? Ja, musste er sich selbst eingestehen ... hatte er.

Mit einem Seufzen und dem Verziehen seines Gesichtes wand er sich von der Scheibe ab. Vegeta hatte sich nichts anmerken lassen. Er war stolz und stur einfach weiter gegangen, hatte einen Schritt vor den anderen gesetzt und war seinem Weg gefolgt. Doch was empfand er für seinen Vater ... und noch viel wichtiger drängte ihn die Frage ... was empfand der Saiyajin für ihn? Sah er seinem Vater doch fast so ähnlich wie ein Spiegelbild.

Es half nichts. Thai beschloss, das ihn dieses grübeln kein Stück weiter brachte und das er auch genauso gut bei seiner Arbeit weiter darüber nachdenken konnte oder eben nicht. Er zog sich an und verliess sein Zimmer um sich zu seinem Büro zu begeben, wo sicherlich schon ein verdammt grosser Stapel Papierkram auf ihn wartete. Scheiße, er hatte die ganzen letzten Tage keinen Kopf dafür gehabt.




Vegeta stapfte mit grimmigem Gesicht durch die Korridore. Schon wieder ein verdammter Botengang, schon wieder dieses lästige herum laufen und warten. Er schnaubte. Wer zur Hölle war er denn? Er war ein verdammter Krieger und kein Aktenträger.

Das nächste Büro kam in Sicht und Vegeta vollbrachte die übliche Prozedur des Abgebens und in Empfang nehmens der Akten fast schon im Schlaf. Wenigstens hatte diese Tätigkeit den einen Vorteil das er Thai nicht zu oft über den Weg lief. Oder besser ... Thai schien sich von ihm fern zu halten, was dem Saiyajin nur recht war.

Er hatte es bisher vermieden über das was im Zimmer geschehen war wirklich nachzudenken und jedes mal wenn diese Gedanken in im aufkeimen wollten, brachte er sie zum erliegen. Er wollte nicht darüber nachdenken. Er wollte sich nicht mit dem Gedanken beschäftigen das er, als Thais Lippen seine berührten schon längst wach gewesen war. Er wollte nicht wahr haben, das er dessen Finger auf seiner Haut gefühlt hatte und liegen geblieben war. Das er das alles zugelassen hatte, das er ... .

„Scheiße.", murmelte Vegeta als er das Büro verlassen hatte und merkte wie er wieder daran dachte. Seine Augen wanderten zu einem der Fenster und er sah einmal mehr hinaus in die kalte Schwärze des Alls, sah in der Scheibe sein Spiegelbild und ein seltsames Gefühl des Déjà-vus überkam ihn.

Irgendetwas war da ... irgendetwas in seinem Blick was vor einigen Wochen noch nicht da gewesen war und was er sich nicht erklären konnte. Schwäche? Nein, das war es nicht. Aber es war etwas anderes ... weiches, verträumtes? Der Saiyajin schüttelte den Kopf, teilweise über seine eigene Dummheit. Was dachte er da? Das war doch wirklich nicht mehr zum Aushalten.

Er hasste den Kerl ... zumindest versuchte er sich das immer wieder einzureden. Vegeta wusste, er musste ihn hassen, alleine schon weil er der Sohn von Kadatsch war und wegen dessen was ... . Mit einem Knurren drehte er sich um und stapfte weiter. Jetzt bloss nicht auch noch daran denken, verdammt! Er hätte sich am liebsten selbst geohrfeigt.

Du bist ein Saiyajin! Du bist der Prinz der Saiyajins! Wie ein Mantra wiederholte er das immer und immer wieder. Gefühle sind eine Schwäche! Du darfst dir keine erlauben! Wieder ein Büro ... wieder ein Aktenstapel weniger. Gut, bald hatte er es geschafft und dann konnte er endlich etwas tun, was ihn ablenken würde ... trainiern. So lange trainieren bis er sich so gnadenlos selbst überforderte, das er gar nicht mehr anders konnte als endlich nicht mehr zu denken.

Ein Büro noch ... ein Einziges ... Vegeta sah auf den Aktendeckel und verharrte, dann erklang ein Stöhnen und dann ein Fluchen. Es musste ja Thais Büro sein. Der Letzte Aktenstapel musst ja ausgerechnet für den Kerl sein, von dem er sich fern halten wollte. Wunderbar!

Die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen gepresst ging er weiter. Irgendwie brachte er das schon hinter sich. Und am liebsten hätte er sich alleine für diesen Gedanken schon wieder geohrfeigt.

Vegeta drückte sein Kreuz durch und setzte seine neutrale und immer etwas verkniffene Mine auf. Es wurde verdammt noch mal Zeit, das er nicht mehr vor so nem Mist floh, sondern den Tatsachen einfach gegenüber trat. Und die Tatsache war in diesem Fall Thai und dessen Nähe. Er kam an die Türe, Thais Türe, hob die Hand und klopfte.

„Herein.", war alles was Vegeta brauchte um einzutreten. Er fand Thai an seinem Schreibtisch vor, in einem Stapel Akten vergraben. „Wenn es neue Akten sind, dann einfach hier hin legen, ich kümmere mich drum. Oh, und die da vorne auf dem Stapel müssen zum Kommandanten." Das alles hatte Thai gesagt ohne aufzublicken, was Vegeta nur Recht war, immerhin ersparte ihm das Konversation. Ohne etwas zu sagen, liess er die Akten auf den dafür vorgesehen Stapel fallen und griff nach denen, die er mitnehmen sollte. Kadatsch, na super!

Als ein paar weiße Handschuhe in Thais Blickfeld kamen, die nach den Akten für seinen Vater griffen, blickte er auf und starrte überrascht Vegeta an. „Oh, du bists." Das klang lahm ... und irgendwie hirnlos. Was Thai auch an Vegetas hochgezogener Augenbraue realisierte. „Ich meine ... ähm ... warte!" Thais Hand klatschte auf die Akten, welche Vegeta weg ziehen wollte. „Mir fällt ein ... ich hab da was vergessen. Lass sie einfach liegen, ich bring sie später selbst hin."

Der Blick in Vegetas schwarzen Augen wurde unheilverkündend, als er die Akten trotzdem an sich nahm. Hielt ihn Thai denn für bescheuert?! Oder dachte er etwa, er hätte Angst seinem Vater gegenüber zu treten. Sicher, er ging Kadatsch so weit wie möglich aus dem Weg, aber wenn das aufgrund der Befehle nicht ging, dann stellte er sich der Situation. Das aller letzte was er wollte waren Almosen ... Mitleid und schon gar nicht von Thai.

„Wenn sie zum Kommandanten müssen, dann bring ich sie hin." Seine Stimme klang neutral, bemüht neutral. „Nein, wirklich Vegeta. Ist schon in Ordnung. Ich mach das selbst. Kein Problem." Thai streckte die Hand nach den Akten aus und bemerkte nicht, wie sich Vegetas Brauen zusammen zogen. Wollte Thai in verarschen? Echt jetzt?! Der Saiyajin atmete tief ein. Es war ihm nicht gedient, wenn er jetzt an die Decke ging, obwohl er sich sehr danach fühlte.

„Hör auf mit dem Mist. Du hast dich die ganze Zeit nicht wie ein Idiot aufgeführt, also fang jetzt nicht damit an. Die Akten müssen zu deinem Vater, dann bring ich sie hin." Eiskalte schwarze Augen bohrten sich in überraschte Goldene. „Vor deinem Vater, werde ich ganz sicher nicht den Schwanz einziehen. Und wenn die Situation es erfordert, dann stell ich mich ihr, egal mit welchen Konsequenzen. Alles andere bringt mich nicht weiter." Eine gefühlte Ewigkeit starrten beide sich an und Thai war einfach nicht in der Lage, seinen Blick von Vegetas entschlossenem Gesicht abzuwenden.

Warum?, fragte er sich. Warum konnte Vegeta nach all dem ... nach allem was passiert war, noch so ruhig bleiben? Wie konnte er einfach weiter machen? Seinem Vater auch noch gegenüber treten? Thai wollte ... nein, er konnte sich noch nicht einmal ausmalen was das für ein Gefühl sein musste und er war sich sicher, das er selbst in Vegetas Position schon längst die Flucht ergriffen hätte.

„Warum fliehst du nicht einfach?" Erst als Thai die Wut in Vegetas Blick sah wurde ihm klar, das er diesen Gedanken laut ausgesprochen hatte. „Ein Saiyajin flieht nicht vor seinem Feind.", wiederholte Vegeta mechanisch eine der vielen Phrasen, die ihm als Kind eingebläut worden waren. „Ausserdem sind Radditz und Nappa noch nicht zurück." „Aber du könntest doch den Stützpunkt verlassen und sie suchen ... irgendwo anders hin gehen."

Wenn es überhaupt möglich war, wurde Vegetas Blick noch eisiger. „Und wohin sollte ich gehen? Meinen Planeten gibt es nicht mehr, mein Volk genauso wenig." Der Saiyajin schnaubte, als hätte er sich darüber nicht schon selbst Gedanken gemacht. „Und Deserteure aus Freezers Herr kommen bekanntlich nicht allzu weit. Das sollte dir eigentlich klar sein." Verdammt, das war Thai glatt entfallen.

„Aber", setzte er an und wurde von Vegeta sofort unterbrochen. „Aber was?!", fauchte der nun. „Was Thai?! Davon laufen, mich verstecken, hoffen das er mich nicht findet? Glaubst du dein Vater würde mich einfach davon kommen lassen? Glaubst du er würde mir hinterher winken und einfach nichts tun?!" Vegeta knallte die Akten auf Thais Schreibtisch und funkelte ihn an. „Nein, er würde es verhindern oder mich verfolgen, finden und was dann passieren würde wäre ... ." Gerade noch rechtzeitig biss er die Zähne zusammen.

Scheiße, jetzt hatte er doch die Kontrolle verloren. Er war sich sicher gewesen ruhig bleiben zu können, alles abblocken zu können, was auch immer Thai sagen würde. Aber dieses Gerede von Flucht hatten ihn kalt erwischt. Und mit erschrecken bemerkte er, wie er hier stand – leicht über Thais Schreibtisch gebeugt und den anderen anschreiend – wie verdammt dünn seine Schale der Selbstbeherrschung geworden war. Noch etwas was ihn ankotzte! Und in diesem Moment wollte er einfach nur noch seine Wut und seinen Frust an jemandem aus lassen.

Ein diabolisches Grinsen stahl sich auf seine Züge, als er sich noch ein Stück weiter herab beugte, in Thais perplexe Augen starrte und seine Lippen dicht an dessen Ohren brachte. „Du kannst dir sicher vorstellen was das wäre.", nahm er seinen Satz umformuliert wieder auf. „W...was?!", hauchte Thai der wie erstarrt da stand und zufrieden bemerkte Vegeta, wie der Körper des anderen angefangen hatte zu zittern. „Komm schon Thai, du weißt genau wovon ich rede. Oder denkst du ich hätte es nicht gemerkt?" Aus den Augenwinkeln konnte der Saiyajin beobachten, wie die helle Haut in Thais Gesicht noch weißer wurde. „Das du mich geküsst hast ... das du mich angefasst hast, als du dachtest ich wäre bewusstlos und würde es nicht merken." Überhebliche Arroganz stahl sich nun noch auf seine Züge, als er seinen Kopf ein Stück zurück zog und Thai ins Gesicht sah.

Thai war aschfahl angelaufen und starrte den Saiyajin aus weit aufgerissenen Augen an. Vegeta hatte es bemerkt? Alles? Alles was er in diesem Moment getan hatte?! Er konnte nicht verhindern, dass seine Wangen rot anliefen und sich die selbe Röte auch über seine Nasenwurzel ausbreitete. „Das ... das ... also ... ich ... ." Er brachte einfach keinen klaren Satz mehr zusammen. Was hätte er auch sagen sollen? Es stimmte ja, Vegeta hatte mit allem Recht und er wich dem stechenden Blick des Saiyajins aus.

Erst Vegetas Hand die nach seinem Kinn griff und seinen Kopf zurück drehte, brachte wieder den Blickkontakt. Oh Gott ... dieses arrogante Grinsen, welches gleichermassen anziehend wie einschüchternd wirkte war unglaublich! „Wärst du noch weiter gegangen an diesem Tag? Hättest du zu Ende gebracht, was du angefangen hast? Hättest du dich an mir vergangen, während du dachtest ich sei hilflos? Genau wie dein Vater?"

Thai war noch röter geworden, denn genau diese Gedanken waren ihm durch den Kopf gegangen. Und ja, er wäre gerne weiter gegangen, aber noch lieber hätte er es gehabt, wenn Vegeta wach gewesen wäre und ... Vegetas letzte Frage trieb ihn aus seinen Erinnerungen des Geschehens in die momentane Situation zurück. „W...was?!" Er sah geschockt zu Vegeta hoch und der Griff um sein Kinn wurde schmerzhaft, während Vegetas Stimme hart wurde und den süffisanten Unterton verlor. „Ich will wissen, ob du deinen Schwanz in mich rein gesteckt hättest, während du dachtest ich sei hilflos!"

Thai wurde noch röter im Gesicht, diesmal jedoch vor Wut. Auch wenn er bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen konnte, warum Vegeta das sagte, war er doch geschockt, das er es ihm zutraute. Geschockt und wütend. Mit einer entschlossenen Geste schlug er Vegetas Hand bei Seite und erhob sich, lies den Saiyajin nicht aus den Augen und ein kurzes Blickduell entstand, bei dem Thai – aufgrund seiner Größe – auf Vegeta herunter sehen konnte.

„Das ist nicht dein ernst." Vegetas Mundwinkel hob sich dezent. „Durchaus, sonst ...", weiter kam er nicht, denn Thais Faust schlug gegen sein Kinn und trieb ihn ein gutes Stück zurück. „Arschloch!" Er ging um seinen Schreibtisch herum und stellte sich vor Vegeta, der ihn aus schmalen Augen anstarrte, die Hände zu Fäuste geballt. „Du verfluchtes Arschloch!" Thais Stimme bebte vor unterdrücktem Zorn. „Nach der ganzen Zeit, traust du mir so etwas zu?!"

Vegetas Mundwinkel hob sich weiter und sein Blick wurde wieder herablassend. „Bei dem Vater, was soll ich da sonst denken?" Thai schlug erneut zu, doch diesmal blockte Vegeta und konterte. Ein kurzer Faustkampf entbrannte in dem sich beide mit Blicken aufspiessten. „Ich bin nicht mein Vater!" Thais Worte kamen gepresst hervor und er fing einen Schlag von Vegeta ab und verdrehte dem Saiyajin den Arm auf den Rücken. „Und du bist nicht deiner. Das habe ich meinem Vater auch gesagt.", zischte er in Vegetas Ohr und der Kopf des Kleineren knallte nach hinten, traf und er konnte sich befreien.

„Du redest mit dem Bastard also auch schon darüber!" Vegeta wirbelte herum und trat Thai an die Wand. „Was hat er dir alles gesagt? Was?!", schrie der Saiyajin. „Hat er dir gesagt, was er mit mir macht und du hast an seinen Lippen gehangen und gedacht, dass du es auch mal ausprobieren könntest?!" Vegetas Faust schnellte auf Thais Gesicht zu, doch jener wich aus und der Schlag hinterließ eine Delle in der Wand. Mit einem Konter in den Magen trieb der Angegriffene Vegeta zurück.

„Was denkst du eigentlich über mich? Bist du echt der Meinung, das ich billige was mein Vater mit dir treibt?" Vegeta krümmte sich bei dem Schlag zusammen und starrte Thai hasserfüllt an. „Treiben ist das richtige Wort." Er spuckte Blut aus. „So hab ich das nicht gemeint!" „Aber gedacht!" Wieder schlug Vegeta nach Thai und diesmal traf er ihn mit mehreren Schlägen und Thai knallte unsanft mit der Hüfte an seinen Schreibtisch. Akten fielen zu Boden, Blätter und Discs segelten durch den Raum. Ehe er überhaupt reagieren konnte, war Vegeta schon da und er kassierte noch einen Schlag, der ihn auf die Tischplatte beförderte. Noch mehr Dinge fielen zu Boden und gingen zu Bruch. Gerade als Thai in die Höhe kommen wollte, pinnte Vegeta ihn unter sich fest.

„Du bist genau wie dein Vater!" Thai bäumte sich gegen den Griff auf und starrte zu seinem Freund ... Kampfgefährten ... Kamerad ... er wusste gerade kein Wort für das, was sie waren. Und in jenem Moment, als er in Vegetas schwarze Opale blickte die so voll von Zorn waren, erlahmte sein Widerstand, denn es hatte einfach keinen Sinn. „Ich kann doch eh sagen was ich will, Vegeta. Du hörst nur raus, was du hören willst. Mach, räche dich ... schlag mich, ist mir gleich. Aber dann bist du genau wie mein Vater. Du rächst dich am Sohn, weil du es beim Vater nicht kannst!"

Vegeta ließ Thai los, als hätte er sich verbrannt. Was erlaubte sich dieser Bastard?! Er und wie Kadatsch? Das war lächerlich! Einfach lächerlich ... und doch waren Thais Worte für ihn wie eine kalte Dusche. Vergebens versuchte er sie abzustreiten, doch es ging nicht. Thai hatte Recht. Er war gerade auf ihn los gegangen, weil er seine eigene Hilflosigkeit nicht im Griff gehabt hatte. Das war echt jämmerlich. Ein jäher Schmerz in seinem Gesicht ließ ihn nach hinten taumeln. Er sah noch Thais wütenden Blick, dann stolperte er über etwas am Boden und noch bevor er sich versah, war nun er es der auf dem Rücken landete.

Als Vegeta fiel, handelte Thai blitzschnell, beugte sich über den Saiyajin, nagelte dessen Beine mit seinen fest und packte die Handgelenke. Unsanft wurden jene neben Vegetas Kopf auf den Boden gedrückt und mit wachsender Panik registrierte er, das er sich nicht mehr bewegen konnte. Sein Blick schoss nach oben um den wütenden, goldenen Augen von Thai zu begegnen. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er Kadatsch über sich und dieser Bruchteil reichte aus, um in seinem Körper alle Alarmsignale zu zünden.

„Runter von mir!", fauchte er und lehnte sich mit aller Kraft gegen Thais Griff auf, doch dieser blieb unnachgiebig. „Du hast gesagt, was du sagen wolltest. Jetzt bin ich dran Vegeta. Und du wirst mir gefälligst zu hören." „Vergiss es! Runter!" „Halt die Klappe!" Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen hämmerte er Vegetas Handgelenke noch einmal auf den Boden. Vegeta zischte vor Schmerz.

„Du hast mich beschuldigt, der Sohn meines Vaters zu sein. Und du hast Recht. Ich bin der Sohn meines Vaters. Daran kann ich nichts ändern. Das bedeutet aber nicht, das ich genauso handle wie er. Das bedeutet nicht, das ich gut heisse, was er dir angetan hat." Thai schüttelte sacht den Kopf und seine langen goldenen Haare rutschten von seinem Rücken, bildeten auf einer Seite seines Kopfes einen Vorhang. „Ich schäme mich in Grund und Boden, weil ich es die ganze Zeit nicht bemerkt habe. Ich weiß nicht, was du in mir siehst Vegeta, aber für mich bist du ein Kamerad, ein Freund ... jemand mit dem ich gerne mehr Zeit verbringe und der mir viel bedeutet."

„Hör auf mit dem Gefühlsduselscheiß und lass ... mich ... los!" Vegeta begehrte bei jedem Wort mehr gegen den Körper über sich auf und doch war Thai in diesem Moment stärker und unverrückbar. Vegetas Herz hämmerte. Er wollte hier weg. Er hasste diese Position. Er hasste es nichts tun zu können. Er hasste alles was mit Thai und Kadatsch zu tun hatte und ganz besonders hasste er es hilflos zu sein.

Falsch, meldete sich eine kleine Stimme in seinem Kopf. Falsch, falsch, falsch. Er hasste Thai nicht ... er hasste nur, wie er aussah. Warum musste er Kadatsch auch so verdammt ähnlich sehen? Warum? Doch tat er das überhaupt? War nicht der Schwung seiner Lippen gänzlich anders? Seine Stimme? Und auch seine Augen? Sie sahen mit einem gänzlich anderen Ausdruck auf ihn herab, als die von Kadatsch. Stärke, Entschlossenheit, Wut ... aber auch ein unverkennbares Flehen, ein Wunsch lag in diesem Moment darin, den Vegeta nicht deuten konnte. Doch der Blick ließ ihn frösteln.

„Ja, du hast recht. Ich hätte in jenem Moment gerne mehr getan, wäre weiter gegangen." Leichte Verzweiflung begann sich in Thais Blick zu schleichen. „Ich weiß ja selber noch nicht mal warum ... oder wann das angefangen hat. Zu Anfang da war es nur Respekt. Du bist ein unglaublich guter Kämpfer und dir selbst deiner so sicher. Das ist Anziehend. Gleichzeitig bist du stolz und entschlossen, stur, unnachgiebig und ein absoluter Dickkopf." Thais Lippen hoben sich als er an so manche Auseinandersetzung mit Vegeta dachte, in der sie nicht einer Meinung waren und die in der Trainigshalle geendet hatte.

„Und genau deswegen würde ich niemals, niemals etwas gegen deinen Willen tun, oder gar so eine Situation ausnutzen, in der es dir nicht möglich wäre dich zu verteidigen." Thai suchte Vegetas Blick um ihm zu zeigen, das nichts Falsches in seinen Augen lag. Das er jedes Wort meinte, das er sagte. Das er ehrlich mit ihm war.

Als er die schwarzen Opale fand, hatte er das Gefühl in Vegetas brennendem Blick zu ertrinken. Die ganzen Gefühle, welche im Widerspruch mit sich selbst standen, die er in den schwarzen Augen sehen konnte, raubten ihm den Atem. Citrine bohrten sich in Opale und Opale in Citrine. Zwei Augenpaare starrten sich an und versuchten herauszufinden, wie weit Vertrauen reichen konnte.

Vegeta hatte aufgehört sich gegen Thais Griff zu wehren, doch das ließ den Größeren nicht seinen Griff lockern. Er kannte Vegeta zu gut und der Saiyajin würde ihm schneller entwischen als er reagieren konnte, wenn er jetzt nachsichtig wurde. Täuschte er sich oder hatte sich Vegetas Blick verändert? Atmete er nicht deutlich schneller? Auch der Schwung seiner Lippen war nicht mehr wütend zusammen gekniffen ... im Gegenteil, sie waren leicht geöffnet. Thai erschauderte und schluckte.

„Ich weiß nicht, warum das so ist ... aber so viele Dinge an dir ziehen mich an ... und es ist mir einfach unmöglich mich dagegen zu wehren." Seine Stimme war leiser geworden, fast schon ein flüstern. War er Vegeta wirklich schon so nahe gekommen, das er dessen Atem auf seinen Lippen spüren konnte? Wann hatte er angefangen sich zu ihm hinab zu beugen?

„Vegeta ... ich würde dir ... gerne beweisen ... das ich nicht so bin ... wie mein Vater ... wenn du mich lässt?" Er war ihm mittlerweile so Nahe, das sich ihre Lippen fast berührten und immer noch riss ihr Blickkontakt nicht ab. Immer noch machte Vegeta keine Anstalten sich wieder zu wehren. Zwar lag er unter ihm und Thai hielt ihn fest, aber wenn Thai gemerkt hätte, das dem anderen diese Nähe zuwider gewesen wäre ... er hätte sofort von ihm abgelassen. Doch da war nichts, kein Widerstand in den Augen, kein aufbegehren.

Thai wischte die letzten Zweifel bei Seite und überwand die winzige Distanz, welche seine Lippen von denen Vegetas trennten. Weichheit und Wärme empfingen ihn und als er weder Vegetas Zähne spürte, noch Ablehnung in den schwarzen Augen erblicken konnte, wurde er mutiger und der Kuss gewann an Leidenschaft. Die Süße, die er schon einmal geschmeckt hatte, gepaart mit dieser herrlich dominanten Art als Vegeta begann seinen Kuss zu erwidern, lies eine Gänsehaut über seinen Körper fahren. Sein Denken setzte aus, wurde einfach hinweg gefegt und er schloss geniessend die Augen.

Oh Gott, was tat er da?! War er, Vegeta – Prinz der Saiyjains – jetzt vollkommen wahnsinnig geworden? Hatte er überhaupt nichts gelernt, aus den Jahren die hinter ihm lagen? Nicht jeden Fehler teuer bezahlt? Und dennoch ... dennoch wünschte sich ein kleiner Teil von ihm das es da jemanden gab, der es einmal ehrlich mit ihm meinte. Jemanden, bei dem er nicht kämpfen musste, nicht auf der Hut sein musste, nicht ständig mit Verrat rechnen musste.

Und dann trat ausgerechnet Thai in sein Leben! Dieser verfluchte, goldäugige Kerl, der von Anfang an seine Nähe, Kameradschaft – weiß der Himmel was auch immer – bei ihm gesucht hatte. Egal wie abweisend Vegeta auch zu ihm gewesen war, egal wie oft er ihm die kalte Schulter gezeigt hatte ... Thai hatte einfach nicht locker gelassen und nach und nach die Mauer überwunden, welche Vegeta um sich herum errichtet hatte. Mehr noch, er hatte eine Bresche hinein geschlagen und in ihm war dieser zum scheitern verurteilte Wunsch entstanden nicht mehr völlig alleine sein zu wollen. Wieder aller Vernunft, aller Tatsachen und Vorfälle die dagegen sprachen, hatte irgendetwas in Vegeta Thai näher an sich heran gelassen. Und in jenem Moment, als sich ihre Augen ineinander verloren, war auch die letzte Ähnlichkeit mit Kadatsch von Thai abgefallen.

Warum nicht?, hatte Vegeta gedacht. Warum nicht einen einzigen Moment zu lassen? Er hatte es schon einmal getan. Damals war es ihm leichter gefallen, als er aus seine Bewusstlosigkeit aufgewacht war und Thais Hände auf sich gespürt hatte. Doch hier und jetzt, wo es keine Ausreden mehr gab, war es um so vieles schwerer. Dennoch, in diesem Moment wollte er es.

Er spürte Thais Lippen auf seinen. Unsicher, vorsichtig, sanft und erwiderte den Kuss, was Thai dazu ermutigte leidenschaftlicher zu agieren. Es gab nur eine kleine Sache, die Vegeta gerade störte und mit einem Lächeln löste er sich aus Thais griff, packte nun dessen Handgelenke und mit einer schnellen Drehung hatten sie die Plätze getauscht.

„Das gefällt mir so besser." Thai entfuhr erst ein überraschter Laut und für einen Moment dachte er, dass es das nun war, doch dann sah er dieses amüsierte auffunkeln in Vegetas Augen und ... er glaubte seinen eigenen kaum ... auf Vegetas Lippen lag ein Lächeln und was dieses mit dem Gesicht des Saiyajins anstellte, raubte Thai jeden verbliebenen, klaren Gedanken.

„Ich hab gehört was du gesagt hast." Vegeta beugte sich ein Stück nach vorne und sein Schweif richtetet sich verspielt hinter ihm auf, pendelte hin und her. „Und obwohl ich nicht begreife warum ich es tue, glaube ich dir." Thai hielt den Atme an, als Vegetas Gesicht näher kam. „Ich verstehe es nicht, aber ich weiß das ich es will." Damit senkten sich Vegetas Lippen auf die von Thai und wo der Kuss des Goldhaarigen vorsichtig und sacht gewesen war, war der von Vegeta stürmisch und besitzergreifend. Er meinte was er sagte, jetzt, hier. In diesem Augenblick wo alle Zügel gelöst waren, wollte er Thai haben, mehr als alles andere.

Die Tür zu Thais Büro glitt auf. Sekundenbruchteile herrschte Stille, dann erschütterte ein von Hass zerfressener Schrei den Raum und ehe sie realisieren konnten, was geschah wurde Vegeta von Thai herunter geschleudert, landetet auf Thais Schreibtisch und sah nur noch wie Kadatsch Faust auf sein Gesicht zu schnellte. „Du verfluchte, kleine Made!" Der Schlag raubte Vegeta fast das Bewusstsein und er spürte, wie der Tisch unter ihm zu Bruch ging, fühlte wie sich Metallfragmente schmerzhaft in seinen Rücken, seine Schultern, Arme und Beine bohrten, als Kadatsch ihn sprichwörtlich in den Boden rammte.

„Wie kannst du es wagen, dich an meinem Sohn zu vergreifen?!" Bei jedem Wort traf ein weiterer Faustschlag Vegetas Körper und nur undeutlich drangen die Worte an sein Ohr. „Du Bastard!" „Vater!" „Du Nichts!" „Vater hör auf!" „Ich bring dich um!" „Vater du sollst aufhören!" Thai packte Kadatsch und zog ihn von Vegeta weg.

Der Kommandant wurde zu seinem Sohn umgedreht und der Hass in seinen Augen wurde zu Zorn und Wut, als er Thais Griff abschüttelte. „Lass mich Sohn! Jetzt ist er zu weit gegangen. Ich werde dafür Sorgen, das er dich nie wieder anfasst!" Schon wollte er sich wieder Vegeta zu wenden, doch Thai trat zwischen seinen Vater und den Saiyajin. Kadatschs Brauen zogen sich zusammen und sein goldener Blick wurde Dunkel. „Was soll das Sohn? Geh mir sofort aus dem Weg." „Nicht bevor du mir zugehört hast." „Da gibt es nichts zum zuhören. Wer sich an dir vergreift ist tot."

„Genau das ist es doch." Thai bemühte sich um einen ruhigen Tonfall und eine neutrale Stimme. Am liebsten hätte er sich zu Vegeta umgedreht um zu sehen, wie schwer er verletzt war, aber er hatte Angst, dass wenn er seinen Vater nun auch nur einen Moment aus den Augen ließ, er wieder in seine Raserei verfallen würde. Einmal nur, einmal hatte Thai bisher erlebt, dass sein Vater so ausgerastet war. Und dies war auch eine Situation gewesen in der Thai verletzt worden war.

„Vater, hör mir bitte zu. Vegeta hat mir nichts getan. Es ist alles in Ordnung. Er hat mich nicht verletzt und es ist auch nichts passiert." Kadatsch knurrte seinen Sohn an. „Lüg mich nicht an Thai! Ich habe gesehen, was ich gesehen habe. Und genau das war es, wovor ich dich gewarnt habe. Deswegen habe ich dir verboten dich in seiner Nähe aufzuhalten. Aber du hast mir nicht gehorcht!"

„Vater", versuchte Thai abermals mit ruhigem Ton seinen Vater zu beschwichtigen. „Das was du gesehen hast war einvernehmlich. Einige Momente zuvor waren unsere Positionen noch vertauscht. Vegeta hat mich zu nichts gezwungen. Es war meine Entscheidung." Kadatschs Gesichtszüge entgleisten für einen Moment, dann packte er seinen Sohn an den Schultern und knallte ihn an die Wand.

„Was zur Hölle willst du mir damit sagen?" Entschlossen erwiderte Thai den wütenden Blick seines Vaters. „Genau das, was ich gesagt habe. Ich habe Vegetas Nähe gesucht und der erste Kuss ist von mir ausgegangen. Und jetzt Vater, lass mich bitte los." Kadatsch knallte seinen Sohn noch einmal an die Wand. „Bist du des Wahnsinns?! Hast du mir nicht zugehört?! Hast du nicht verstanden, was wir ihm und seiner Familie zu verdanken haben? Sie haben deinen Bruder und deine Mutter geschändet, unser ganzes Volk vernichtet! Und du ... lässt dich mit ihnen ein?!"

Thai atmete tief ein und löste mit einem enormen Kraftaufwand die Hände seines Vaters von seinen Schultern. „Ich sehe das anders Vater. Ja, ihr Volk mag das getan haben, doch wir tun im Moment nichts anderes als sie. Es wäre Heuchelei die Saiyajins für etwas zu bestrafen, was wir selber tun. Und das selbe gilt auch für Vegeta und dich. Du verachtest Vegetas Vater für das, was er meinem Bruder angetan hat, tust Vegeta aber das selbe an." Thais goldenen Augen wurden zu kalten Citrinen. „Das hört jetzt auf Vater. Das werde ich nicht mehr länger zulassen."

Kadatsch schnaubte und sah mit einem verachtenden Blick auf seinen Sohn hinab. „Du weißt nicht was du da sagst." Thai ließ sich nicht provozieren. „Doch, das weiß ich. Ich verstehe deine Gefühle und ich wage nicht sie zu beurteilen. Was Vegetas Vater getan hat, war grausam und falsch. Aber auch das was du tust ist grausam und falsch. Du hast dich in deiner Rache verloren, bist zu genau solch einer Person geworden, wie jene, welcher du so viel Hass entgegen bringst."

Kadatsch holte tief Luft. Ihn überkam der Wunsch seinen Sohn zu schlagen. Wie konnte er sich anmassen so mit ihm zu reden? Ihm, seinem Vater? Dem Wesen, das ihn groß gezogen hatte, das ihn immer beschützt hatte. Verstand Thai denn nicht, dass er auch jetzt nichts anderes tat? Das er ihn vor diesem Saiyajin beschützen wollte? Wenn man sich mit dieser Rasse einließ, kam nur Tod, Zerstörung und Leid dabei heraus. Und egal was er dafür tun musste, er würde nicht zulassen das die Saiyajins ihn auch noch seinen letzten Sohn kosteten.

Sekunden lang maß er Thais entschlossenen und ernsten Gesichtsausdruck, dann blickte er zu Vegeta zurück, wieder zu seinem Sohn. Nein, er würde Thai nicht verlieren. Blitzschnell wirbelte er herum und ließ seine Faust auf Vegetas Kopf nieder fahren. Thai reagierte ebenso schnell. Er kannte seinen Vater nur zu gut und hatte befürchtet, dass seine Worte nicht auf fruchtbaren Boden fallen würden. Also hatte er sich sprungbereit gemacht und packte das Handgelenk seines Vaters, bevor er Vegeta den Kopf einschlagen konnte.

Die goldenen Raubvogelaugen verbissen sich ineinander, doch keiner von ihnen gab nach. „Geh zur Seite." „Nein." „Geht zur Seite!" „Nein." „Sohn, zum letzten Mal ... geh ... zur ... Seite." „Nein. Ich lasse nicht zu das du ihn tötest." Thai war es nun endgültig leid. Wenn sein Vater es nicht anders begreifen wollte, dann musste er jetzt klare Worte finden. „Er bedeutet mir zu viel. Wenn du ihn umbringen willst, dann musst du erst an mir vorbei. Und ich werde stehen bleiben. Wenn dies der einzige Weg ist dich davon zu überzeugen, das du falsch handelst, dann werde ich stehen bleiben."

Kadatsch knurrte seinen Sohn an. Hass trat in seine Augen als er ihn musterte. „Du begehst einen Fehler mein Sohn. Du stellst dich auf die falsche Seite." „Ich stehe genau richtig Vater. Hier, zwischen dir und ihm. Seiten gibt es nicht. Und ich werde verhindern, das du dich selbst zerstörst. Dieser Hass muss aufhören." Kadatsch riss sich nun von seinem Sohn los und richtetet sich zu seiner vollen Größe auf. „Du weißt nicht was du sagst." „Mag sein, es ändert aber nichts an der Position, wo ich stehe."

Der Ältere der beiden schnaubte. So kam er nicht weiter. Sein Sohn verstand es einfach nicht, war schon viel zu sehr im intriganten Netz dieses Saiyajins gefangen, als das er noch klar denken konnte. Mit Sicherheit hatte diese kleine Hure das alles geplant. Erst Thai auf seine Seite ziehen, damit er ihn als Schutzschild gegen ihn, Kadatsch, nutzen konnte. Er musste seinen Sohn unbedingt aus den Fängen dieses Saiyajins befreien. Doch das würde er nicht hier schaffen.

„Nun gut", presste er hervor. „Ich lasse es dabei bewenden, für jetzt. Aber ich sage es dir noch mal Thai: Halte dich von ihm fern, es wird nichts Gutes dabei raus kommen, wenn du in seiner Nähe bleibst." Thai lächelte nur matt und sah seinem hasserfüllten Vater zu, wie er sich abwand und das Büro verließ. Erst dann wagte er wieder normal zu atmen und drehte sich zu Vegeta um.

Jener hatte sich auf die Seite aufgerichtet und bemühte sich gerade auf die Beine zu kommen. Als Thais Blick auf Vegetas Rücken fiel, zog er scharf die Luft ein. So viele Metallsplitter und Stücke hatten sich in dessen komplette Rückseite gebohrt, das sich seine Uniform rötlich verfärbt hatte. Sein Gesicht sah auch nicht besser aus. Lippen, Wange und Brauen waren aufgeplatzt, seine Nase blutet, war vielleicht sogar gebrochen und seine Hand tastet nach einem größeren Metallstück, welches in seiner Schulter steckte.

Thai beugte sich zu ihm herunter. „Lass mich dir helfen." „Fass mich nicht an!", fauchte der Saiyajin und Thai wich zurück. Er konnte nachvollziehen warum Vegeta so reagierte, doch es tat weh und er hätte ihm nur zu gern geholfen. Doch Hilfe anzunehmen war noch nie Vegetas Stärke gewesen. So musste Thai zusehen, wie sich der Saiyajin das Metallstück selber aus der Schulter zog, es kurz gedankenverloren musterte, ehe er sich aufrappelte.

„Soll ich dich zur Krankenstadtion bringen?" „Nein." „Sicher?" Vegetas Augen funkelten gefährlich als er Thai ansah. „Ich brauch keine Hilfe." Thai machte einen Schritt zurück um zu zeigen das er verstanden hatte. Sah zu, wie Vegeta sich aus seinem Büro schleppte und wie sich die Türe hinter ihm schloss.

Als Thai ihn nicht mehr sehen konnte, lehnte Vegeta sich mit der weniger verletzten Schulter an die Wand. Er hatte schon wieder verloren. Schon wieder war es Kadatsch gelungen ihn zu schlagen und zu erniedrigen. Er hatte ihn nicht kommen sehen. Hatte weder seine Aura gespürt, noch mitbekommen, das er in den Raum getreten war. So sehr hatte er den Kuss genossen, so sicher hatte er sich in diesem Moment gefühlt. Er war ein Narr gewesen. Ein dummer, dummer Narr.

Vegetas Hand wanderte an seine Stirn und in seine Haare, verkrampfte sich darin. Wie hatte er auch nur für einen Moment seine Wachsamkeit vernachlässigen können? Wie hatte er so unvorsichtig werden können? Die Antwort war so einfach und banal und doch so kompliziert. Thai. Thai war Gift für ihn. Jedes mal, wenn er in seiner Nähe war, genoss er die Zeit ... wurde unvorsichtig, unaufmerksam. Er konnte sich das nicht leisten, wenn er am Leben bleiben wollte.

Am Leben bleiben. Er lachte bitter auf, als er langsam seinen Weg fortsetzte. Leben. Diese Situation hatte alles nur noch schlimmer gemacht. Wenn Kadatsch ihn vorher schon für jede Kleinigkeit bestraft hatte, würde sich dieses sogenannte Leben nun endgültig in einen Alptraum verwandeln. Er wollte gar nicht daran denken. Und das Mitleid in Thais Augen hatte ihm den Rest gegeben. Mitleid ... er! Irgendwie lag gerade alles in Trümmern vor ihm, ein bodenloser Abgrund, vor dem er nicht zurück weichen konnte.

Vielleicht war eine Flucht doch nicht die schlechteste Option. Allein das er schon darüber nachdachte, dem letzten Rest Stolz den er noch besaß, mit einer Flucht zu entsagen, zeigte ihm wie weit er doch gesunken war. Von dem einstmal so stolzen Saiyajinprinzen war nicht mehr viel zurück geblieben, wenn er schon an Flucht dachte um sein Leben zu retten.

Seine letzten Gedanken, bevor er zusammen brach, galten seinem nächsten Treffen mit Kadatsch. Es würde die Hölle werden ... und er sollte Recht behalten.

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