Kapitel 6: ich hatte es ihm nicht geglaubt

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Als ich am nächsten morgen mal wieder in richtiger drecksstimmung, im Frühstückstafel ankam, waren das erste was ich sah Bonnies Augen. Eines Braun, eines blau und obwohl wir uns schon öfter in die Augen geblickt hatten, war das ein besonderer Moment.

„Hey Lila!",rief Mellis Stimme. Sie winkte mich zu sich. Ich ging auf sie zu und setzte mich zu ihr. Ich brummte irgendwas unverständliches. „Dir auch einen guten Morgen",antwortete Tristan, Mellis Freund, der auch an unserem Tisch saß. „Scheinst ja wieder die Sonne höchstpersönlich zu sein, was?",meinte meine andere beste Freundin Lia. Melli und Tristan begannen zu lachen, doch ich verdrehte nur die Augen.

Ich war ein Morgenmuffel, ganz einfach. Melli , Lia und Tristan hatten sich daran gewöhnt. Je später  am Tag, desto besser meine Stimmung.

Ich aß heute morgen nichts. Hatte einfach keinen Hunger, aber natürlich nahm ich mir einen kleinen Snack mit, falls ich doch  noch Hunger bekam. Schließlich litt ich unter noch schlechterer Stimmung, wenn ich hungrig war. #hangry und so.

Ich setzte mich auf meinen Platz neben Bonnie. „Morgen",grummelte ich. Sie grinste mich an:„Morgen! Wow, richtig energetisch siehst du aus!",meinte sie nur. „Wie auch immer. Hatten wir was in englisch auf?",fragte ich. Bonnie nickte und deutete auf die Hausaufgabentafel. „Hast du das auch nicht?",fragte sie. Ich nickte. Sie schlug vor, jemanden in der 20 Minutenpause  nach den Hausaufgaben zu fragen um abzuschreiben und ich stimmte ihr zu.

Also ging ich in der Pause zum klassenstreber Luis herüber und fragte ihn mit einem gekonnten Augenaufschlag  nach der englisch Hausaufgabe.(Nur um das mal klarzustellen: Eigentlich liebe  ich englisch!) Jeder wusste, dass Luis seit der fünften auf mich stand, also war es ein leichtes, ihn rumzukriegen. Okay, vllt nicht der ehrenvollste move, aber naja...für das Allgemeinwohl! Schließlich würde niemand es aushalten wenn Frau Metzger  uns wieder eine Predigt über die Arbeitsmoral in dieser Klasse halten würde. In denglisch (ja, ich meinte wirklich denglisch Leute. Kein Tippfehler). Aaaaah!

Also holte Luis' Heft aus seinem Fach und ging zu Bonnies und meinem Tisch zurück. Ich schenkte ihr mein schönstes Lächeln und sie grinste mich zufrieden an. Ich hielt ihr das Heft hin, doch als sie es greifen wollte, zog ich es blitzschnell weg. Sie verdrehte lachend die Augen und versuchte es nochmal. Wieder erfolglos. Nach ein paar weiteren Versuchen verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Her. Mit. Dem. Heft!" Ich legte es ihr lachend hin und sie schlug die entsprechende Seite auf und wir schrieben die Hausaufgaben ab.

Das hört sich jetzt vielleicht an wie das Zeitfenster einer halben Stunde, aber tatsächlich dauerte es nur drei Minuten und so wurden wir genau zur rechten Zeit fertig. Frau Metzger kam gerade herein, als ich Luis sein Heft zurückgab. Leider konnte ich die Klasse nicht vor einer Predigt bewahren, denn jonas hatte seine Hausaufgaben natürlich vergessen. Wie immer.

Er war schon länger, nicht wirklich gut in der Schule. Und respektvoll gegenüber dem Lehrern verhielt er sich erst recht nicht. Bevor wir zusammen waren, habe ich mir riesige Sorgen um ihn gemacht und jeden Tag geglaubt, er würde von der Schule fliegen, doch er schaffte es immer irgendwie, durchzuhalten. Als wir dann zusammen gekommen sind, hatte er mir von seinen familiären problemen erzählt. Sein Vater war früh gestorben und seine mutter kam mit den vier Kindern nicht zurecht. Sie schlug sie. Ich hatte jonas geraten, zur Polizei zu gehen, doch er tat es einfach nicht. Ich hatte es noch nie verstanden, doch ich konnte ihn nicht dazu zwingen. Er hatte öfter bei mir geschlafen als bei sich selbst. Doch nach einiger Zeit schlief er wieder öfter zuhaus. Er hatte mir erzählt, dass seie mum zur Psychotherapie ging und es angeblich super half. Ich hatte es ihm nicht geglaubt.

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