Die Tür wurde von einem zierlichen Dienstmädchen geöffnet, das mich in ein geräumiges Esszimmer führte. Das Zimmer war mit einem roten Teppich ausgelegt und eine lange Tafel stand in der Mitte, die aber nur für drei Personen eingedeckt war. Daneben stand ein großer dunkelhaariger Mann und ein Junge der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten wirkte. Das mussten Michael und Thomas sein. Die beiden trugen elegante Anzüge ohne Krawatte und musterten mich überrascht. Sie hatten sich mich wohl anders vorgestellt. >> Willkommen, es ist schön dich einmal kennen zu lernen. << , sagte Mr. Freeman und schüttelte meine Hand, sein Sohn tat es ihm gleich. >> Die Freude ist ganz auf meiner Seite.<<, erwiderte ich betont sarkastisch.
Die Freemans und ich setzten uns an den Tisch. Das Mädchen, das mich vorhin hereingelassen hatten, servierte uns den ersten Gang, eine Lachscremesuppe. >> Wie ich hörte bist du erst gestern angekommen, wie gefällt dir London bis jetzt? << , Mr. Freeman sprach mit einem leichten amerikanischen Akzent, der verrat das er kein gebürtiger Engländer war. >> Nein, sie haben da etwas missverstanden. Mein Flugzeug kam erst heute im Morgengrauen an, doch das was ich bis jetzt gesehen habe ist schön.<< das war nicht einmal gelogen, ich mochte London wirklich diese Stadt hatte einen ganz besonderen Charme. >> Tut mir Leid, Natalia, da war ich wohl falsch informiert. <<
Ich antwortete ihm nicht, sondern löffelte still meine Suppe. Ich verzog das Gesicht, Fisch hatte mir noch nie geschmeckt.
>> Ich freue mich übrigens das du, wenn die Schule beginnt in meiner Klasse sein wirst.<< , überrascht schaute ich in Thomas' braune Augen, er hatte bis jetzt noch kein einziges Wort gesagt. >> Äh, ja ich auch << ich hätte mir am liebsten für diese geistreiche Antwort eine reingehauen. >> Wir könnten uns vor der Schule doch noch einmal treffen um uns besser kennenzulernen<< Moment, versuchte Thomas mich gerade zu einem Date einzuladen? Mr. Freemans' Sohn sah zwar nicht schlecht aus, war mir aber auch nicht wirklich sympathisch. Doch ich wollte auch nicht unhöflich sein, irgendetwas sagte mir dass diese Leute sehr schnell beleidigt waren. >> Gerne, du kannst mich ja mal anrufen<< >> Das ist eine großartige Idee.<< , meinte Mr. Freeman. Thomas wollte noch etwas erwidern, doch da kam auch schon der Hauptgang.
>> Dein Vater sagte, du wolltest später einmal Jura studieren, genau wie er. << das sollte offensichtlich der Anfang eines Gesprächs sein, aber es stimmte nicht. Ich wollte nicht Jura studieren. >> Da haben sie sich wahrscheinlich verhört. Ich habe vor, nach der Schule Medizin zu studieren, obwohl das nicht dem Wunsch meines Vaters entspricht. << Thomas' Vater fühlte sich anscheinend nicht mehr ganz so wohl in seiner Haut, während Thomas mich gerade ungeniert anschaute. Nicht in mein Gesicht oder gar in meine Augen, sondern auf mein Dekoltee. So ein Arsch.
Es herrschte eine peinliche Stille. Der Nachtisch wurde auf den Tisch gestellt, was definitiv das Beste des ganzen Abends war.
Nachdem jeder den zuckersüßen Nachtisch gegessen hatte, erhob ich mich und sagte höflich das ich nun gehen müsse. Die Freemans verabschiedeten sich und Thomas begleitete mich noch zur Tür. Als ich schon aus der Tür treten wollte, drückte mir Thomas noch einen feuchten Kuss auf die Wange und murmelte: >> Gute Nacht.<< Unauffällig wischt ich über meine Wange.
Ohne noch ein Wort zu sagen ging ich hinaus in die Dunkelheit, während sich die Tür hinter mir schloss. Das Auto war nicht mehr da. Ich hätte Richard anrufen können, dass er mich nach Hause fährt, doch ich wollte noch nicht zurück. Hellwach streifte ich durch die Straßen Londons in Richtung Themse. Gedämpft hörte ich die Musik, die aus einem Nachtclub kam. Ein kühler Wind kam auf. Ich hatte meine Jacke in meinem Zimmer liegen lassen. Für Ende Juli war es erstaunlich frisch. Ich stützte mich am Geländer ab und sah auf den dunklen Fluss.
Ich war so in meinen Gedanken vertieft, dass ich erst merkte das jemand hinter mich getreten war, als er etwas sagte. >> Was macht den eine so schöne junge Frau alleine hier. << es war eine Feststellung und keine Frage. Ich zuckte zusammen und fuhr herum. Ein muskulöser Mann stand so nah bei mir, dass ich seinen stinkenden Atem in meinem Gesicht spürte. Ich wollte wegrennen, als er meine zitternden Schultern packte und er plötzlich violette Schatten unter seinen Augen bekam. Seine Arme verwandelten sich in Klauen, und seine Zähne war nun rasiermesserscharfe Nadeln. >> Vampir<< schoss es mir durch den Kopf, bevor er seine Zähne in meiner Hauptschlagader versenkte. Ein stechender Schmerz durchzog meinen Hals. Ich versuchte diese Kreatur von mir wegzudrücken, doch der Vampir hielt mich nur noch fester. Ich spürte förmlich wie meine Kräfte schwanden umso mehr Blut mir genommen wurde. Noch nie in meinem Leben hatte ich so viel Angst, wie in diesem Augenblick.
Doch wie durch ein Wunder ließ er mich plötzlich los und verschwand in eine Seitenstraße. Ich konnte mich, geschwächt vom Blutverlust, nicht mehr länger auf den Beinen halte und fiel auf das Kopfsteinpflaster. Ich versuchte mich aufzurappeln, doch ich war so erschöpft das ich nicht mal mehr den Kopf heben konnte, als ich Schritte hörte.
Ty p.o.v.
Ich wanderte an der Themse entlang durch die sternenklare Nacht. Meine Augen, die besonders gut bei Dunkelheit funktionierten, waren hinter einer tiefschwarzen Sonnenbrille versteckt, sodass kein Mensch sah was ich wirklich war. Plötzlich hörte ich einen Schrei hinter mir. Blitzschnell drehte ich mich um und sah etwa fünfzig Meter entfernt zwei Gestalten stehen.
Ein muskulöser Mann berührte mit seinen Lippen den Hals einer jungen Frau, als ob er sie küssen würde. Das wäre auch kein Problem gewesen, wenn der Mann nicht offensichtlich ein Vampir gewesen wäre.
Ohne zu zögern rannte ich so schnell wie ich konnte auf sie zu. Der Vampir erkannte was ich war und flüchtete in eine Seitenstraße. Das Mädchen konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten und fiel auf das Kopfsteinpflaster. Ich verfolgte den Vampir nicht länger, sondern kniete mich neben das Mädchen.
Sie war ungefähr so alt wie ich und ihre kurzen, weißblonden Haare die wirr vom Kopf abstanden leuchteten wie Schnee auf dem dunklen Boden. Ihr dunkelviolettes Partykleid war bis zur Hälfte ihrer blassen Oberschenkel hochgerutscht. Ihre wunderschönen eisblauen Augen waren starr zum nächtlichen Himmel gerichtet. An ihrem Hals lief rubinrotes Blut hinab. Schnell presste ich meine Finger auf die Wunde, um zu verhindern dass sie verblutete. Was sollte ich tun ? Ich konnte sie doch nicht einfach hier liegen lassen und ein Krankenwagen würde zu lange brauchen. Die einzige Möglichkeit war sie zum Hauptquartier der Mentalis zu bringen. Aber sie war ein gewöhnlich Mensch, was würden die Anführer des Clans reagieren, wenn ich einen Mensch anschleppte. Ich konnte aber auch nicht zulassen, dass sie hier verblutete. Entschlossen hob ich das bleiche Mädchen hoch. Sie wehrte sich nicht, ein Zeichen dafür wie schwach sie war.
Ich nahm den U-bahn Zugang bei Westminster, und lief den Tunnel entlang. Von dort ging ein weiter Tunnel ab der schon seit Jahren nicht mehr benutzt wurde. Unter London gab es viele unbenutzte U-bahn Tunnel. In diesen lag das Hauptquartier der Mentalis. Ich warf einen besorgten Blick auf das Mädchen und überprüft ob sie noch atmete.
Endlich erreichte ich die schwere Metalltür, die ich mühsam aufstieß. Dahinter waren keine Gleise mehr, sondern der Boden war mit alten Dielen belegt. Ich schrie so laut ich konnte nach Charlotte, die ihr sicher helfen konnte.
Charlotte war eine kleine Freu mit feuerroten Haaren, die besorgt auf mich zugelaufen war. >> Hilf ihr, bitte<< wisperte ich.
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Worldrambler
FantasíaDie 17- jährige Natalia zieht nach London um. Sie hat einen reichen Vater den sie über alles hasst. Plötzlich trifft sie übernatürliche Wesen und ist bald in einen Kampf um Liebe, Macht und Freundschaft verstrickt.