8. War

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>> Ist schon okay, du kannst jetzt gehen. Ach übrigens, du solltest mal in den Aufenthaltsraum gehen. Dein Freund Tyler Grey nervt mich schon den ganzen Morgen, dass ich es dir sagen soll wenn du kommst.<< Charlotte vergrub das Gesicht in ihren Händen und murmelte noch eine kurze Wegbeschreibung. Ich verließ leise den Raum und bog rechts ab. Die zweite Tür links sollte der Aufenthaltsraum sein.

Als ich den erstaunlich großen Raum betrat drehten sich alle Köpfe in meine Richtung. Etwa zehn Mentalis lümmelten entweder auf einer Couch oder saßen an einem Tisch und spielten Schach. Doch die Schachfiguren bewegten sich von selbst und die Chipstüte hing neben der Couch einfach mitten in der Luft. Ich erinnerte mich an Tys' Worte. Wir können mithilfe unserer Gedanken Gegenstände verschieben oder miteinander kommunizieren. Bis jetzt hatte ich diese Fähigkeit irgendwie verdrängt.

Rechts außen auf der Couch saß Ty Und lächelte mich an. Ich straffte den Rücken und lief auf ihn zu, vollen Bewusstseins das jeder mich in diesem Moment anstarrte. Ty rutschte nach links und ich setzte mich neben ihn. >> Hi <<, begrüßte er mich.

In diesem Moment ging der große Flatscreen vor dem Sofa an und sofort heftete jeder Mentalis seinen Blick drauf. Was jetzt aber dort zu sehen war, war kein Film oder eine Fernsehserie. Ich sah dunkelrotes Graß und eine steinerne Stadtmauer. Davor standen fünfzig Männer und Frauen in schwarzer Kleidung aus Leder sie alle trugen Eisenschwerter oder Pfeil und Bogen. Sie hatten Katzenaugen. Das mussten Mentalis vor der Stadt Midnight sein. War das etwa live?

Auf der anderen Seite standen große Gestalten in schneeweißen Gewändern und goldenen Locken. Das waren Engel, schoss es mir durch den Kopf. Die Engel setzten sich in Bewegung, und auch die Mentalis rannten los.

In der Mitte trafen sich beide Parteien und es entwickelte sich ein blutiger Kampf.  Die Mentalis kämpften nicht nur mit ihren Waffen, sondern warfen den Engeln mithilfe Telekinese Felsbrocken an den Kopf. Doch die Engel waren widerstandsfähig. Bis jetzt blutete kein Einziger von ihnen.

Die Engel trugen silberne Lanzen, mit denen sie versuchten die Mentalis zu durchbohren. Schlagartig gelang es auch einem besonders großen Engel mit schwarzen Augen. Das Opfer war eine junge Frau mit blau gefärbten Sidecut. Einen Moment versuchte sie noch einen Pfeil abzuschießen, bevor sie leblos zusammen brach. Aus der Verletzung an ihrer Hüfte schoss ein grüner Lichtstrahl hervor und schrieb die Worte Grace Young in die Luft. Das musste ihr Name sein.

Minuten später färbten verschiedenfarbige Namenszüge  den Himmel bunt. Die Mentalis hatten keine Chance. Das hier war ein Massaker. Ich konnte es nicht länger mit ansehen und stürmte fluchtartig hinaus aus den Gang.

Wie konnten sich die Mentalis nur anschauen wie ihre eigenen Freunde und Familie abgeschlachtet wurden? Das war doch krank. Ich musste hier weg. Meine Beine bewegten sich wackelig vorwärts. Immer weiter, einfach den Gang entlang. Ich schaute mich kein einziges Mal um und nahm nichts mehr war, außer das Hallen meiner Schritte.

Wie aus heiterem Himmel nahm jemand meine Hand und hielt mich davon ab weiterzulaufen. Ich versuchte mich loszureißen, doch Ty umfasste meine Schultern nur noch fester. >> Was ist los ,Lia? << Ich hörte nicht auf mich zu wehren. >> Hey, schau mich an und rede mit mir. << flüstere Ty. >> Bleib weg von mir du gefühlskalter Macho! << schrie ich.

Plötzlich ließ er mich los und ich trat einen Schritt zurück und wandte mich von ihm ab. >> Was hab ich falsch gemacht? Erklär es mir, denn ich weiß es wirklich nicht.<<, er hörte sich verzweifelt an.

Ich atmete einmal tief durch. >> Du und deine Freunde sitzen einfach so da, während euer eigenes Volk abgemetzelt wird. Ihr sitzt da, als würde How I met your mother laufen. Besitzt ihr denn überhaupt keine Gefühle? <<

>> Es tut mir leid, wenn dir die ganze Sache Angst einjagt, aber seit dieser schier endlose Krieg begonnen hatte werden wir dazu erzogen den Tod als eine Notwendigkeit anzunehmen. Außerdem tun wir uns diese Live-Übertragungen nur an um zu erfahren wer von unseren Leuten noch am Leben ist. Diese Ungewissheit wäre für die meisten von und tausendmal schlimmer. Und auch ich habe Familie und Freunde in Elba. Wenn du das nicht verstehst ... << Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment drehte ich mich um und umarmte Ty. Wie dämlich war ich eigentlich? Statt einfach nachzufragen, beleidigte ich Dinge die ich nicht verstand. Das war so typisch für mich, ich stieß Leute die mir etwas bedeuteten ständig vor den Kopf.

Einen Moment war Ty überrauscht, doch dann schlang er seine Arme um mich. Er roch nach Lavendel und frisch gemähtem Graß, wie auch immer das in einer Großstadt wie dieser möglich war. In seinen Armen fühlte ich mich geborgen.

Wir standen schon eine halbe Ewigkeit einfach so da, bis ich mich irgendwann von ihm löste. >> Ist alles wieder gut? << fragte mich Ty vorsichtig. >> Ja, alles gut << erwiderte ich beinahe schon schüchtern. >> Dann komm mit ich möchte dir mal mein Zimmer zeigen. << schweigend folgte ich ihm immer tiefer hinein in dieses Labyrinth aus Gängen. Vor einer mit Farbklecksen bespritzten Tür hielten wir schließlich und Ty und ich betraten sein Zimmer.

Es war ein heller Raum mit einer ehemals weißen Wand, die jetzt aber mit verschlungenen Mustern übersäht war. Es herrschte in seinem Zimmer, das ich geordnetes Chaos nannte. Auf dem Boden standen Farbtuben herum und an den Wänden lehnten unzählige Gemälde. In einer Ecke stand ein Stativ und ein kleiner Tisch auf dem eine Farbpalette lag. In der Mitte befand sich ein großes Bett mit pechschwarzen Laken.

>> Hast du die Alle gemalt ?<< fragte ich interessiert und deutete auf die Bilder. Ty nickte. >> Die sind wunderschön. Was ist das für eine Stadt ? << Ich zeigte auf eins der vorderen Bilder, das eine mittelgroße Stadt mit schwarz glitzernden Häusern und verwinkelten Gassen zeigte, wie sie oft in Italien zu finden waren.

>> Das ist Midnight. Ich hab sie nach den Erzählungen meines Vaters gemalt.<< sein Blick fiel auf eine Digitaluhr auf einem Nachttisch neben seinem Bett. >> Oh Gott, es ist schon spät. Du musst leider gehen, meine Mutter veranstaltet heute so eine Art Familienessen. << er kramte ein Blatt Papier heraus und kritzelte mit einem Stift darauf herum. >> Ich kann dich leider nicht begleiten, deswegen nimm das. << er reichte mir das Blatt auf dem eine erstaunlich genaue, provisorische Karte aufgezeichnet war. In einer Ecke stand seine Handynummer. >> Okay bis dann, ich ruf dich morgen an.<< sagte ich.

Ty lächelte verschmitzt >> Auf Wiedersehen, Lia <<

Auf dem Weg nach Hause speicherte ich seine Nummer in meinem Handy ab. Es war erstaunlich viel Zeit vergangen, als ich in Charlottes Büro versucht hatte mir dieses Schwert vorzustellen. Inzwischen war die Sonne schon untergegangen. In den letzten Tagen war ich oft erst nach Hause gegangen als es schon dunkel war, überlegte ich.


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Hallo Leute,

ich bin eigentlich kein großer Fan von solchem Gelaber des Autors unter dem Kapitel, aber ich denke es wird Zeit das ich sowas auchmal mache xD.

Also ich freue mich, dass inzwischen fast hundert Leute diese Story hier antun. Hätte ich niemals gedacht :) Die Geschichte wird nicht sehr lang werden, aber es kommen mindestens noch 5 Teile.


Love,

b

WorldramblerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt