Wir hatten gerade Hauswirtschaft und selbst in diesem Fach war Gakushu, oder wie ich ihn früher immer genannt hatte; Kushi (Bitte mit langem U sprechen, aber die Betonung auf dem I ;-)), unschlagbar. Es war die letzte Stunde für heute.

"Asani" rief mein Bruder nach mir.

Ja auch er nannte mich bei meinem Nachnamen, nur in abgewandelter Form. So machten das alle. Früher hatte er mich immer liebevoll Tsuki genannt. Eine Abkürzung für meinen Namen Tsukinokage war, was übersetzt Mondschatten bedeutet. Der Name entstand, weil ich in einer Mondnacht geboren wurde, in der der Mond ganz nah an der Erde war und er bei meiner Geburt ins Zimmer, direkt auf meine Mutter und mich schien. Damals hatte sie meinen Namen ausgesucht und nicht mein Vater. sonst hätte ich wahrscheinlich Gakusei geheißen. An sich hört er sich nicht so schlimm an, bis auf seine Bedeutung. Es bedeutet nämlich Student. Naja, besser als der Name meines Bruders, der übersetzt Lernen bedeutet.

Ich bin froh, dass mein Vater meinen Namen nicht ausgesucht hat, sondern meine Mutter. Jedes mal, wenn ich nach oben in den Himmel schaue und den Mond sehe, muss ich an sie denken. Ich glaube, dass sie dort oben sitzt und auf mich herabblickt. Doch inzwischen macht mir dieser Mond auch ein wenig Angst. Schließlich wurde er zerstört und das kann ja nur eine Bedeutung haben, wenn ich schon so heiße? Wahrscheinlich bin ich so schlimm, das meine Mutter so traurig und enttäuscht von mir war, dass ihre Tränen den Mond zum Teil zerstört haben. Ich weiß, das klingt abwegig, aber anders kann ich mir das nicht erklären.

"Asani! Kommst du jetzt endlich!?"

Oh, über die Gedanken habe ich ganz meinen wartenden Bruder vergessen. Beschämt senke ich den Kopf.

"Ja, ich komme schon. Tut mir leid."

Sage ich und trotte hinter ihm her ins Auto.

Beim Auto angekommen, sehe ich, dass mein Vater schon drin sitzt. Oh, das wird Ärger geben, weil wir zu spät sind.

Als wir die Autotüren öffneten, hörten wir ihn schon sprechen. Er schrie nicht herum sondern war ganz ruhig. So wie immer. So als würde er bloß einen neuen Schüler begrüßen.

"Wo wart ihr den so lange? Ich habe noch dringende Termine und kann es mir nicht leisten, so lange auf euch zu warten und zu spät zu kommen."

"Es tut mir leid Vater. es war meine Schuld. Ich habe getrödelt und vergessen, dass wir heute zusammen fahren."

Beschämt schaute ich auf den Boden. Tränen in den Augen.

"Das war ja zu erwarten. So geht das aber nicht. Du bist viel zu undankbar und schlecht in der Schule."

Ich nickte, während mir die Tränen heiß über die Wangen liefen.

"Es tut mir leid." nuschelte ich immer wieder.

"Das sollte es auch. Damit so etwas nie wieder passiert, gehst du ab heute in die E-Klasse."

Geschockt schaute ich ihn an. Nein! Alles, nur das nicht! Das konnte ja nicht mehr schlimmer kommen.

"Für den Rest deiner Schulzeit. Du wirst nie mehr ins Hauptgebäude zurückkehren, bis du deinen Abschluss hast."

Oh doch, es konnte noch schlimmer werden. Ich war so eine schlechte Tochter! Wie konnte ich nur!

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So, jetzt ist es soweit und sie wechselt in die E-Klasse. Was das wohl bringen wird? Wird sie sich verändern? Wird sie lernen sich endlich gegen ihren Vater zu behaupten? Oder wird sie es doch nicht schaffen?

SEINE Schwester zu sein ist echt nicht leichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt