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Nachdem Koro-Sensei nach Italien aufgebrochen war, machten wir uns daran, alle Tische und Stühle an den Rand zu schieben und einen Kreis zu bilden. Ich half nur widerwillig mit, denn Koro-Sensei ordnete an, dass jeder von uns mitspielen musste. Sonst bekam er eine schlechte Note. Und ich wollte auf keinen Fall eine schlechte Note kassieren, nur weil ich mich davor scheute, etwas über mich zu erzählen oder irgendetwas zu tun. Besonders toll fand ich das allerdings immer noch nicht.

"So, hat jemand vielleicht eine Flasche?"

Fast alle schüttelten den Kopf. Nur ein Mädchen mit einem braunen Zopf sprang auf und holte eine Flasche Wasser aus ihrer Tasche. Na, so bringt uns die aber nichts.

"So bringt uns die aber nichts?!" So als hätte er meine Gedanken gehört sprach Karma das Mädchen -ich habe mir ihren Namen nicht gemerkt, ich meine wozu auch?- an.

Diese hob entrüstet den Kopf und begann auch sogleich loszuwettern, was das Zeug hielt. Sie beschimpfte Karma mit allem was sie gerade an Begriffen fand, doch dieser lachte nur. Verständlich. Dies war eine sehr lustige Situation. Ein anderes Mädchen, Kanzaki hieß sie, glaube ich zumindest, versuchte das andere Mädchen zu beruhigen.

"Toka! Beruhige dich! Wir können doch einfach das Wasser auskippen."

Kanzaki hatte eine sehr schöne Stimme und Toka wurde sogleich ruhiger und setzte sich wieder hin. Derweil ging Kanzaki mit der Flasche aufs Mädchenklo und kam kurz darauf mit einer leeren zurück. Diese legte sie dann in die Mitte.

"Da Toka netterweise die Flasche zur Verfügung gestellt hat, darf sie als erstes drehen."

Toka nahm die Flasche und dreht sie schwungvoll im Kreis. Wir alle warteten gespannt, wo die Flasche stehen bleiben würde. Sie wurde immer langsamer und langsamer, bis sie schließlich auf Maehara zeigte. Puh Glück gehabt...

"Wahrheit oder Pflicht?" fragte Toka ihn.

"Pflicht."

"Okay, gut. Du musst einmal um den Kreis hüpfen wie ein Frosch und die ensprechenden Gerüusche dazu machen."

Wie befohlen, tat Maehara das auch und alle lachten. Nur ich nicht. Ich sah nicht wirklich einen Grund zum Lachen. Die anderen sahen das nicht. Sie waren zu abgelenkt von Maehara, der sich jetzt mit einer großen Verbeugung hinsetzte. ich merkte, dass Itona auch nicht gelacht hatte und Karma bloß wie üblich gegrinst hatte.

Nun drehte Maehara die Flasche. Sie blieb vor Kaede stehen. Sie wählte Wahrheit und musste von ihrem peinlichsten Erlebnis erzählen. Das war wirklich ziemlich peinlich; Sie war auf einer Familienfeier, als sie gerade mal 7 Jahre alt war und hatte sich dafür auch schick gemacht; sie trug ein hübsches weißes Kleid mit grünen Blümchen darauf. Sie wunderte sich den ganzen Abend, warum alle so traurig waren und dunkle Sachen getragen hatten. Sie wurde die ganze zeit schief angesehen. Wie sich später herausstellte, war ihr Opa gestorben und das war die Gedenkfeier.

Während sie uns das erzählte, wurde sie rot und schaute die ganze Zeit auf ihre Füße. Nachdem sie geendet hatte, mussten alle, bis auf Karma, Itona und Ich, lachen. Sogar Kaede stieg mit ein, da es schlussendlich lustig war. Genau verstand ich das nicht. Ich meine, warum sollte das lustig sein, sich vor der Familie zu blamieren? Ich würde das lieber nicht. Aber so etwas passiert mir bestimmt auch mal, so dumm wie ich bin.

Jetzt hör doch auf!

Nein! Lass mich in Ruhe!

Wir spielten noch einige Runden und fanden so das ein oder andere über unsere Mitschüler heraus. Bisher war ich froh noch nicht dran gewesen zu sein. Doch dann passierte das Unvermeidliche. Ich musste mich entscheiden, Wahrheit oder Pflicht? Beides war ziemlich schlimm. Blöderweise hatte Rio gestellt und wird deshalb auch die Frage, bzw. die Aufgabe stellen. Ich grübelte noch kurz, bis ich mich entschied. Ich entschied mich für;

"Pflicht."

"Okay gut. Ich überlege mir was."

Ich hoffte auf etwas harmloses. Oh nein. Oh nein nein nein nein! Sie kuckt schon so! Sie hat sich mit ihren Mädchen beraten und so, wie sie jetzt kuckt, kann das nichts gutes heißen.

"Ich möchte, dass du dich jetzt sofort und für den Rest der Freistunde und bei allen möglichen nächsten Gelegenheiten..."

Sie machte eine dramatische Pause. Oh oh.

"Dich auf Itonas Schoß setzt!"

Waaas! Oh Gott! Nein!

Auch Itona schaute ziemlich unglücklich. Na das kann ja heiter werden.

Ich schaute ihn skeptisch und unsicher an. Ich wollte das nicht. Er anscheinend genauso wenig.

"Na los. Hop Hop. das ist deine Aufgabe und du musst sie erfüllen." Rio machte einige scheuchende Bewegungen.

Ich erhebe mich und laufe zögernd auf Itona zu. Vor ihm bleibe ich stehen und knibbele an meinen Fingern rum. Ich schaue noch einmal über die Schulter und sehe, dass Rio wieder einige scheuchende Bewegungen macht.

Also gut. Dann mach ich das mal. Langsam lasse ich mich auf Itonas Schoß gleiten. Dieser reagiert kaum. Ich atme einmal tief durch.

Rio lacht sich derweil einen ab. Sie sagt auch gleich, was so lustig ist.

"Du siehst aus wie ein Kind auf seinem Schoß." Ich werde rot und schaue auf meine, bzw. Itonas Füße. Wirklich witzig.

Als ich wieder aufblicke, schnaube ich nur.

"So, damit das jetzt auch richtig wirkt, musst du dich ganz auf seinen Schoß setzen und nicht nur auf seine Füße."

Ich schaue sie an. Mist. Ich komme ihrer Anweisung nach und setze mich richtig auf seinen Schoß, lehnte mich aber nach vorne.

"So bringt das aber nichts. Jetzt lehnst du dich an ihn und er soll seine Arme um dich legen."

Ich zögere kurz, doch als Itona tatsächlich seine Arme um mich legt, lehne ich mich an ihn. Diese umarmähnliche Berührung ist irgendwie tröstlich. Keine Ahnung wieso. Mich braucht doch niemand trösten. Niemand würde mich trösten wollen. Dazu bin ich zu blöd.

Ich versteife mich dennoch. So etwas ist ziemlich ungewohnt für mich. Mein Bruder und mein Vater sind nicht so die Typen dafür. Als Rio meine Nervosität bemerkt, gibt sie gleich ihren Kommentar dazu ab.

"Entspann dich. Er wird dich schon nicht zerquetschen oder hast du das Prinzip einer Umarmung nicht verstanden?" lachte sie.

Sie hatte sogar recht mit ihrem Kommentar. Ich hatte tatsächlich das Prinzip einer Umarmung noch nicht verstanden. Worin bestand der? Es ist nur das Legen seiner Arme um eine Person. Mehr nicht.

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Heeeeeey! Wie versprochen gibt es den nächsten Teil schon jetzt. Ich weiß, dass die Teile sehr unregelmäßig kommen... Naja, egal.

Man liest sich!

(Jeij! Über 1000 Worte!)

SEINE Schwester zu sein ist echt nicht leichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt