Havertz [lost game]

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*Indirekte Fortsetzung des letzten OS, kann aber auch so gelesen werden*

Verloren. Verdammt. Kopfschüttelnd und gleichzeitig seufzend schaltete Sophia den Fernseher ab, auf dem bis vor kurzem noch das League Cup Finale Chelsea gegen Liverpool zu sehen war. Ein verschossener Elfmeter, durch den sonst immer so perfekt abliefernden Torwart, und das Spiel war schon verloren.

Die Laune der Spieler konnte man regelrecht durch den Bildschirm spüren, pure Enttäuschung konnte sie aus Kais Blick entnehmen. Dabei war er derjenige gewesen, der sogar zwei Tore erzielt hatte, welche allerdings für Abseits erklärt wurden und somit nicht gültig waren.

Sie wusste jetzt schon, dass ihr Freund heute definitiv viele Kuscheleinheiten benötigt, um wieder runterzukommen. Aber da Sophia durch ihre Schwangerschaft und ihren übervorsichtigen Freund sowieso zur Bettruhe verurteilt wurde, machte es ihr nichts aus wenigsten Mal Gesellschaft zu bekommen.

Mittlerweile ist die junge Mutter schon in der 28 SSW, also Ende des 7. Monats. Die kleine Babykugel, die ihren Körper zierte, war in den letzten Wochen enorm gewachsen. Sowohl sie als auch der werdende Vater könnten nicht stolzer darauf sein, die Vorfreude auf ihren kleinen Schatz war schon seit Minute eins riesig und mit jedem Tag, der verging wurde sie noch größer und der Tag der Geburt rückte somit immer näher.

Gerade als Soph das Glas Essiggurken und die Tube Mayonnaise weggeräumt hatte, bekam sie mit wie die Haustüre aufgesperrt wurde und ein freudiges Bellen zu hören war. Balou hatte anscheinend vor ihr mitbekommen das sein Herrchen wieder zuhause ist.

Langsam trottet die junge Frau in den Flur, um ihren Freund zu begrüßen und in den Arm zu nehmen, was er seinem frustrierten Blick nach, unbedingt nötig hat.

„Hey" schmunzelnd beobachtet die Braunhaarige den Fußballspieler wie er kniend den Golden Retriever hinter dem Ohr kraulte. Als er jedoch die Gestalt seiner Freundin im Türrahmen stehen sah, sprang er schon regelrecht auf und drückte ihr stürmisch einen Kuss auf die Lippen. Danach fanden sich beide in einer innigen, langandauernden Umarmung wieder. Noch kam ihnen der Babybauch zum Glück noch nicht in die Quere, mal sehen, wie das in den nächsten Wochen so sein wird.

Nachdem Kai auch noch den kleinen ungeborenen Racker begrüßt hatte, so wie es jedes Mal gemacht wurde, wenn er nach Hause kommt, egal ob er nur kurz Brötchen holen war oder mit Balou Gassi, fand sich Sophia auf der Couch liegend wieder.

Der Champions League Torschütze stand hingegen an die Kücheninsel gelehnt und leerte mit einem Zug sein zweites Wasserglas. Sein Blick war starr auf die Uhrzeit der Mikrowelle gerichtet. Er dachte nach. Wahrscheinlich über das Spiel.

Er verkopft sich schon wieder und macht sich zu viele Gedanken, und das war nicht gut, soviel wusste die gebürtige Deutsche mittlerweile schon. Nach einer Niederlage macht Kai sich mit seinen Gedanken immer total fertig was für seine Psyche überhaupt nicht gut ist, er ist nun mal leider ein Kopfmensch.

Am besten war es bisher immer gewesen, ihn abzulenken und ihm so wenig Zeit wie möglich zum Nachdenken lassen. Klar, es war keine dauerhafte Lösung, aber zumindest bis ihr gemeinsamer Sohn zur Welt kam. Danach war sowieso keine Zeit mehr zum groß nachdenken.

Also drückte Soph sich mit beiden Armen von der Couch in eine stehende Position und streckte sich einmal durch, die Rückenbeschwerden sind seit zwei- drei Wochen noch extremer geworden. Das Stehen über einen längeren Zeitraum war ihr deshalb kaum mehr möglich.

Kai, welcher nicht mal mitbekommen hatte, dass seine schwangere Freundin ihren Stammplatz auf dem Sofa verlassen hatte und sich neben ihn gestellt hatte, schreckte aus seinen Gedanken als er plötzlich eine einfühlsame Stimme direkt neben ihm war nahm „Du denkst schon wieder viel zu viel nach“ Arme schlangen sich seitlich um den Torso des Lockenkopfes und ein Kopf schmiegte sich an seine Brust.

„Ich weiß, ich weiß“ murmelte der größere, während er seine Arme ebenfalls um die Braunhaarige schlang und seinen Kopf auf ihrem ablegte. Eine angenehme Stille breitete sich im ganzen Haus aus und die beiden Turteltäubchen genossen einfach den Moment.

Zumindest bis zu dem Zeitpunkt als Kai das Wort ergriff „Ich hätte mich mehr anstrengen sollen“ und da war er wieder, der selbst kritisierende, unsichere Profifußballer, der einfach viel zu sehr nachdenkt und die Fehler immer bei sich selbst sucht. Empört ausschnaubend hob Sophia den Kopf uns blickte zu ihm auf „Was redest du da für einen Unsinn? Du hast alles getan was du konntest! Hey, du hast zwei Tore geschossen kei-“ „Die waren Abseits“ ,„-ich weiß, aber es waren Tore, die du erzielt hast“ bei dem du tippte sie mit ihrem Zeigefinger mehrmals gegen seine Brust.

„Und wenn man den Elfmeter noch dazu zählt, waren es sogar 3-“ „Trotzdem hat es nicht gereicht“ langsam verlor die junge Frau die Geduld, ständig unterschätzt er seine Leistung und macht sich selbst runter. Wahrscheinlich lag es an den Hormonen das sich die Braunhaarige so schnell darüber aufregt, jedoch versuchte sie den Drang, ihm eine Standpauke über sein Können in diesem jungen Alter zu halten, zu unterdrücken.

Immer noch sah sie ihn an „Kai, du kannst dir nicht immer allein die Schuld für eine Niederlage geben. Ihr seid ein Team, jeder hat dazu was beizutragen, und du bist wohl derjenige der mit am wenigsten was dafürkann. Klar hattest du auch deine Chancen, aber die hast du größtenteils genutzt, das können andere nicht behaupten. Such doch nicht immer die Fehler bei dir. Das ist doch nicht gesund!“

Nun kuschelte sie sich wieder an seinen Oberkörper, fuhr aber dennoch mit ihrer Rede fort „Außerdem ist das doch nicht die Welt, ja mag sein, es ist der League Cup aber nicht die Champions League. Ihr habt doch noch nichts verloren! Wer interessiert sich den schon für diesen Preis? Und vor allem wenn es nur durch so einen blöden Elfer entschieden wurde! Es geht nicht immer nur ums gewinnen Kai, klar will man es natürlich, aber am Ende des Tages soll es Spaß machen und das darfst du nicht vergessen! Es schaffen so wenige dorthin, wo du jetzt stehst, sei mal ein bisschen stolz auf dich selbst! Denn ich und der kleine hier drin-" Soph deutet auf ihren Bauch ,,Könnten nicht stolzer auf dich sein!“

Nun schlich sich ein schmales Lächeln auf seine Lippen, das konnte Sophia spüren. Noch einmal hob sie den Kopf und ihr Verdacht bestätigte sich. Kurz darauf windete sie sich aus seinen Armen und stellte sich genau vor ihn hin, um sein Gesicht in ihre Hände zu nehmen, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihn in einen gefühlvollen Kuss zu verwickeln.

„Weißt du eigentlich, wie sehr ich euch beide liebe?“ Kais Kopf lag mittlerweile auf Sophias Dekolleté, während er über ihre Babykugel streichelte und mit ihrem gemeinsamen Sohn redete. Ihre Kuschelsession hatten sie auf die Couch verlegt, weil es für den Rücken der jungen Frau definitiv gemütlicher und schonender war.

„Du wirst bestimmt mal so wie dein Papa, ich hab's im Gefühl das du ein kleiner Fußballstar wirst- Ahh schau mal er hat sich bewegt, er stimmt mir also zu!“ „Ja ich hab's gemerkt, Kai“ kichern über die Freude des baldigen Papas, der es kaum noch erwarten kann mit seinem Sohn über den Rasen zu sprinten und ihm die ersten Fußballschuhe kaufen zu können, schüttelte Soph lachend den Kopf und schloss ihre Augen. Es gibt kein schöneres Gefühl als dieses hier.
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*(Ich weiß, es stimmt nicht ganz mit den Wochen überein den beim letzten OS war Sophia noch ganz am Anfang ihrer Schwangerschaft und jetzt ist sie schon eher am Ende XD Das beachten wir einfach mal nicht)*

Irgendwie mag ich diese ,,OS-Reihe" deshalb könnt ihr euch defintiv auf noch weitere Teile von den beiden (oder den drei) freuen :)



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