Moon Days - Erwacht

Kapitel 1

Was meinst du? ", fragte Skye ihren besten Freund Jul. Für eine Sechzehnzehnjährige war sie recht Klein, etwa ein metersechzig. Sie hatte glatte, schwarze Haare, die ihr bis zur Mitte ihres Rückens reichten, die sie aber immer in einem Pferdeschwanz bändigte.

Skye wandte sich Jul jetzt direkt zu, damit er sie besser in ihrem neuen, senkrecht gestreiften, blau-schwarzen Langarmshirt sehen konnte.

„Also ich finde dass du hübsch aussiehst, Skylar", meinte er, worauf hin Skye nur die Augen verdrehte.

„Was ?"

„Ich versteh einfach nicht wie du auf diesen Spitznamen kommen konntest. Er ist viel länger als mein eigentlicher Name und wenn ich dich danach frage, bekomme ich nur solche nichtssagenden antworten wie: tja, mit einem extra Grinsen im Gesicht von dir. Außerdem, willst du wirklich so zur Versammlung gehen? Vielleicht solltest du dir auch was anderes anziehen. Dieser Abend ist für mich sehr wichtig und das sollte er für dich eigentlich auch sein. Wir wurden das erste Mal beide eingeladen!"

„Zumal du auch erst letzten Monat zum ersten Mal mutiert bist, Skye. Also reg dich ab. Ich hatte schon mal so eine Rudelsitzung und die war echt einschläfernd. Die haben da nur darüber geredet, wie wichtig es ist, das wir uns an das Gesetz halten, bla bla bla."

Jul war nur ein Jahr älter als Skye, er war siebzehn, trug meistens zu lange, weite Hosen, die unten umgeschlagen werden mussten, dazu weite, mit kleinen Löchern versehene Pullover. Außerdem fand Skye, dass er damit nur seine Figur vertuschen wollte. Er war nämlich ziemlich groß, fast ein Meterfünfundachtzig, dazu etwas breitere Schultern, allerdings hatte er dünne Arme und lange, schlanke Beine, was für einen Lhya ungewöhnlich war. Seine Haare waren dunkelblond, fast schon in einem hellen Braunton und er hatte sehr helle, blaue Augen, mit einem leicht silbernen Ring um die Pupille, ein Merkmal dass jeder mit Lhuani hatte, auch Skye. Bei ihr fiel es nur mehr auf und viele hatten sie schon danach gefragt, da sie dunkelbraune, fast schon schwarze Augen hatte. Bei ihr war der Ring zwar dunkler als der von Jul, stach aber immer noch sehr stark hervor, man könnte sogar meinen dass er leuchtete. Skye war sich sicher, dass man Jul noch nie darauf angesprochen hatte. Aber vielleicht auch nur deshalb nicht, weil bei Jul der silberne Ring fast mit seinen hellblauen Augen verschmolz und somit fast nicht erkennbar war.

„Du weißt, dass die Versammlung wichtig ist. Du solltest nicht so darüber ablästern", meinte Skye. Erst vor kurzem waren sie und Jul in Lhyas gewandelt worden und Skye wollte zu ihrer ersten Versammlung heute Abend mit dem Phoenix-Rudel auf keinen Fall zu spät kommen.

Skye und Jul kannten sich seit dem Kindergarten, hatten sich aber nie richtig wargenommen, bis sie vor einiger Zeit in eine Schlägerei in der Nähe eines bekannten Clubs verwickelt wurden. Sie waren sich dort zufällig über den Weg gelaufen und hatten sich ein bisschen unterhalten. Sie hatten nicht gemerkt, in was für einer Ecke sie waren und hatten deshalb auch nicht damit gerechnet, dass sie angegriffen werden könnten.

Zu spät hatten sie dann die paar Jungs gesehen, die an ihnen vorbeigelaufen waren, kehrtgemacht und sie im Schatten der Häuser umzingelt hatten. Sie hatten Messer in der Hand und Skye hatte furchtbare Angst gehabt. Jul wollte sie verteidigen (er hatte mal einen Selbstverteidigungskurs besucht, war aber ein bisschen aus der Übung) und hatte dabei einige heftige und tiefe Stiche abbekommen. Außerdem ein paar Kratz- und Bisswunden. Über diese hatten sie sich nicht weiter gewundert, schließlich konnte man im Eifer des Gefechts ein bisschen Hitzig werden.

Sie war auch ein bisschen zerkratzt und verbeult, allerdings alles nur leichte und oberflächige Verletzungen, hatte sich dann aber von einer Notärztin zu einer Behandlung überreden, behandeln und ein Mittel gegen den Schock geben lassen, wärend Jul noch auf der Straße transportfähig gemacht werden musste. Sie hatte den Fahrer des Krankenwagens überreden können, dass er sie mit ins Krankenhaus mitnahm. Und als sie dann im Rückspiegel nochmal auf die Stelle schaute, an der Jul gelegen hatte, glitzerte sein Blut im hellen Licht des schmaler werdenden Mondes. Sie hatte sich sorgen um Jul gemacht und sich selbst vorgeworfen, falls er jetzt sterben würde, dann wäre es ihre Schuld.