chapter 4 | feelings

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Zu Hause angekommen, entledigte ich mich schnell von Blazer, Hemd und Hose und schmiss mich auf die Couch.
Heute war ein unfassbar aufregender Tag und meine Nervosität und Freude auf morgen stieg Moment für Moment immer ein wenig mehr.

Es war nun gegen 21:30 und ich wartete vor der Mikrowelle und schaute zu, wie mein Essen erwärmt wurde. Ich machte es häufiger so, dass ich vorkochte, um mich spät abends nicht noch hinstellen zu müssen, nur um etwas zu essen zu haben.

Heute gab es eine Reispfanne mit Gemüse. Das Rezept war von einer guten Freundin, welche mich in Berlin unterstützt hatte, als ich neu ankam. Maya arbeitet ebenfalls für die Grünen, nur eben im Deutschen Bundestag.
Wir lernten uns in der Bundesgeschäftsstelle kennen, als sie dort im Gang herumirrte und nicht wusste, wo sie hin muss. Sie ist die aktuelle Pressesprecherin für Konstantin von Notz, auch ein geschätzter Kollege von mir.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als die Mikrowelle piepte. Ich öffnete die Tür und nahm die heiße Schale heraus. Aus einem Schieber griff ich einen Löffel und beförderte mich wieder auf die Couch. Das Essen war noch zu heiß, sodass ich beschloss, meine Nachrichten zu checken.
Auf meinem Display erschien eine SMS - von Annalena. Sie ist die einzige Person, die ich kenne, die nur per SMS schreibt und das ist irgendwie süß.

'Hey, ich hab gerade Feierabend gemacht und bin auf dem Weg nach Hause. Ich freu mich auf morgen!', schrieb sie und automatisch zogen sich meine Mundwinkel nach oben, als ich ihre Nachricht las.

Ich antwortete: 'Das freut mich. Ich hoffe, du hast noch einen schönen Abend und ich freu mich auch auf morgen ;)'

Wie ein Honigbär grinsend betrachtete ich unseren Chat und fühlte ein unglaublich schönes Gefühl in mir, doch ich wusste nicht so richtig, was es war.

Um mich ein wenig beim Essen zu unterhalten, wollte ich fernsehen. Meine Augen suchten im recht dunklen Raum nach der Fernbedienung und ich schaltete das Gerät vor mir an. Es lief wie eigentlich immer das Erste und es kamen gerade die Tagesthemen.
Es ging um die Corona-Pandemie, soziale Ungerechtigkeit und um die Lage in der Ukraine. Es wurden schreckliche Szenen von den unter Beschuss stehenden Städten gezeigt und mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen bei dem Anblick. Wegen Putins Machtspielen müssen die Menschen der Ukraine nun um ihr Leben bangen, in der Ungewissheit, wann es sie treffen mag. Jegliche Form der Diplomatie war gescheitert. Er lies bis dahin nicht mit sich reden, keine friedliche Lösung finden.

Auch Annalena kam in dem Bericht zu Wort. Es wurden Ausschnitte der heutigen Pressekonferenz gezeigt und auch Teile ihrer Rede am Tag davor. Die Lage war gefühlt jede Stunde eine andere und auch zum jetzigen Zeitpunkt hatte man neue Erkenntnisse dieses Krieges, welche es wert wären zu erläutern. Doch ehe neue Statements und Antworten der Außenministerin zu erwarten waren, würde es wohl bis morgen dauern. Bis dahin hieß es abwarten, wie sich die Lage entwickelt.

Als ich aufgegessen hatte, waren die Tagesthemen zu Ende und ich stand auf, um mein Geschirr wegzubringen. Mein Gähnen offenbarte mir meine Müdigkeit und ich traf die Entscheidung, ins Bett zu gehen. Ich ging noch ins Badezimmer Zähne putzen und kuschelte mich dann fest ein, ehe ich einschlief.

- time skip, nächster Tag im Büro -

Heute ist Freitag, mein letzter Arbeitstag für diese Woche und das Treffen mit Annalena stand an. Robert schien sich heute zu verspäten. Er war schon 20 Minuten über seiner Zeit. Kaum als ich diesen Gedanken im Kopf aussprach, sprang die Tür auf und ein keuchender Robert Habeck trat ein. Seine Haare waren völlig durch den Wind und er schien zu schwitzen.

„Morgen, y/n. Sorry für die Verspätung, aber der Verkehr heute geht garnicht", atmete er schwer.

„Du, ich hab schon angefangen mit der neuen Drucksache. Musst nur nochmal drüber schauen, sonst ist alles für die Woche erledigt", verkündete ich ihm recht stolz, da ich mich echt ins Zeug gelegt hatte.

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