Als ich am nächsten Morgen aufwachte, kitzelten die Sonnenstrahlen in meinem Gesicht. Es zog ein leckerer Kaffeegeruch in den Raum und so streckte ich mich, rieb mir die Augen und stand auf.
Ich schritt in den Flur und nahm aus der Küche ich ein Pfeifen wahr - Annalena. In der Küche stand sie dann auch. Sie sah wunderschön aus in der Morgensonne und sie tanzte fröhlich vor sich hin.
Das Radio war an und es lief Don't Stop Me Now von Queen, einer meiner absoluten Lieblingssongs.Ich lief zu Annalena rüber und schlang meine Arme von hinten um sie. Wir lächelten beide in die Umarmung hinein und tanzten fröhlich, bis das Lied sein Ende fand.
„Und damit einen guten Morgen!", verkündete Annalena glücklich und hielt mir eine Tasse Kaffee unter die Nase.
„Danke", nahm ich sie ihr lächelnd entgegen.
„Ich hab schon Frühstück gemacht, weil ich nicht mehr schlafen konnte", beklagte Annalena.
„So schlimm gewesen neben oder besser gesagt, auf mir?", fragte ich ironisch.
„Nein, du Dummkopf", gab Annalena mir zurück, während sie mir leicht in die Schulter boxte.
Wir setzten uns an den Tisch und begannen zu frühstücken. Der Fernseher lief und Annalena lauschte gespannt den Nachrichten.„Die Lage in der Ukraine spitzt sich weiterhin zu. Die Hauptstadt Kiew wurde in der Nacht von Russland eingenommen. Wir erwarten heute gegen 16 Uhr ein Statement von Außenministerin Baerbock, welche sich mit den USA und der Ukraine aktuell im näheren Austausch befindet", sagte der Moderator der Tagesschau.
Mir stockte der Atem, als ich von der Lage in der Ukraine mitbekam. Annalena überraschte es nicht mehr, da sie bereits seit einigen Stunden wach war und rund um den Globus telefonierte.
Wir schwiegen. Keine Worte der Welt hätten meine Gedanken und Gefühle in der Situation beschreiben können. Annalena gab heute Morgen schon ein kurzes Statement zur Lage an die Presse und eine Konferenz folgt gegen 16 Uhr, jetzt war es gegen 10 Uhr.- time skip, Weg zum Außenministerium -
„Kommst du mit?", fragte Annalena, als sie sich im Bad fertigmachte.
„Wenn du das denn möchtest?", stellte ich die Gegenfrage.
„Du bist immer eingeladen mitzukommen," Sie grinste und wir machten uns beide fertig.
Annalena rief ihren Fahrer an und er holte uns ab. Wir fuhren durch die schönen Straßen Potsdams und ich hielt Annalenas Hand, da ich merkte, wie nervös sie war.
Erst seit drei Tagen ist sie im Amt und schon herrscht Krieg in der Welt. Keiner hätte damit gerechnet, da Putin immer das Versprechen gab, nicht in die Ukraine einzumarschieren. Und nun stehen wir hier und uns bleibt nicht anderes als zuzusehen - Waffen können wir aktuell keine liefern und die NATO kann und darf nicht militärisch eingreifen, sonst stehen wir wirklich vor dem 3. Weltkrieg.Annalena hatte nun verdammt wichtige Entscheidungen zu treffen und das nach nur so kurzer Zeit im Amt. Doch bis jetzt macht sie ihren Job richtig gut. Sie zeigt Putin die klare Kante und stellt sich gegen ihn - wenn auch für Gespräche und Diplomatie bereit.
Vor dem Außenministerium angekommen, warteten bereits viele Presseleute ungeduldig auf Antworten der Außenministerin. Diese blockt ab und erklärte, dass alle Fragen in der dafür vorgesehenen Pressekonferenz geklärt werden würden.
Wir traten in das Gebäude und eilten ins Büro.„Ich muss jetzt eine Menge wichtiger Telefonate führen. Wärst du so lieb und würdest mir die Unterlagen für die Konferenz dann raussuchen? Sie liegen irgendwo in dem Stapel dort." Sie deutete auf einen recht großen Berg an Papieren, welcher auf dem Schreibtisch lag.
„Klar gerne! Lass dich nicht aus der Ruhe bringen", begann ich sofort mich an die Dokumente ranzuschmeißen und Annalena mit telefonieren.
Nach einigen Minuten hatte ich die passenden Blätter gefunden und legte sie separat für sie zurecht.
Stunde für Stunde verging, in denen Annalena telefonierte und Mails schrieb. Ich hatte mittlerweile von Robert die Drucksachen für nächste Woche bekommen und arbeitete in Ruhe vor mich hin, um Annalena nicht zu stören.
Die Zeit rannte und nun war es so weit: die Pressekonferenz stand an. Annalena bedankte sich bei mir für die Papiere und wir liefen ins Foyer vor die Presse.
„Ja, liebe Vertreterinnen und Vertreter der Presse. Heute Nacht hat sich die Lage in der Ukraine aufs Extremste zugespitzt und die Hauptstadt Kiew ist nun in russischen Händen. Ich führe bereits sehr viele intensive Telefonate mit der Ukraine und Vertretern der EU, um entsprechend mit der Situation umzugehen. Es wird noch heute eine spontane Videoschalte mit den Außenministerinnen und Außenministern der EU geben und wir werden bestmöglich versuchen, uns auf Sanktionen gegen Russland, aber vor allem gegen den russischen Präsidenten Putin und den russischen Außenminister Lawrow zu einigen. Es werden keine leichten Verhandlungen und auch keine leichten Entscheidungen fallen, aber wir geben unser Bestes, das kann ich Ihnen hiermit versichern. Wir stehen vor einer sehr brenzligen Lage, in der jede Entscheidung genau bedacht sein muss. Die volle Ladung an Sanktionen gegen Russland auf den Weg zu bringen wäre die eine Möglichkeit, aber in meinen Augen nicht die richtige, da durch Sanktionen nicht primär die russische Bevölkerung bestraft werden soll. Diese muss bestmöglich vor allen Sanktionen geschützt bleiben.
Wir sehen mit großer Sorge in die Ukraine und auch nach Russland, wo immer mehr mutige Menschen gegen den Krieg und gegen Putin auf die Straße gehen. Die Leute wollen keinen Krieg führen und dies sollte Putin anerkennen und sofort an den Tisch der diplomatischen Auseinandersetzung zurückkehren. Mit Krieg schafft man keinen Frieden, sondern nur unendliches Leid in der Bevölkerung.
Wir haben als Bundesregierung vollste Solidarität mit der Ukraine und geben Russland die Möglichkeit, an den Verhandlungen teilzunehmen, solange die Waffen niedergelegt werden!"Annalenas Statement war eine eindeutige Ansage. Ihre Worte schienen auch bei der Presse für Staunen zu sorgen, da kurze Stille herrschte. Es gab nur vereinzelte Fragen, da alles von Annalena souverän beantwortet wurde.
Nachdem Annalena sich bei der Presse bedankte und verabschiedete, gingen wir wieder ins Büro.„Den hast du's gerade gegeben! Die waren alle sprachlos", lachte ich. Auch Annalena musste herzlichst lachen und nickte mir zustimmend zu.
„Soll ich irgendwas für dich erledigen? Ich will ja nicht umsonst hier sein." Annalena schaute zu mir und überlegte.
„Wärst du so gut und würdest mir einen Kaffee und was zu Essen holen? Ich hab richtig Hunger", bat sie mich.
„Natürlich Chefin", salutierte ich scherzend, ehe ich mich auf den Weg machte, um ihr etwas zu holen.
Mit gebratenen Nudeln und einem Kaffee trat ich wieder ins Büro und stellte es ihr auf den Tisch.
„Danke dir. Du bist echt meine Rettung!", bedankte Annalena sich bei mir und begann sofort zu essen.
Der Tag zog sich heute wieder in die Länge und erst gegen 21 Uhr traten wir aus dem Auswärtigen Amt.
„Ich muss mich nochmal bei dir bedanken y/n!", begann Annalena, „es ist wirklich nicht selbstverständlich, dass du dein Wochenende bei mir im Büro opferst. Und auch Danke für gestern. Ich muss mich noch bei dir revanchieren!", lachte sie auf und hob ihren Zeigefinger, um ihre Worte zu bestätigen.
„Ist doch kein Ding Anna, ich mach es gerne!", legte ich meine Hand auf ihre Schulter.
„Ach komm, ich nehm dich mit ja? Da musst du nicht in der Kälte warten", bot Annalena mir an.
So stiegen wir nach kurzem Warten in ihren Dienstwagen und sie brachte mich nach Hause.
An ein Leben mit ihr kann ich mich definitiv gewöhnen und ich freue mich, wenn ich bald für sie arbeiten darf - in etwa sieben Wochen.