Er lebt. Er lebt. Er lebt.
Egal wie oft sie es in Gedanken vor sich hin sagte, glauben konnte sie es nicht. Zulange hatte sie um ihn und ihre vergebene Liebe getrauert. Doch nun? Wie sollte sie nun weiterleben?
Ihn jeden Tag ansehen, jeden Tag sehen zu müssen, was sie niemals würde haben können.
Sie machte sich keine Illusionen. Severus Snape war kein Mann, der für eine Beziehung zu haben war. Er war zu eigenbrötlerisch, zu zurückgezogen, verletzt von all den Gräultaten, die ihm angetan worden waren, er war ein Slytherin, wobei er doch den Mut eines Löwen besaß. Und er war intelligent, attraktiv und hatte einen feinen Sinn für Humor.
Was tat sie da?, dachte sie. "Du wirst nie eine Chance bei ihm haben, vergiss ihn." , versuchte sie sich selbst zu überzeugen. Irgendwann würde sie bestimmt über ihn hinwegkommen und ihr Glück finden, wenn sie nur hart daran arbeitete, ihn zu vergessen. Nur wie? Lebte er doch nun sogar nur einige Türen weiter. Ein Wunder, dass sie ihn bis dato nicht auf den Gängen bemerkt hatte. Sie seufzte. Oder kein Wunder, wenn man bedenkt, wie... abgelenkt sie in letzter Zeit gewesen war.
Sie setzte sich an ihren Schreibtisch, der Stuhl war etwas unbequem, und begann die ersten Hausaufgaben des Schuljahrs zu kontrollieren.
Stunden später klopfte eine hellgraue Eule an das große Fenster hinter ihr und als sie aufstand, bemerkte sie, dass ihr Nacken vom vielen sitzen steif war und schmerzte.
Der Brief trug das Siegel des Zaubereiministeriums. Was die wohl von ihr wollten?
Sie öffnete ihn, las flüchtig, zerknüllte ihn, faltete ihn wieder auf und begann erneut zu lesen, konnte aber auch nach drei Durchgängen nicht glauben, welche Glanzleistung das Ministerium jetzt schon wieder vollbracht hatte. Hatten die etwa gar nichts aus dem Krieg gelernt?
Ihr Leben war vorbei, bevor überhaupt richtig begonnen hatte.Er hingegen lief in seinem Labor eine Schneise in den Parkett.
Seit er sie wiedergesehen und festgestellt hatte, dass sie zumindest körperlich wohlauf war, konnte er sich nicht davon abhalten, sie hin und wieder, in Kerkernischen gedrängt, zu beobachten. Merlin, er war zu einem kranken Stalker mutiert! Was machte diese Frau nur mit ihm?
Innerlich verdrehte er die Augen über sich selbst. Nun war er also zu einem liebestrunkenen Tölpel geworden. Ob er sich irgendwann kichernd und verliebt in einem leeren Klassenzimmer wiederfinden würde?
Verdammt, er war Severus Snape. Severus Snape kichert nicht, er ist nicht verliebt oder gar in der Lage, positive Gefühle zu empfinden. Ein Severus Snape ist beherrscht. Er täte gut daran, sich schleunigst wieder an diese Beherrschung zu erinnern. Er war ein Meisterspion! Für Gefühle war in seinem Leben doch schon lange kein Platz mehr.
Ein leises Pochen an der einzigen Fensterscheibe in seinem Labor ließ ihn aus seinen Gedanken aufschrecken. Eine dämliche Eule mit einem Brief vom Ministerium. Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Was wollten diese Delitanten nun schon wieder von ihm?
Ärgerlich verzog er sein Gesicht, die schmale Falte zwischen seinen dunklen Augen wurde während des Lesens zu einer Furche. Wie konnten sie es wagen? Hatte er nicht schon genug gelitten? War ihm nicht etwas Ruhe vergönnt?
Wofür hatte er eigentlich gekämpft, wenn einige wenige machtgeile Ministeriumsfuzis ihm nun so einfach Fesseln anlegen konnten?
Wo war die Freiheit und der Friede für den er gekämpft hatte? Wo die Liebe?
Er dachte an sie. Würde er sie jetzt endgültig verlieren?
Wütend legte er einen Stasiszauber auf den Wolfsbanntrank, den er gerade begonnen hatte, stürmte mit großen Schritten aus dem Labor und schlug die Tür zu.
Nein. Das konnte er nicht zulassen.
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After The War - Severus Snape Ff
FanfictionHermine will eigentlich erst einmal nichts tun. Den Krieg verkraften, verarbeiten. Ihn betrauern. Doch es kommt immer anders, als man denkt. Sie muss zurück. An den Ort, an dem ihre Freunde starben. An dem ER starb. Ihre, von ihren Gefühlen für ih...