Die große Halle füllte sich immer mehr. Ein Großteil der Lehrer war bereits auf ihrem Platz, die Schüler müssten jeden Moment ankommen. Der Tränkemeister saß auf seinem angestammten Platz. Da war er nun also wieder. Er seufzte. Trotz das der Krieg gewonnen und seine Verpflichtungen gegenüber Albus erledigt waren, quälte er sich dennoch hierher um lästigen, unwilligen Schülern etwas über die hohe Kunst des Tränkebrauens einzuprügeln. Nur geschah es diesmal auf Minervas Wunsch und nicht unter Albus Dumbledores Zwang.
Das Lehrkollegium hatte sich auf Grund des Krieges leicht verändert, Charity Burbage, die Professorin für Mugglekunde wurde vom dunklen Lord ermordet und laut Minerva wollte Pomona Sprout spätestens nächstes Jahr ihre Lehrtätigkeit aufgeben.
Das Ende des Krieges hatte Veränderung mit sich gebracht. Im Laufe der letzten Jahre war die Dunkelheit immer bedrohlicher in den Schatten der Schüler gewandelt und hatte ihre kindliche Unbefangenheit angegriffen und ihnen ihr Lachen geraubt.
Jetzt tummelten sich Plagegeist an Plagegeist laut und ausgelassen schwatzend an den vier Banketten. Die Stimmung im Schloss war ungewöhnlich, lange Zeit nicht mehr so gewesen. Er dachte an seinen ersten Schultag zurück, schon damals war er kein geselliger Mensch gewesen, aber mit seiner besten Freundin Lily an seiner Seite hatte er sich unbesiegbar gefühlt. Lily... Nein, das war kein Thema für den heutigen Abend.
Die zukünftige Professorin für Verwandlung eilte hingegen hastig die Gänge entlang. Sie hatte sich mit ihrem Zeitmanagement verschätzt und war ein wenig spät für das Festessen. Trotzdem noch einigermaßen pünktlich, immerhin war sie Hermine Granger, dennoch nicht pünktlich genug für ihre Verhältnisse. Nicht das Minerva noch auf die Idee käme, sie in eine Taschenuhr verwandeln zu müssen, dachte sie schmunzelnd. Sie erreichte die Tür zur Großen Halle, sie war noch geöffnet, und betrat zum ersten Mal seit Monaten wieder die Große Halle.
Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, die Große Halle sah immer noch wie die Große Halle aus. Sie gab nicht mehr das Schreckensbild wie direkt nach der Schlacht ab, noch hatte sie sich in einen Thronsaal verwandelt. Während sie den Gang entlang schritt, sah sie zur Decke, erinnerte sich an das erste Mal, als sie sie sah. Auch wenn sie damals bereits gewusst hatte, dass die Decke mit einem Zauber belegt war, war sie heute wie damals beeindruckt.
Die ersten Schüler waren bereits mit den Kutschen eingetrudelt und saßen schwatzend an ihren Haustischen. Und zum ersten Mal seit Ende des Krieges dachte Hermine, wie befreiend der Friede sein konnte.
Die Kriegsheldin war bereits am Lehrerpult angekommen und sah sich etwas verloren nach einem Platz um, als Minerva sie anwies, sich doch neben Severus zu setzen. Hermine nickte, in Gedanken versunken und nicht wirklich das Gesagte wahrnehmend, setzte sie sich schließlich auf den letzten freien Platz.
Ein eher unbeliebterer Kriegsheld hingegen, wagte es indes nicht, sich zu rühren. Er war geschockt, er dachte, er würde träumen, was war das, diese Höllenqual? Täuschten ihn seine geübten Augen, war dies ein misslungener Scherz, wie konnte das sein? In seinem Inneren brodelte es so sehr, dass er sich wunderte, das der Kessel nicht überlief. Äußerlich saß seine Maske selbstverständlich perfekt. Nicht umsonst war er jahrelang ein Meisterspion. Durch sein jahrelanges Training schaffte er es, Fassung zu bewahren und alle möglicherweise aufkommenden Gefühle in sein Innerstes zu verdammen und wegzuschließen.
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After The War - Severus Snape Ff
FanfictionHermine will eigentlich erst einmal nichts tun. Den Krieg verkraften, verarbeiten. Ihn betrauern. Doch es kommt immer anders, als man denkt. Sie muss zurück. An den Ort, an dem ihre Freunde starben. An dem ER starb. Ihre, von ihren Gefühlen für ih...