Kapitel 4

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»Ich dachte, dass wir meinen kleinen Bruder treffen würden. Von dem ihr mir kurzerhand erzählt hattet, schon vergessen?« Mit dem Kopf auf der Schulter starrte ich den Zwerg an. Er dafür nickte nur grinsend und lief wieder raus in den Gang, ohne auch ein einziges Wort zu sagen.

Bevor ich noch fragen konnte, was genau wir hier machten, erschien an der gerade noch komplett leeren Wand eine rote Tür. Was zum-

»Hereinspaziert!«

Ich bräuchte dringend eine Portion seiner Lebensfreude. Noch nie in meinen vier doch nicht schizophrenen Jahren sah ich ihn bedrückt oder gar traurig. Immer hatte er dieses Lächeln auf dem Gesicht, wobei dies auch oft gefälscht rüber kam. Oder ich hatte einfach solch einen Eindruck. Vielleicht lag es an seinen kantigen Gesichtszügen. Vielleicht aber auch an der Art, wie er immer mit einer überspitzten Stimme redete.

Eins aber wusste ich... Dieser kleine Zwerg verbarg noch viel mehr unter diesem dümmlichen Verhalten, darauf könnte ich meine Hand ins Feuer legen.

»Alva, ist Prinz Aryn hier?«, die Stimme Jahars zog mich wieder aus meinen Gedanken heraus. Mit hochgezogenen Augenbrauen sah er die junge Frau an, die laut atmend auf den Boden starrte. Ihre Kleidung sah genauso aus wie die der vielen Frauen, die ich vorhin auf dem Hof gesehen hatte. Es bestand aus einem einfachen Gewand, welches in der Farbe Lila war und durch einen braunen Gürtel an der Taille gehalten wurde.

»N-Nein. Er ist... Er ist draußen. Mit Lord Noar«, brachte sie dann nach einigen Stottern raus. Warum zum Teufel hatte sie so sehr Angst vor dem kleinen Zwerg hier? Der war halb so groß wie wir beiden.

»Der königlichen Wache Noar? Dieser junge Mann hört einfach nicht!«

Wütend stampfte er aus dem Zimmer. Nicht wirklich wissend, wie ich mich verabschieden sollte, nickte ich ihr kurz mit dem Kopf zu. Doch dies erwiderte sie nur mit immer größer werdenden Augen. Wie schon gesagt, komische Leute.

Zwerg lief irgendwelche alte Treppen runter, die nicht wirklich stabil wirkten. Doch das war mir jetzt egal, ich sollte ihm folgen. Hier allein gelassen zu werden wäre keine Option, die ich gerne wählen würde.

Als wir endlich draußen ankamen, lief er ohne auf mich zu warten zu diesen kämpfenden Typen. Mit jedem Schritt konnte ich die Männer besser erkennen- und Heilige Mutter Maria, waren die alle verdammt heiß.

Entweder ich war oben zu blind oder brauchte einfach nur Kontaktlinsen. Denn diese freien Oberkörper, waren nicht wirklich etwas, was mir entgehen würde. Vor allem nicht, wenn diese Körper so gut trainiert wurden. Die sahen sogar alle viel besser aus wie dieser eine bekannte Schauspieler, Chris Hemsworth. Und ich hätte nicht wirklich gedacht, dass das überhaupt möglich war.

Mir stockte der Atem, als mich zwei dunkle Augen so intensiv anstarrten, wie es mir noch nie passierte. Irgendwie konnte ich nichts anderes tun, als diesen Blick zu erwidern. Seine wundervollen Augen verfingen sich in meinen und ließen nicht los.

Doch nach einigen Sekunden erhielt ich glücklicherweise die Kontrolle meines Körpers wieder und konnte wegsehen. Denn nur ungefähr einen halben Meter von ihm entfernt saß ein Junge, nicht älter als 13, der sich einen Kristall ganz genau anschaute. Dabei ließ er sich kein bisschen von seiner Umgebung ablenken. Seine hellgrünen Augen blieben an diesem roten Kristall hängen.

Ich würde echt gerne wissen, was ihn daran so faszinierte.

»Hoheit, Euer Bruder, Prinz Aryn«, flüsterte mir der Zwerg leise zu. Ich schluckte den imaginären Kloß im Hals runter und atmete noch einmal tief ein und wieder aus. So, nun traf ich also meinen Bruder. Der Bruder, der wahrscheinlich genauso wie ich nicht wusste, dass der andere überhaupt existierte.

Trust & BetrayalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt